Öko-Lotterie für den Klimawandel: Viel Glück beim Pechspiel

Die Umweltlotterie bringt Millionen für Öko-Projekte. Wären wir konsequent, würden wir auch Klimapakete und CO2-Preis als Glücksspiel anlegen.

eine Roulettekugel liegt in der 31

So mag es die GroKo: Alles auf Rot oder Schwarz Foto: dpa

Mathe war in der Schule nicht meine größte Leidenschaft. Von der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist bei mir nur hängen geblieben, wie ein Schulfreund sagte: „Lotto spielen? Bin ich verückt? Es ist dreimal wahrscheinlicher, vom Blitz erschlagen zu werden, als den Jackpot zu knacken.“ Und bisher hat ihn der Blitz noch nicht ein einziges Mal erwischt.

Aber zum Glück gibt es ja andere Leute. Die spielen Lotto, Toto oder Ähnliches: Eigentlich verboten, nur nicht, wenn der Staat seine Bürger abzockt. Die Ökos suchen ihr Glück bei „Bingo – Die Umweltlotterie“, wo ein Teil der Erlöse in Kinderbauernhöfe, Museen, Obstwiesen und Artenschutz fließt: Immerhin 190 Millionen Euro in den letzten 22 Jahren. Es gibt schlechtere Wege, sein Geld zu verschleudern.

Jetzt aber der Aufreger: Letztens gab es einen VW-T-Roc zu gewinnen. Ein böses SUV, sagen die einen. Ein höher gelegter effizienter VW-Golf, die anderen. Ein bisschen peinlich ist das ja schon: Als Hauptpreis der Umweltlotterie ein bulliger Spritfresser und kein selbstgestrickter Norwegerpulli.

In Zukunft wolle man „auf nachhaltigere Sachpreise“ setzen, sagt Lotto, man habe ja auch schon E-Autos ausgelobt. Aber klar, die Preise müssten attraktiv sein: Die Lotterie „muss ja auch funktionieren.“

Warum nicht einen Tesla verlosen?

Man könnte davon lernen, wie man Öko attraktiv macht. Wenn Menschen freiwillig Geld für ein Glücksversprechen mit einer Wahrscheinlichkeit von Eins zu 53 Fantastilliarden hinlegen, könnte man so doch auch ein echtes Klimapaket finanzieren: Den Spritpreis jedes Jahr um 10 Cents erhöhen, dafür aber unter allen Teilnehmerinnen einen Tesla ausloben! Die Tonne CO2 als „Klima-Los“ für 50 Euro verkaufen und zehn Tickets zur nächsten Klimakonferenz verteilen! Saftige Erhöhungen bei den Fleischpreisen, dafür 1.000 Rinderhälften verlosen!

So eine Öko-Lotterie der GroKo (Motto: „Alles auf Rot oder Schwarz“) würde auf den Kopf stellen, wie gerade das globale Glücksspiel mit unserer Zukunft läuft. Denn bei einer Lotterie verlieren fast alle. Es gewinnen ein paar Glückspilze, die Lotterie und der Staat – und trotzdem haben alle gute Laune! Das große hochriskante Pechspiel, mit dem wir derzeit beim Klima, der Artenvielfalt oder dem Plastikmüll zocken, läuft aber genau anders herum: Jeder gewinnt ein bisschen, weil er fliegt, Fleisch isst oder Plastik nutzt – aber insgesamt verlieren wir alle. Und meckern auch noch rum.

Wir brauchen also neue Spielregeln und jede Menge Glück. Denn einfach so weitermachen wie bisher hat auch einen Namen: Russisches Roulette.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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