Neue Netflix-Serie „Skylines“: Frankfurts Dreifaltigkeit

Die deutsche Produktion „Skylines“ behandelt Drogen, Immobiliendeals und Gangster-Rap. Klischees zum Trotz porträtiert sie glaubhaft das Rap-Business.

Szene aus Skylines: Eine Frau und zwei Männer stehen gemeinsam im Fahrstuhl

Bei „Skylines“ spielen echte Rapper mit: Wie Nimo (r.), der über Drogen und Kriminalität rappt Foto: Netflix

Mit seinen Fingern schlägt der Künstler Jinn (Edin Hasanović) auf die bunt leuchtenden Tasten seiner Drum-Machine, das Publikum jubelt. Versunken in seiner Musik performt er live bei einem Rap Battle. Hinten, am Ende des Raums, beobachten ihn drei Männer, einer von ihnen ist der Talentscout Semir (Sahin Eryilmaz) des berühmten Gangster-Rap-Labels Skylines. Später, nach Jinns Auftritt, wird Semir ihn in die Büros von Skyline einladen und sagen: „Die Old-School-Synthies sind baba.“

Zugegeben, es ist ein klischeehafter Einstieg in die am Freitag startende Netflix-Serie „Skylines“. Und es folgen noch weitere Klischee-Momente: Wenn die Drohne über die leuchtenden Bankentürme in Frankfurt am Main fliegt, Junkies im Bahnhofsviertel auf dem Boden nach Crack suchen oder der Satz fällt: „Da hätten wir gleich in Offenbach bleiben können.“

Das Crime-Drama handelt, kurz gesagt, von der (Vorsicht, wieder Klischee!) Dreifaltigkeit FFMs: Immobiliengeschäften, Drogen und Gangster-Rap. Im Teaser zur Serie wird deshalb auch passend die Zeile „Bankenmetropole, Junkies, Crack und Kohle“ gerappt.

Familienloyalitäten, Korruption und Drogenfahndung

„Skylines“ ist die vierte deutschsprachige Produktion von Netflix. Auf den ersten Blick erinnert sie an Serien wie „Dogs of Berlin“ oder „4 Blocks“. Alle drei Produktionen gehen um ähnliche Probleme, Charaktere und Milieus. Familienloyalitäten, Korruption und Drogenfahndung sind ebenso Thema wie Polizist*innen, die das aufdecken wollen. Die Autoren Dennis Schanz und Luis Singer bringen aber noch eine weitere Komponente hinzu, die die Miniserie von anderen abhebt: den Gangster-Rap.

Es entstehen vier Dramen, die gleichzeitig erzählt werden. Drama eins: Der zentrale Konflikt dreht sich um das fiktive Gangster-Rap-Label Skyline Records. Nachdem Jinn von Skylines abgeworben wird, verliert er sich nach und nach in der Musikwelt, lässt Familie und Freund*innen im Stich.

Drama zwei: Starrapper Kalifa (Murathan Muslu), der es von Offenbach nach Frankfurt geschafft hat und nun Skylines leitet, wird von seinem Bruder Ardan (Erdal Yildiz) überrascht. Dieser kehrt nach vielen Jahren nach Frankfurt zurück und will sich ein neues Leben in der Stadt aufbauen – mit, Überraschung, Drogengeschäften.

Drama drei: Dann wäre da noch der Banker Raimund (Richy Müller), Vater von Jinn, der an unsauberen Immobilieninvestments beteiligt ist und so vom Brexit profitieren will. Er wird erpresst und holt sich Hilfe von einem Auftragskiller.

Drama vier: Die Polizistin Sara (Peri Baumeister) wird zur Gegenspielerin Ardans, den sie noch aus ihrer Jugend kennt. Ihr Ziel: „Unsere Stadt sicherer machen“.

Für eine Serie mit nur sechs Folge ist es zu viel Stoff. Deswegen ist es wenig überraschend, dass die Serie oft den Fokus verliert und sich in Eskalationsszenen verliert. Kurz vor Ende, wenn eine Gewaltszene auf die andere folgt, fragt man sich, wie es so weit kommen konnte.

Authentische Erzählung

Dabei ist die Erzählung um das Rap-Business das entscheidende Detail, das in „Skylines“ am authentischsten erzählt wird. Deutsche Rap-Größen wie Nimo, Azzi Memo oder Olexesh spielen in der Serie mit. Ihre schauspielerische Leistung wirkt teilweise etwas holprig, doch dadurch sind sie glaubwürdig. Auch Rapper*innen wie Nura, Miss Platnum, Celo & Abdi, Azad und MC Bogy verkörpern sich selbst in der Serie. Sie alle haben auch den Soundtrack zur Serie beigesteuert.

Wie authentisch dieses Milieu dargestellt wird, zeigt auch der Vorwurf des Frankfurter Rappers Cousin JMF, bürgerlich Jan Lehmann. Der will sich nämlich in „Skylines“ wiedergefunden haben. Netflix soll die Persönlichkeits- und Markenrechte von Lehmann verletzt haben, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Denn Lehmann habe bereits 2003 das Frankfurter Label Skyline Records gegründet und sich die Markenrechte dafür gesichert.

„Wir sagen nicht, seine Lebensgeschichte wurde nachgedreht. Aber es gibt einige Parallelen, die uns nachdenken lassen“, sagte Lehmanns Anwalt der Gießener Allgemeinen. Bislang hat Netflix die Anschuldigungen zurückgewiesen, „Skylines“ erscheint wie geplant am Freitag. Der Rechtsstreit sei aber noch nicht vom Tisch. So geht es wenigstens außerhalb der Serie um das entscheidende Drama, nämlich Skyline Records.

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