Sinkende Zugangshürden für Coronatests: Schnelltests für den Hausgebrauch

Spahn plant Coronatests für zuhause. Endlich! Auf diese Weise werden sie erschwinglicher und erleichtern den Alltag in der Pandemie.

Durchführung eines Schnelltests: Probe wird in eine Flüssigkeit getaucht

Noch müssen Schnelltests von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden Foto: Oliver Berg/dpa

Der Markt regelt den Preis und der ist hoch. Wer das Glück hat, ein Testzentrum in der Nähe zu wissen, und sich dort per Schnelltest auf Infektiosität mit Sars-CoV-2 testen möchte, lässt in der Regel einen mittleren zweistelligen Betrag dort. Etwas, das man sich öfter leisten kann, ist so ein Schnelltest für die allermeisten Menschen also eindeutig nicht.

Dass Gesundheitsminister Jens Spahn plant, Schnelltests auch für den Hausgebrauch zuzulassen, ist daher eine gute Nachricht. Die derzeitige Praxis, bevorzugt medizisches Personal für die Tests einzusetzen, mag zwar zu hohen Standards führen. Aber sie führt eben auch zu hohen Hürden, was den Zugang zu Tests angeht.

Wer nicht das nötige Kleingeld für eine Privatzahlung hat, ist darauf angewiesen, dass die Hausärztin die Schnupfen-Kopfschmerzen-Kombination nicht als normale Erkältung einstuft. Und der PCR-Test hilft bei der Frage nach einer akuten Infektiosität gar nicht weiter, zu lange dauert es bis zum Erhalt des Ergebnisses. Dass seit Kurzem Apotheken Schnelltests durchführen dürfen, hat die Sache bislang nicht erschwinglicher gemacht.

Dabei ist die Situation gerade deutlich fragiler, als es wünschenswert wäre: Die Zahlen der Pa­ti­en­t:in­nen auf den Intensivstationen ist trotz eines leichten Rückgangs immer noch zu hoch, um eine echte Entlastung zu bringen. Die Mutation B.1.1.7 aus Großbritannien sorgt für eine deutlich schnellere Verbreitung des Virus. Mit dem Impfen geht es derweil sehr viel langsamer voran als geplant. Gleichzeitig vermuten einige Expert:innen, dass auch Geimpfte sich noch mit dem Virus infizieren können – und es gegebenenfalls weitergeben.

In dieser Situation würden Routinetests auf Infektiosität in Situationen, in denen Ansteckungen wahrscheinlich sind und viele Menschen auf einmal beträfen, – etwa vor dem Besuch von Schule oder Kita – immens helfen. Das Argument, dass Lai:­in­nen beim Nehmen des Abstrichs Fehler machen und damit falsch negative Ergebnisse produzieren können, ist kein Argument, die Tests nicht für den Heimgebrauch zuzulassen. Sondern eines dafür, gut zu vermitteln, wie ein richtiger Abstrich geht. Machbar ist das und ausreichend Erklärvideos gibt es auch. Übrigens setzen auch Gesundheitsämter beim PCR-Test teilweise darauf, dass die zu Testenden den Abstrich selbst vornehmen.

Die Heimanwendung wäre ein erster Schritt. Der nächste wäre, über den Preis zu sprechen. Derzeit kosten die Tests im Einkauf um die vier Euro – also etwa etwas weniger als eine einzelne FFP2-Maske in der Apotheke. Werden Schnelltests für die Pandemiebekämpfung ähnlich zentral wie FFP2-Masken, braucht es Pläne, sie auch allen zugänglich zu machen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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