Überwachung mit Apple Airtags: Apple, hör die Signale

Da­ten­schüt­ze­r:in­nen können noch so oft vor Sicherheitslücken warnen. Von den Unternehmen werden sie selten gehört.

Vier Airtags von Apple als Schlüsselanhänger in verschiedenen Farben

Airtags sollen lästiges Suchen oder Verlust von Schlüssel oder Geldbeutel überflüssig machen Foto: James D.Morgan/getty images

Da­ten­schüt­ze­r:in­nen geht es seit Jahren so wie Lothar Wieler oder Christian Drosten. Sie warnen, wiederholen sich, liefern Belege für ihre Warnungen und wiederholen sich. Und wenn dann Fall XY eingetreten ist, will davon niemand etwas gewusst haben. So ähnlich lässt sich die Geschichte der im Sommer neu im Apple Sortiment aufgenommenen Airtags zusammenfassen. Denn nun häufen sich Geschichten von missbräuchlicher Verwendung.

Die etwa 2-Euro-Münzen-großen Airtags sollen lästiges Suchen oder Verlust von Schlüssel oder Geldbeutel überflüssig machen. In der Standardausführung kostet der Apple Airtag 35 Euro. An De­sign­lieb­ha­be­r:in­nen hat Apple auch gedacht: Airtags gibt es in der exklusiven Hermès-Variante, ab 300 Euro aufwärts. In dem wasserfesten Airtag befindet sich ein U1-Chip mit Ultrabreitbandtechnologie, der via Bluetooth getrackt werden kann. Apple hat damit natürlich kein neues Produkt erfunden, Ortungstags gibt es schon lange von unterschiedlichen Firmen. Apple hat vor allem die Nahbereichssuche verbessert, um einen noch konkreteren Standort zu bekommen. Außerdem können Be­sit­ze­r:in­nen nun potenziellen Fin­de­r:in­nen eine Nachricht zukommen lassen.

Grundsätzlich arbeiten alle Ortungstags nach demselben Prinzip: In regelmäßigen Abständen senden sie via Bluetooth eine Kennung aus, anhand derer sie identifiziert werden können. Empfängt ein Smartphone in der Nähe die Aussendung, verknüpft es die Daten mit seiner eigenen aktuellen Position und leitet sie an den Hersteller weiter.

Und nun kommt der Apple-Clou dazu: Während andere Hersteller darauf angewiesen sind, dass möglichst viele Be­nut­ze­r:in­nen sich ihre App herunterladen, damit sie an genügend Daten kommen, hat Apple die Funktion direkt in iOS integriert: Jedes Apple-Mobilgerät, das selbst über die „Wo ist?“-App auffindbar ist, leitet die Aussendungen der Airtags an Apple weiter. Diese Funktion ist standardmäßig auf allen Apple-Mobilgeräten aktiviert.

Anleitungen zur Spionage

Apple beteuerte, beim Thema Datenschutz alles bedacht zu haben. Dabei gibt es mittlerweile auf Tiktok Videos, in denen Personen fremde Airtags beispielsweise an ihren Autos entdecken. Andere wiederum erklären, wie man die Tags am besten zum Spionieren benutzt – vom schnellen Mikrofonausbau bis hin zum perfekten Versteck.

Die Tags wechseln zwar ständig ihre Bluetooth-Mac-Adresse und verschlüsseln ihre Daten, doch damit kann sie dann nur noch der Besitzer identifizieren. Tä­te­r:in­nen zu identifizieren ist praktisch unmöglich. Auch ein Warnsignal, das auf heimliches Tracking aufmerksam machen soll, ertönt erst, wenn der Tag drei Tage außer Reichweite seines Besitzers war. Wenn der Airtag allerdings zwischendurch wieder in der Nähe seines Eigentümers auftaucht, bleibt die Warnung aus.

Die Warnsignale an Apple blieben damals nicht aus, jetzt werden sie wieder lauter. Vielleicht versucht das Unternehmen einfach die zweite Welle der Empörung auszusitzen.

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Jahrgang 1994 | bei der taz seit 2016 | früher auf Deutschlandreise für taz.meinland & Editorial SEO für die taz | seit 2019 Redakteurin für Gesellschaft und Medien | spricht mit im Podcast Weißabgleich und schreibt die Kolumne Digital Naives | Interessiert sich für Datenpolitik, Fake News & Social Bots.

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