Glänzende Augen im Singkreis der Liebe

Saba Lou Khan spielt am Samstagabend in der Neuköllner „Heiners Bar“ Songs aus ihrem garagigen neuen Album „Novum Ovum“

Von Jens Uthoff

Samstagabend, ein holzvertäfelter Raum in der Neuköllner Kneipe „Heiners Bar“. In intimer Atmosphäre, nur mit Akustikgitarre und Gesang stellt die Berliner Songwriterin Saba Lou Stücke ihres neuen Albums „Novum Ovum“ vor. Gut 30 Leute – darunter Freunde, Familie, Fans – sitzen dicht gedrängt im Kerzenschein; sie schnippen mit den Fingern und grooven vor sich hin. Nicht selten sind sie mucksmäuschenstill, gebannt der ergreifenden Stimme der Künstlerin lauschend.

Saba Lou Khan, 19 Jahre alt, macht schon seit vielen Jahren Musik. Sie ist die Tochter des allseits bekannten indokanadischen Garage-Rock-Barden Arish Ahmad Khan alias King Khan (der übrigens auch mit unverkennbarem Kopfschmuck im Publikum sitzt) – während jener für punkig-dreckigen Raunch’n’Roll steht, ist sie deutlich geprägt von den Sixties, von Country, Rhythm & Blues.

2017 veröffentlichte Saba Lou ihr Debütalbum „Planet Enigma“, das tolle Songs hatte, aber noch ziemlich Lo-Fi klang – nun folgte im Oktober also „Novum Ovum“, ein fein arrangiertes und komponiertes Album, das einen Schritt nach vorn darstellt. Beteiligt waren unter anderem Mitglieder der Berliner Psychpop-Band The Gondors und der befreundete Gitarrist Oska Wald (Chuckamuck) – so ist dieser Abend wie ein Familientreffen, denn im Anschluss an Saba Lou sollen Oska Wald und Lorenz O’Tool mit einem Chuckamuck-Akustikset folgen.

Zunächst aber nimmt Saba Lou mit ihrer Stimme den Raum ein, sorgt bei vielen im Publikum für glänzende Augen. Sowohl ihr Äußeres – mit dieser Kurzhaarfrisur hätte sie seinerzeit auch bei den Supremes einsteigen können – als auch ihr Gesang erinnern an die sweeten Songs der Sixties, lassen an die Zeit von Etta James und Aretha Franklin denken. So spielt sie etwa das Werwolf-Lied „Silver Pill“, das einen nur scheinbar sicher im ¾-Takt wiegt, sowie „Telepathetic“ vom neuen Album – Songs, die durch und durch den Geist dieser Ära atmen. Das gilt auch für „Primrose Diner“, geschrieben für alle „Kellnerinnen und Servicekräfte dieser Welt“, wie sie sagt. Das etwas garagigere Liebeslied „Penny Roll“, das Saba Lou auch in der Akustik-Version mit mehr Wucht und lauterer Stimme singt, hat das Zeug dazu, selbst die härtesten Herzen zu erweichen. Als sie es nun anstimmt, hat sie eh schon alle Herzen geknackt.

Liebeslieder sollen auch im zweiten Teil des Abends eine gewichtige Rolle spielen. Auffallend viele Songs der beiden Chuckamucker Oska Wald und Lorenz O’Tool tragen Frauennamen im Titel – sowohl Eigen- als auch Fremdkompositionen. In einem Song über die Ballerina „Valentina“ entdeckt Oska Wald seine Vorliebe fürs russische Ballett. Auch „Annabelle“ wird noch besungen, und zwischendurch erweisen sich Oska Wald und Lorenz O’Tool gar als 1A-Neil-Young-Parodisten.

Gegen Ende singt schließlich die kleine Festgemeinschaft zusammen den Chuckamuck-Song „Roboter der Liebe“. Und als im Refrain dieses Stücks ein lang gezogenes „Ich bin ein Roboter der Liee-beeeee“ durch den Raum hallt, da schließt sich irgendwie ein Kreis, denn damit geht ein Abend mit viel Song gewordener Liebe zu Ende.

Saba Lou: „Novum Ovum“ (Ernest Jenning Record Co./Khannibalism)