Demokratiebewegung im Sudan: Sieben Tote bei Protesten

Zum Jahrestag der Massenproteste geht das herrschende Militär hart gegen Demonstrierende vor. Damals wurde Diktator Omar Al-Bashir gestürzt.

Menschen protestieren mit einer sudanesischen Fahne

Die Demonstrierenden setzen sich für mehr Demokratie und gegen die Herrschaft des Militärs ein Foto: Marwan Ali/ap

KHARTOUM rtr | Bei Protesten für mehr Demokratie im Sudan sind am Donnerstag nach Angaben von Sanitätern sieben Menschen erschossen worden, darunter ein Kind. Laut Augenzeugen setzten Sicherheitskräfte Wasserwerfer und Tränengas ein, um Demonstrierende am Vordringen auf den Präsidentenpalast in Khartum zu hindern.

Anlass der Kundgebungen war der dritte Jahrestag der Massenproteste, die zum Sturz des jahrzehntelangen Herrschers Omar al-Baschir geführt hatten. Das Militär und zivile Gruppen einigten sich damals auf eine Übergangsregierung. Im Oktober 2021 kam es jedoch zu einem Putsch, in dessen Zuge das Militär unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan die Macht vollständig übernahm. Seitdem wird bei Protesten immer wieder Rückzug des Militärs aus der Politik gefordert.

In der Hauptstadt Khartum und den beiden durch den Nil getrennten Zwillingsstädten Omdurman und Bahri sei die Zahl der Demonstranten am Donnerstag mindestens in die Zehntausende gegangen, berichteten Augenzeugen weiter. Sicherheitskräfte sperrten in Khartum wichtige Brücken und Straßen ab. Auch derZugang zum Internet wurde blockiert, wie Reporter der Nachrichtenagentur Reutersvor Ort meldeten.

Demonstrierende wiederum errichteten demnach auf einigen Durchfahrtsstraßen Barrikaden aus Steinen und brennenden Reifen. Am Mittwoch hatten Sicherheitskräfte nach Angaben von Sanitätern, die der Demokratiebewegung nahestehen, bei Protesten in Bahri bereits ein Kind erschossen.

Von den sudanesischen Behörden gab es vorerst keine Stellungnahme. Sie hatten zuvor erklärt, friedliche Kundgebungen seien erlaubt. Die UN hatten erst diese Woche betont, dass Gewalt gegen Demonstrierende inakzeptabel sei. Vermittlungsbemühungen der UN in dem nordostafrikanischen Land brachten bisher kaum Ergebnisse. Nach dem Putsch im Oktober wurden finanzielle Hilfen, die mit der Übergangsregierung vereinbart worden waren, ausgesetzt. Die Wirtschaftskrise im Sudan hat sich seitdem weiter verschärft.

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