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Entwicklung von KIKünstliche Intelligenz macht Angst

Computer, die menschenähnlich denken, versprachen die Zukunft. Heute sehen das viele anders, so eine neue Studie.

Sprechender Roboter auf der Robotik-Messe „Automatica“ in München, am 25.6.2025 Foto: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist überall. Bei Whatsapp, bei Studenten auf den Laptops. Diese Entwicklung ging so schnell, dass sie vielen Angst macht. Dass das nicht nur ein Bauchgefühl ist, hat der Thinktank Seismic Foun­dation in einer länderübergreifenden Studie nachgewiesen. 10.000 Menschen in Deutschland, Polen, Frankreich, den USA und Großbritannien wurden nach ihrer Meinung zu KI befragt und die Ergebnisse zeichnen ein eindeutiges Bild: Die Einbindung von KI in alle Lebensbereiche geht zu schnell und die erwarteten Auswirkungen sind negativ.

„People think AI will worsen almost everything they care about“, sagen die Autoren der Studie und beziehen sich unter anderem auf ein Ergebnis: Nur einer von drei sieht KI als ermutigende Entwicklung, jeder zweite als immer größer werdendes Problem. Besonders niedrige Einkommensgruppen und Frauen blicken mit Sorgen auf die Entwicklung von KI. Die größten Sorgen unter allen Befragten liegen bei den Themen Desinformation, Deep­fakes und dem Einfluss auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen.

Außerdem haben 3 von 5 Befragten Angst, dass KI menschliche Beziehungen ersetzen wird; im romantischen, aber auch im freundschaftlichen Kontext. Die Hälfte aller befragten Studierenden hat Angst, dass ihr Studienfach bis zum Ende ihres Studiums obsolet wird, und 57 Prozent blicken entmutigt auf einen von KI dominierten Arbeitsmarkt der Zukunft.

KI soll nicht Finanzen kontrollieren

Die Studie zeigt auch, wie gering das Vertrauen in KI ist. 70 Prozent finden, dass KI niemals Entscheidungen treffen sollte, ohne dass ein Mensch die Entscheidung autorisiert, und über 50 Prozent glauben, dass die Menschheit eine zu schlaue KI nicht mehr kontrollieren könnte. Ebenfalls über die Hälfte würde die eigenen Finanzen nicht von einer KI kon­trollieren lassen und ähnlich viele würden sich nicht von KI operieren lassen. Zwei Drittel der Befragten halten die bestehenden Regularien für nicht ausreichend und die Hälfte würde sich einen universellen Aus-Knopf wünschen.

KI kann trotz dieser Ängste auch positive Auswirkungen haben, das sagen auch die Autoren der Studie, wenn sie weise eingesetzt wird. Wie dieser bessere Einsatz aussehen könnte, darüber diskutieren Thinktanks, Universitäten und wahrscheinlich sehr viele Nutzer.

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5 Kommentare

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  • Was sich vielleicht als „Mutter aller Ängste“ dahinter verbirgt, ist nicht die Technologie selbst – sondern unser Umgang mit ihr.



    Der altbekannte Reflex: die Büchse der Pandora öffnen – und dann erstaunt sein. Naiv, fast kindlich. Und so handeln wir erneut: Wir tun etwas, ohne zu verstehen, was es bewirkt.

    Das ewige Mantra dazu:



    „Der Markt wird’s schon richten.“



    „Technische Entwicklungen kann man nicht aufhalten.“

    Natürlich nicht.



    Weil Entwicklungen mit gesellschaftlicher Sprengkraft in unserem System nicht der Gesellschaft zur Mitbestimmung überlassen werden – sondern dem Markt. