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Risse in der Pro-Trump-BewegungDer Kampf um MAGA

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Nach Jahren des Personenkults geht es nun darum, was MAGA jenseits von Trump bedeutet. Mit der nächsten Wahl werden sich die Konflikte verstärken.

MAGA ohne Trump – geht das? Foto: Eduardo Munoz/reuters

D ie Auseinandersetzung der vergangenen Tage innerhalb von Donald Trumps „Make America Great Again“-Bewegung (MAGA) hat einen gewissen Unterhaltungswert. Die Verschwörungserzählungen, die Trump jahrelang verbreitet hat, wenden sich jetzt gegen ihn. Wenigstens in Gestalt von MAGA-Figuren wie der Abgeordneten Marjorie Taylor Greene, die erst über die QAnon-Verschwörungserzählung überhaupt zur Politik gefunden hat. Sie nehmen Trump übel, stets volle Aufklärung des Epstein-Falles versprochen zu haben und dann doch den Abschlussbericht unter Verschluss zu halten.

Mit der Veröffentlichung eines mutmaßlichen jahrzehntealten Trump-Briefes an Jeffrey Epstein und Trumps anschließender Klage gegen das Wall Street Journal ist die MAGA-Einheit erst einmal wiederhergestellt. Feindschaft zu Medien zieht immer – womöglich aber nur für den Moment.

Denn ganz offensichtlich geht es nach Jahren des Personenkults allmählich auch darum, was MAGA jenseits von Trump bedeuten kann. Bei der Auseinandersetzung über den Angriff auf Irans Atomanlagen vor einigen Wochen waren Leute wie Taylor Greene und Tucker Carlson im Namen von MAGA kurz davor, Trump Verrat vorzuwerfen. Trump intervenierte schließlich: Er habe MAGA erfunden, er bestimme, was das sei.

Noch vor ein paar Jahren hätten MAGA-Leute mit traditionellen Re­pu­bli­ka­ne­r*in­nen darum gekämpft, wer republikanische Programmatik und Identität definiert. Die Schlacht ist lange geschlagen: MAGA rules. Was das aber wirklich heißt, ist keine akademische Frage. Es geht um die Zukunft und Führung der Bewegung nach Trumps zweiter Amtszeit. Konflikte darum werden sich verstärken, je näher der Wahltermin 2028 rückt.

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Wer aber glaubt, die Scharmützel seien der direkte Weg dazu, dass sich Trumps Regierungsprojekt schon nach einem halben Jahr zerlegt, dürfte irren. Wenn Trump eins kann, dann Streit für die eigene Machtposition auszunutzen. Schuld sind immer die anderen – auf sie mit Gebrüll!

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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1 Kommentar

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  • Während Menschen aus bauen Stasten das Kürzel nur noch voller Hass ausspeien, weil nichts an gigantischen Zöllen, Mauern, willkürlichen Verhaftungen und Jagd auf Menschen mit dunkler Hautfarbe, Hetze auf Late Night Talker, Wissenschaftler und Unis, Hyperverschuldung und gallopierender Inflation Amerika irgendwie "great" gemacht hätte, wittern von Musk gesteuerte Kanäle im Hintergrund den großen Verrat an MAGA durch den plötzlich als Kinderschänder entlarvten Trump. Die Situation ist sehr gefährlich geworden. Denn Trump wird dagegen radikal wie immer als Loose Cannon agieren und mit all seiner ihm verbliebenen Macht als Präsident auf alles ballern, was irgendwie seine Machtergreifung wieder torpedieren könnte.



    Ich gehe davon aus, dass es bis zu dem Moment, in dem Musk nach Südafrika abgeschoben wird, jetzt sehr toxisch in den USA zugehen wird, sogar noch schlimmer als bisher. Nur wird es den Menschen in den blauen Staaten erstmal nichts nützen. Denn dass Trump ernsthaft gefährdet wäre, danach sieht es jetzt gerade nicht aus.