Weiter Rätsel um Mittelmeer-Frachter

RÜSTUNG Was ist los mit dem deutschen Schiff, das wohl Syrien Waffen liefern wollte? Ein mysteriöser Fall

BERLIN taz | Die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums hielt sich an ihren Unterlagen fest. Den Hinweisen auf das deutsche Schiff gehe man „intensiv nach“, sagte sie am Montag vor der blauen Wand der Regierungspressekonferenz. Doch ob es sich bei der Ladung wirklich um Waffen handele, sei „nicht bekannt“. Die Informationen blieben spärlich, Nachfragen wurden nicht beantwortet. Ein heikler Fall.

Das Schicksal der „Atlantic Cruiser“ blieb am Montag zunächst ungeklärt. Da ist dieses deutsche Schiff aus der Emdener Reederei W. Bockstiegel im Mittelmeer auf dem Weg nach Syrien, an Bord offenbar Waffen für das Assad-Regime. Ein Verstoß gegen das internationale Waffen-Embargo. Als die Information Ende letzter Woche durch eine Indiskretion öffentlich wird, verschwindet es vom Radar – der zur Ortung notwendige Transponder wurde ausgeschaltet.

Nun ist der Fall für Deutschland eine komplizierte diplomatische Mission, oder wie es die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Montag sagte: „Die rechtliche Situation ist problematisch.“ Denn: Die „Atlantic Cruiser“ segelt unter der Flagge des Karibikstaates Antigua, vermietet ist das Schiff aber an eine Firma in der Ukraine. Insbesondere bei der Frage, wer die Fracht untersuchen darf, spielt dies eine Rolle.

Offiziell kündigte das Wirtschaftsministerium am Montag an, das Frachtschiff solle „in einem sicheren Dritthafen“ untersucht werden. Wann und wo, blieb offen. In Regierungskreisen hieß es, dass es sich dabei um den türkischen Hafen Iskenderun handelt und die Ankunft „in der zweiten Tageshälfte“ des Montags zu erwarten war. Auch deutsche Experten würden bei der Untersuchung beteiligt sein. Bis zum Redaktionsschluss war der Verbleib der „Atlantic Cruiser“ ungeklärt und der Fall das, was er seit den ersten Meldungen war: ein Rätsel. GORDON REPINSKI