Die Union nach der Wahlniederlage: Reif für die Opposition

Armin Laschet und seine Union tun sich noch schwer damit, ihre Niederlage einzugestehen. Dabei ist das Signal des Wahlausgangs unmissverständlich.

Portraits von Konrad Adenauer, Helmut Kohl, Angela Merkel und Armin Laschet an der CDU-Parteizentrale in Berlin

Laschet in einer Reihe mit Adenauer, Kohl und Merkel? Das Wahlergebnis sagt etwas anderes Foto: Emmanuele Contini/imago

Das Publikum, also wir, musste mit Verdruckstheit rechnen, mit Reaktionen der Verstörung, die sich in einem delirierenden, hysterischen Gelächter zeigen. Das wäre für Menschen, die gerade eine katastrophische Niederlage erlitten haben, normal: Dieser Moment, in dem sich jede Einsichtsfähigkeit in ein schlimmes Schicksal nicht zeigen will. So in etwa mussten wir auch erwarten, dass sich Po­li­ti­ke­r*in­nen der Union zeigen, etwa ihr Spitzenmann Armin Laschet.

CDU und CSU haben am Sonntag ein Votum attestiert bekommen, das sie als abgehalftert, müde und abgestraft wie nie zeigt. Das steigerte sich noch, als bekannt wurde, dass selbst Wahlkreise, die als Festungen galten, verloren gingen – sehr oft an die SPD, in Sachsen an die AfD, in Thüringen sogar an den Außenseiter Frank Ullrich (SPD), der half, uns Hans-Georg Maaßen zu ersparen.

Stattdessen sahen wir Laschet im Kreise der Spitzenkandidierenden bei ARD/ZDF als ein Ausbund an Leugnung der Niederlage. Seiner Niederlage – auch körperlich vortäuschend, seine Partei habe gerade einen Regierungsauftrag bekommen. Er hatte ja keine Wahl: Würde er sich demütig als Kopf des Desasters bekennen, würde er damit seine politische Biografie für weitgehend beendet erklären. Für ihn geht es ums Ganze, das treibt ihn, was sonst.

Er musste die Rolle geben, die bei Monty Python der Schwarze Ritter innehatte und der, nachdem er besiegt wurde, nur ein: „Einigen wir uns auf unentschieden“, herausbringt. Die CDU/CSU gibt sich eben so: unbesiegbar. Sie ist die (bundesdeutsche) Macht schlechthin, alle anderen für illegitim haltend, weil nur sie und mit ihr (so geäußert von vielen, nur von dem Sachsen Michael Kretschmer nicht) „Zukunft“ sei.

Fast alle sagten: Zuerst das Land, dann die Partei (Kanzleramtschef Helge Braun). Das ist: alles Lüge, ob dieses Größenwahns anwidernde, antidemokratische Unwahrheit: Der Union ging und geht es nur um sich selbst. Sie braucht Erholung – und zwar in der Opposition.

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Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Kurator des taz lab und des taz Talk. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders der Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. Er ist auch noch HSV-, inzwischen besonders RB Leipzig-Fan. Und er ist verheiratet seit 2011 mit dem Historiker Rainer Nicolaysen aus Hamburg.

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