Studenten zahlen freiwillig höhere Beiträge

An der Uni Witten/Herdecke wollen die Studis ihre Uni stützen. Bei der Gelegenheit gestalten sie die Beiträge gerechter

BERLIN taz ■ Die Studenten der Universität Witten/Herdecke haben beschlossen, für ihr Studium freiwillig mehr zu zahlen. Sie wollten damit dazu beitragen, langfristig die Finanzen der Universität sichern, sagte die Vorsitzende der Studierendengesellschaft, Kirsten Georg, der taz. Bei der Erhöhung der Beiträge wurde das System für die Bemessung der Kosten überarbeitet und erneuert. Für das Modell der Studienbeiträge ist die Studierendengesellschaft seit 1995 verantwortlich. So verwaltet die Studentenschaft ihre Gelder selbst.

Das Beitragssystem in Witten/Herdecke sieht zwei Möglichkeiten vor, seinen Obolus zu entrichten. Zum einen können Studenten während ihres Studiums jedes Semester einen festen Betrag zahlen. Alternativ können die Absolventen, wenn sie ein bestimmtes Einkommenslevel erreicht haben, die Beiträge nachträglich ableisten.

Bisher zahlten die so genannten Späterzahler 8 Jahre lang 8 Prozent ihres Einkommens an ihre Alma Mater. Dieser Betrag wurde ab einer Grenze von 17.000 Euro Jahreseinkommen fällig. Nun soll 10 Jahre lang ein Zehntel des Lohns an die Universität fließen; dafür aber erst ab einem Verdienst von 21.000 Euro im Jahr. Um wie viel die Kosten für das Studium im Schnitt steigen werden, sei bisher nicht abzuschätzen, sagte Georg. Dennoch gibt sie an, dass die Beiträge der Studenten von 8 auf 11 Prozent des Unihaushaltes steigen würden.

Die Erfahrungen der vergangenen 10 Jahre wurden nun bei der Umgestaltung des Beitragssystems berücksichtigt, damit die Lasten gerechter verteilt werden. „Bisher zahlt ein Wirtschaftswissenschaftler nachträglich circa 30.000 Euro an die Uni“, erklärt Georg. Die Sofortzahler entrichteten, gleich welchen Studiengang sie belegten, bislang rund 15.000 Euro für das ganze Studium. Mit den neuen Erkenntnissen über die Leistungsfähigkeit der Absolventen wurden die Sätze überarbeitet.

In Zukunft werden die fixen Beiträge, die pro Semester erhoben werden, nach dem durchschnittlichen Beitrag errechnet, der von den Späterzahlern überwiesen wurde. Die Durchschnittszahlungen der Absolventen werden nach Studiengang unterschieden. Die Wirtschaftswissenschaftler haben nach der Graduierung im Schnitt die lukrativsten Posten und zahlen entsprechend am meisten. Am anderen Ende der Einkommensskala liegen die Musiktherapeuten, deren Beiträge werden also auch studienbegleitend niedriger angesetzt.

So sei nun die Gerechtigkeit unter den Studenten hergestellt, sagte Georg der taz. Auch wer die Möglichkeit habe, schon im Studium die Beiträge zu zahlen, leiste jetzt den gleichen Anteil wie seine Kommilitonen.

Veränderungen im Einkommen der Absolventen werden sich in Zukunft auch in den Beiträgen der Studenten widerspiegeln. Alle 3 Jahre werden in Zukunft die durchschnittlichen Zahlungen erhoben und die Sofortbeiträge entsprechend angepasst. SOLVEIG WRIGHT