piwik no script img

Manager treffen Merz im KanzleramtKonzernbosse kündigen hohe Investitionen an

Manager der Gruppe „Made for Germany“ wollen Wirtschaftswachsum vorantreiben. Sie loben die Regierung nach ihrem Besuch im Kanzleramt.

Christian Sewing (l-r), Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank, Roland Busch, CEO von Siemens und Bundeskanzler Friedrich Merz Foto: Carsten Koall/dpa

Berlin taz | Die Chefs mehrerer Dutzend Konzerne versprechen der Bundesregierung, dass ihre Unternehmen bis 2028 insgesamt 631 Milliarden Euro in Deutschland investieren. Das erklärten Vertreter der Initiative „Made for Germany“ bei einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Montag in Berlin. Zu welchem Anteil es dabei wirklich um neue, zuvor nicht geplante Ausgabe geht, bleibt unklar. „Ein dreistelliger Milliardenbetrag und damit ein signifikanter Anteil der Gesamtsumme entfällt auf Neuinvestitionen“, so die Initiative.

Mit ihrer Ansage wollen die Manager demonstrieren, dass Deutschland ein attraktiver Investitionsstandort ist. Auch Merz will die Ankündigung so verstanden wissen. „Die Botschaft, die wir damit senden, ist: Deutschland ist zurück“, sagte er nach dem Gespräch mit Vertretern der Initiative im Kanzleramt. „Wir stehen hier vor der größten Investitionsinitiative, die wir in Deutschland in den letzten Jahrzehnten gesehen haben.“ Die deutsche Wirtschaft ist zwei Jahre nacheinander geschrumpft. Angesichts der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sind die Aussichten auch für dieses Jahr nicht gut. Bundeskanzler Merz hat aber eine Trendwende versprochen. Das Treffen mit den Wirtschaftsbossen sollte offenbar als Kulisse dienen, diesem Anspruch Nachdruck zu verleihen.

Mit dem Ziel, die schwächelnde Wirtschaft in Schwung zu bringen, hat die Bundesregierung vor kurzem ein Paket mit Entlastungen für Unternehmen in Höhe von 48 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, das empfindliche Löcher in die Landeshaushalte reißen wird. Ökonomen beklagen allerdings, dass der Bund die vorgesehenen Gelder nicht zielgerichtet verteilt. Bundesregierung – und Unternehmen – versprechen sich darüber hinaus starke Konjunkturimpulse durch das beschlossene kreditfinanzierte Finanzpaket in Höhe von 500 Milliarden Euro. Damit soll innerhalb von zwölf Jahren die Erneuerung der Infrastruktur finanziert werden. Zwar gibt es leichte Anzeichen, dass sich die deutsche Wirtschaft erholen könnte – der große Stimmungsumschwung ist aber bislang ausgeblieben.

Das will die Manager-Initiative „Made for Germany“ ändern. Bislang haben sich die Chefs von 61 Unternehmen angeschlossen. Es handelt sich um die führenden Akteure der deutschen Wirtschaft – vom Versicherungskonzern Allianz, über die Deutsche Bank und den Autobauer Mercedes-Benz bis zum Technologiekonzern Siemens und dem Medienhaus Springer. Auch US-amerikanische Unternehmen sind dabei, etwa der Finanzinvestor Blackrock. Kleinere Unternehmen und Start-ups sind kaum vertreten. Die Investitionen sollen unter anderem in neue Produktionsanlagen, die Infrastruktur und Forschung fließen.

Große Übereinstimmung zwischen Bossen und Koalitionsvertrag

Die Konzernvertreter diskutierten bei dem Treffen im Bundeskanzleramt, wie das Investitionsklima in der Bundesrepublik besser werden könnte. Deutschland habe ein enormes Potenzial, sagt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing nach dem Gespräch, an dem auch Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) teilnahmen. „Jetzt müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass wir dieses Potenzial voll ausschöpfen“, sagte Sewing. Er hatte gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden von Siemens, Roland Busch, den Anstoß für die Manager-Initiative gegeben. Wie Sewing war auch Busch nach dem Treffen zufrieden. „Das Gespräch hat gezeigt, dass Politik und Wirtschaft am selben Strang ziehen“, sagte Busch. Er findet: Es gibt eine große Übereinstimmung zwischen dem Handlungsbedarf, den die Manager sehen, und dem Koalitionsvertrag.

