African Book Festival in Berlin: Die Musikalität der Sprache

Das African Book Festival lädt open air in die Rehberge ein und geht der Frage nach, wie die allgemeine Geschichte in das individuelle Leben ragt.

Porträt von Kalaf Epalanga

Der Kurator Kalaf Epalanga erforscht die Beziehungen zwischen Musik und Literatur Foto: David Pattinson

BERLIN taz | Zum dritten Mal findet am Freitag und Samstag (16./17. Juli) das African Book Festival mit zahlreichen afrikanischen und afrodiasporischen Gast­au­to­r:in­nen statt. Nachdem diese Veranstaltung im Corona-Frühjahr 2020 ausfallen musste, wird sie jetzt als sommerlicher Open-Air-Event in der besonderen Atmosphäre des Freiluftkinos Rehberge nachgeholt.

Die Veranstalterin des Festivals, der Verein InterKontinental, stellt regelmäßig neben den etablierten Autor:innen, die sich einen Zugang zu den Verlagen und Feuilletons des globalen Nordens erobert haben, ganz ausdrücklich auch diejenigen vor, die bisher vor allem in ihren Heimatländern gelesen werden.

2018 und 2019 stand die Erfahrung der Migration im Zentrum der Festivals. Der diesjährige Kurator Kalaf Epalanga, ein in Angola geborener Wahlberliner, hat das Festival unter das Motto „Telling the origin stories“ gestellt und zahlreiche Au­to­r:in­nen aus dem portugiesischen Sprachraum Afrikas eingeladen. Die „origin story“ oder Hintergrundgeschichte, eine in Afrika viel benutzte Erzähltechnik, führt die Romanhandlung zurück in die gesellschaftliche Verfasstheit, aber auch in die Familiengeschichte der literarischen Figuren. Die „origin story“ stellt klar, warum die Figuren so handeln, wie sie es tun, und wie die allgemeine Geschichte in ihre individuellen Leben hineinragt. In diesen Zusammenhang gehört auch das Themenpanel „Familien und andere Wunder“, bei dem unter anderen José Eduardo Agualusa und Sharon Dodua Otoo auftreten.

Karriere und Verantwortung

Weitere Themen sind „Schrei­ben in beunruhigenden Zeiten“ und „Literatur und Verantwortung“: Wenn globale Verwerfungen und lokale Missstände das Leben so schwierig machen, wie das in vielen afrikanischen Ländern gegenwärtig der Fall ist, gewinnt die Frage nach dem politischen Engagement von Schrift­stel­le­r:in­nen eine neue Dringlichkeit und mit ihr die Notwendigkeit, zwischen politischen und literarischen Ansprüchen, zwischen eigener Karriere und gesellschaftlicher Verantwortung zu vermitteln.

African Book Festival, 16. + 17. Juli, 12–18 Uhr, Freiluftkino Rehberge, Wind­huker Str., Programm unter https://africanbookfestival.de/programme-abf21, Tages­tickets: www.piffl-medien.de

Auf dem Weg über das Thema Flucht kommen auch die biografischen Brüche und fragilen Identitäten, die mit jeder Migration einhergehen, wieder in den Blick. Hier schließt sich der Kreis zu den vorangegangenen Festivals. Der Roman „Schweigen ist meine Muttersprache“ von Sulaiman Addonia gehört zu den wenigen Büchern des Festivals, die auch in Deutschland erschienen sind.

Weitere Höhepunkte der Veranstaltung werden die Performance „Weiße Leute kennen auch gute Lieder“ und die „Musikalische Reise durch die angolanische Literaturgeschichte“ sein. Die vielschichtige Verflechtung von Musik und Literatur ist ein Steckenpferd des Autors und Musikers Epalanga. Auch sein jüngster, von der Kritik hochgelobter Roman „Também os Brancos Saben Dançar“ („Weiße Leute können auch tanzen“) beschäftigt sich damit.

Bei Vorveranstaltungen in Leipzig und München haben Epalangas afrikanische Gäste in ausführlichen persönlichen Statements die Rolle der Musik für ihr Schreiben und für das Leben ihrer Romanfiguren dargestellt. Da ist von kongolesischem Rumba die Rede, von südafrikanischem Jazz und natürlich von ghanaischem Highlife.

Wer noch zögert, Tickets für das Festival in Berlin zu buchen, sollte sich die Videoaufzeichnungen dieser Vorveranstaltungen ansehen (am einfachsten über die Webseite des Festivals): Selten ist die Musikalität von Sprache so unmittelbar erfahrbar geworden wie bei den Lesungen von Martha Fessehatzion und Moses Leo aus den Romanen der Gastautor:innen. Und nichts und niemand könnte für afrikanische Romane so erfolgreich werben wie die Au­to­r:in­nen mit ihren Statements.

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