Club „Robert Johnson“ in Offenbach: See you soon, hoffentlich

Der Club Robert Johnson in Offenbach hat sich fürs Überleben eine besondere Fundraising-Aktion mit bildenden Künstler:Innen ausgedacht.

Ein DJ-Pult vor bunten Fenstern

Kein Flugschalter, es das DJ-Pult im „Robert Johnson“ Foto: Marina Hoppmann

Wer es ernst meint mit dem Clubbing, stand an diesem Ort wenigstens schon einmal auf der legendären Dachterrasse und blickte nach durchtanzter Nacht erschöpft, aber glücklich auf den Main, über dem gerade die Sonne aufging. Im Rücken die wummernden Boxen des Clubs Robert Johnson, in dem die Party, die am Freitag begonnen hatte, noch bis tief in den Sonntag hinein weiterlief. Seit seiner Gründung vor 21 Jahren ist „das Robert“ der Technoclub, den Frankfurt gern für sich reklamieren würde, der aber im benachbarten Offenbach residiert, auf dem Gelände eines alteingesessenen Ruderclubs.

Von Beginn an bestanden an dem auch international bekannten Club enge Verbindungen zur Städelschule und der Hochschule für Gestaltung, Künstler:innen wie Anne Imhof jobbten im „Robert Johnson“: „Anne war Türsteherin – dafür braucht man schon eine bestimmte Persönlichkeit. Aber man nimmt auch was mit fürs Leben, das sagt sie selbst immer wieder“, erklärt Ata Macias, Gründer, DJ und Impresario des Robert Johnson.

Macias ist ein Urgestein der Frankfurter Techno- und Houseszene. „Und Tobias Rehberger hat früher seine Platten bei mir im Laden gekauft (Anm. „Delirium“, ebenfalls von Macias mitgegründeter Techno-Plattenladen). Das Robert Johnson ist die Factory Offenbachs“, sagt Macias und lacht, obwohl der Anlass des Gesprächs kein bisschen lustig ist.

Die Kommune ist zu arm

Ob renommiert oder nicht, Covid-19 streckt im ganzen Land das Nachtleben nieder, auch das Robert Johnson musste vor einigen Wochen auf unbestimmte Zeit schließen. Keine Einnahmen, aber die Miete muss der Laden weiter zahlen: „Die Stadt Offenbach ist leider zu arm, um Clubs wie den unseren zu unterstützen.“

Eigeninitiative ist gefragt: Und so entstand aus der Kunst-Connection die Kampagne „See You Soon“, die nun gestartet ist. 32 Künstler:innen tragen mit extra für die Solidaritätsaktion kreierten Werken zur Rettung des Offenbacher Clubs bei. 16 „Multiples“ und ebenso viele „Robert Johnson Editions“ werden nach und nach erhältlich sein. Ab jetzt sollen jeweils mittwochs bis September immer Kunstwerke verkauft werden. Erschwinglich für Kauffreudige aller Kontogrößen, das ist wichtig: „Die Kampagne soll kein elitäres Ding sein“, erklärt Designerin Sandra Doeller, verantwortlich für die visuelle Kommunikation.

Gemeinsam mit Ata Macias hat sie „See You Soon“ ausgetüftelt, Macias fragte alle Künstler:innen direkt an: „Wir wollten vor allem Leute dabeihaben, die eine persönliche Verbindung zum Club haben.“ So kann zum Bispiel ein To-go-Becher aus Porzellan von Stefan Marx erworben werden.

Micky Mouse im Spiegel

Aber auch der Chef macht mit: Ata Macias steuert einen Spiegel mit Micky-Mouse-Motiv bei – warum ausgerechnet Disney? „Micky Mouse ist immer gut drauf und kommt aus jeder schwierigen Situation raus. Das streben wir auch an!“ Eine geheime Widmung hat der Spiegel auch: wer 160 Euro berappt, erfährt, von wem sie stammt.

Sandra Doeller hat einen Schlüsselanhänger gestaltet, auf dem das Motto „See You Soon“ zu lesen ist. „Der Anhänger ist alltäglicher Begleiter, gleichzeitig ist er eine Referenz an Getränke- und Garderobenmarken. Und er soll die Hoffnung ausdrücken, dass wir uns alle bald wiedersehen.“

weitere Informationen:

http://www.seeyousoon.love

Der Wunsch auf eine Wiedereröffnung ist groß, viele DJs hätten sich schon Dates zum Auflegen geben lassen, obwohl ungewiss ist, wann genau es wieder losgehen kann. Im Gegensatz zu anderen Clubs gibt es keine gestreamten DJ-Sets aus dem Robert Johnson: „Da halten wir uns raus“, sagt Ata, „Energie und Atmosphäre einer Clubnacht lassen sich im Stream eh nicht vermitteln. Wir sammeln lieber unsere Kräfte für die Zukunft!“

Apropos: Gibt es Pläne, was in der Re-Opening-Night passieren soll, sofern sie stattfinden wird? „Es wird gewünscht, dass Ata und Dixon auflegen, wie damals in der Eröffnungsnacht 1999. So werden wir es dann auch machen.“

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