Öko­no­m:in­nen bewerten den Vorstoß der Bosse unterschiedlich. Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer begrüßte ihn als „positives Signal“. Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, warnte hingegen vor einem Strohfeuer. Die Ankündigungen seien erst mal Werbung, sagte er.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Dank des sog. Sondervermögens kann die Regierung jetzt die Investitionen tätigen, gegen die die CDU während der Ampel-Regierung heftigst polemisiert und diese mit stetigem Verweis auf die Schuldenbremse tatkräftig verhindert hat. Und nun defilieren sowohl die Vertreter der Großindustrie als auch des Bankwesens mediengerecht am Kanzler entlang und klatschen ihm artig Beifall. Und es soll noch besser kommen: Sie wollen den Plan durch eigene Investitionen noch toppen. War das nicht der selbe Personenkreis, der Deutschland bis vor kurzem in allen Belangen schlechtgeredet hat?

    Bereits vor vier Wochen haben die Discounter lautstark die größte Preisschlacht ever eingeleitet. Auch Benzin und Diesel sind im Moment relativ preiswert. Jetzt noch den Leuten das Kiffen verbieten und die Alkoholsteuer deutlich senken, dann steht dem rasanten wirtschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands nichts mehr im Wege. Ich frag mich gerade, wann die Wähler mit mediocrem Einkommen mal was checken.

  • Die Frage ist, wo bleiben die mittelständischen und kleinen Unternehmer?



    Konzerne bedeuten Machtkonzentration in den Händen weniger.

  • Eine PR-Gag in eigener Sache?



    Die Absahner der Deutschland AG greifen ihrem Mann im Kanzleramt unter die Arme und hoffen, dass er ihnen die Politik beschert, die sie schon immer wollten. Wie viele Millionen Euros von versprochenen Neuinvestitionen nicht schon lange geplant waren, weiß niemand. Warum sich die Initiative „Made for Germany“ und nicht „A Germany made for us“ nennt, wird die Zukunft beweisen. Zu den Mitgliedern gehören schwarze und dunkelgraue Schafe der deutschen Wirtschaft, die so manchen Fleck von Altlasten aus der NS-Zeit, Bestechung, Dieselskandal, Zinsbetrug, Mietwucher usw. auf ihren Kaufmannswesten haben. Merzens alter Arbeitgeber BlackRock ist natürlich auch dabei. Es fehlen die mittelständischen und bodenständigen Familienunternehmen, wie Bertelsmann, BMW, Dr.Oetker, AXA usw. Keines der gelisteten Unternehmen hat jemals eine Garantie abgegeben, dass sie gutbezahlte Jobs in Deutschland garantieren oder auf Verschiebung von Gewinnen ins Ausland verzichten.



    Symbolisches Ziel des Treffens? Optimismus verbreiten.



    PR-Gag in Sachen Zynismus?

  • Wieviel hätten die (wahrscheinlich überwiegenden) Herren auch ohne PR-Gag investiert?



    Richtig. Ziemlich genauso viel.



    Aber sie hoffen hetzt aber auf mehr Gewinn bei gleichem Einsatz.

  • ist doch echt irre: zum Einen brauchen die Unternehmen einen Milliarden-Booster vom Staat und Subventionen und den Scheiß, und dann kommen sie um die Ecken und investieren in den Staat. CDU-Style halt.

  • "Auch US-amerikanische Unternehmen sind dabei, etwa der Finanzinvestor Blackrock."



    Wie effizient, da sitzt der Fritz für die Bundesrepublik und für Blackrock am Tisch.