Proteste gegen Weltwirtschaftsforum: Klima-Protest in Davos

Greta Thunberg und hunderte Ak­ti­vis­ti­n*­in­nen reisen zum Firmen-Politik-Gipfel nach Davos. Dort wollen sie für eine bessere Klimapolitik streiten.

Mädchen sitzt auf dem Boden im Schnee

Letztes Jahr lag Schnee: Greta Thunberg Januar 2019 in Davos Foto: Markus Schreiber/ap

BERLIN taz | Sie wollen auch über die Berge kommen. Kri­ti­ke­r*in­nen des Weltwirtschaftsforums von Davos haben angekündigt, mit Tourenski aus den umliegenden Tälern zu dem Bergort hinaufzukraxeln und durchs Gelände um die Polizei herumzufahren. Der Protest gegen den alljährlichen Manager- und Politikergipfel erlebt in diesem Jahr eine Renaissance – angetrieben durch die Klimadebatte.

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) beginnt am Dienstag. Zusammen mit Dutzenden Staatschefs, Hunderten Mi­nis­te­r*in­nen und Tausenden Firmenvorständen werden auch US-Präsident Donald Trump, Kanzlerin Angel Merkel und Klimaaktivistin Greta Thunberg erwartet. „Die Mitglieder des WEF tragen eine große Verantwortung für die Klima­krise“, schreibt die Gruppe Strike WEF. Sie beruft sich auf eine Untersuchung des Carbon Accountability Institute (Institut für Kohlenstoff-Verantwortung) aus Colorado, USA, derzufolge allein 20 Erdöl-, Gas- und Kohlekonzerne ein Drittel aller globalen Kohlendioxidemissionen verursachten. Einige von ihnen wie Saudi Aramco, Chevron und BP gehören zu den strategischen Partnern des WEF. Sie finanzieren die Veranstaltung und beeinflussen ihre Agenda.

Als Teil der weltweiten Fridays-for-Future-Bewegung hat Strike WEF unter anderem eine Protestwanderung angemeldet. Der Fußmarsch beginnt am kommenden Sonntag in der Stadt Landquart in Graubünden und soll am Montag Klosters unterhalb von Davos erreichen. Nur für diesen Teil der Demonstration hat die Polizei die Benutzung der Straße erlaubt. Danach wolle man über Wanderwege, für die keine Erlaubnis nötig sei, nach Davos gelangen, sagte Payal Parekh von Strike WEF.

Dort wollen die Kli­ma­strei­ker*innen am Dienstag an einer Kundgebung teilnehmen, die die Jung­so­zia­lis­t*in­nen Graubünden bei der Polizei angemeldet haben. Die hat eine Veranstaltung mit 300 Leuten auf dem Rathausplatz in der Nähe des Bahnhofs genehmigt. Später gibt es eine „Volksversammlung“ in einer Schule, um zu beraten, wie sich die Kohlendioxid­emissionen bis 2035 auf null senken lassen.

Das Weltwirtschaftsforum nennt erstmals Umweltrisiken auf den ersten Plätzen:

1 Extreme Wetterereignisse

2 Scheitern der Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen

3 Umweltkriminalität wie Öl- und radioaktive Kontamination

4 Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemen

5 Große Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis

Möglicherweise wird Greta Thunberg, die Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, an den Protesten teilnehmen. Sie soll aber auch im offiziellen Programm des Forums auftreten. Im großen Saal diskutiert sie unter anderem mit Oliver Bäte, dem Vorstandsvorsitzenden der Allianz Versicherung. WEF-Chef Klaus Schwab ist bemüht, seine Veranstaltung nicht als Kongress von Konzernen erscheinen zu lassen, sondern ihm den Anschein der Offenheit zu verleihen. Deshalb hat das WEF Aktivistin Thunberg als eine von zehn jugendlichen „Change Makers“ eingeladen.

Davos als natürlicher Gegner der Globalisierungskritik

Diese Flexibilität ist eine Lehre aus früheren Konfrontationen. Während das heutige WEF bis in die 1980er Jahre nur ein Managertreff mit begrenzter Reichweite war, mauserte es sich im Zuge der neuen Globalisierung zum Weltwirtschaftsforum. Linke Kri­ti­ke­r*in­nen der Globalisierung, die Ende der 1990er unter anderem die Organisation Attac und 2001 das Weltsozialforum im brasilianischen Porto Alegre gründeten, betrachteten Davos als ihren natürlichen Gegner und Drehscheibe der globalen Herrschaft der kapitalistischen Konzerne.

Im Jahr 2000 zog eine Demonstration mit rund 1.000 Leuten durch Davos, 2001 kam es zu Straßenschlachten in Zürich. 2004 wurden linke Da­vos-Geg­ne­r*in­nen in Landquart von der Polizei eingekesselt. Jahrelang tagte parallel zum Forum in Davos die Organisation Public Eye (Öffentliches Auge) und verlieh ihre Schmähpreise an Konzerne. 2015 hatte sich diese Protestform erschöpft. Nun geht es wieder los. „Die Mitglieder des WEF stehen für ein System, das in einer endlichen Welt auf unendliches Wachstum baut“, schreibt Strike WEF. Das WEF gehöre abgeschafft.

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