Angst vor Chaos nach der Wahl

Eine Trump-Rallye jagt die andere am letzten Tag vor der Präsidentenwahl. Joe Biden hofft auf Hilfe von Lady Gaga

Auch in Pennsylvania,

einem für die Wahl entscheidenden Swing State, werde es „einige Tage dauern, die größte Zahl der Stimmen zu zählen“, sagte

die zuständige Wahlleiterin Kathy Boockvar

Von Stefan Schaaf

Trump in Pennsylvania, Trump in Wisconsin, Trump in Michigan: Am letzten Tag des Wahlkampfs will der US-Präsident sich noch einmal in den drei Bundesstaaten bejubeln lassen, die er vor vier Jahren mit hauchdünnem Vorsprung gewonnen hatte. Diesmal jedoch liegt er in allen drei Staaten in den Umfragen zwischen 5 und 8 Prozent hinter dem demokratischen Kandidaten Joe Biden. Biden wird am Montag viermal in Pennsylvania auftreten, am Abend mit Megastar Lady Gaga in Pittsburgh. Trump plant außerdem einen Besuch in North Carolina. Auch dort wird ein knappes Ergebnis der Wahl erwartet. Im ganzen Land wächst die Furcht vor einem chaotischen Wahlverlauf mit umstrittenen Ergebnissen, die Proteste und womöglich Gewalt nach sich ziehen.

Beide Kandidaten zeichnen ihren jeweiligen Gegner als ungeeignet für das Präsidentenamt. Biden sei „von China gekauft“, twitterte Trump am Montag. Biden verweist immer wieder auf das Versagen von Trumps Regierung in der Coronapandemie. Trump habe es versäumt, die Bürger vor dem Virus zu schützen, das in den USA bisher mehr als 230.000 Menschenleben gefordert hat. „Trump ist voller Angst. Er weiß, was ihn in Pennsylvania erwartet, wenn die Bevölkerung ihre Stimme abgibt“, sagte Biden am Sonntag in Philadelphia. „In zwei Tagen können wir eine Präsidentschaft beenden, die die Flammen des Hasses geschürt hat.“

Trump hingegen behauptet auf seinen Wahlkampfauftritten immer wieder, in Sachen Corona seien die USA „fast über den Berg“. Sein Chef-Epidemiologe Anthony Fauci nahm am Freitag den neuen Rekordwert von mehr als 98.000 Neuinfektionen zum Anlass, eindringlich vor einer Verschärfung der Pandemie in den Wintermonaten zu warnen. Am Sonntag lästerte Trump dann über Ärzte, die sich angeblich an der Pandemie bereicherten. Rufe aus dem Publikum, die von Trump forderten: „Schmeiß Fauci raus!“, beantwortete der Präsident grinsend mit dem Hinweis, sie sollten sich bis kurz nach der Wahl gedulden.

Für die Demokraten ist es entscheidend, ihre Wähler:innen am Dienstag zur Stimmabgabe zu mobilisieren. Dabei hat zuletzt auch Ex-Präsident Barack Obama geholfen, der mehrfach mit Biden auftrat und auch persönlich Wähler:innen anrief. Es wird mit einer Rekordbeteiligung gerechnet, aber die Demokraten haben diesmal coronabedingt auf die Mobilisierung von Haustür zu Haustür verzichten müssen. Trump und seine Anhänger haben die Abstandsregeln hingegen meist ignoriert. 94 Millionen Stimmen sind bereits vorab in Wahlstationen und per Brief abgegeben worden. Mit insgesamt 150 Millionen Stimmen wird gerechnet, deutlich mehr als die 139 Millionen vor vier Jahren.

Trump versucht weiter, den Ablauf der Wahl selbst zu diskreditieren. Das Land müsse in der Wahlnacht erfahren, wer gewonnen habe, sagte er. Doch die große Mehrheit der Bundesstaaten wird, wie üblich, ihre offiziellen Ergebnisse erst in der zweiten Hälfte des Novembers melden. Die große Zahl der Briefwahlstimmen dürfte die Auszählung diesmal noch weiter verzögern. Auch in Pennsylvania, einem der möglicherweise wahlentscheidenden Swing States, werde es „einige Tage dauern, die größte Zahl der Stimmen zu zählen“, sagte die zuständige Wahlleiterin Kathy Boockvar dem Sender NBC.

Bei den Demokrat:innen wird befürchtet, dass Trump sich schon in der Wahlnacht aufgrund von Teilergebnissen zum Sieger ausruft. In einigen großen Städten wurden bereits Geschäfte mit Brettern verrammelt.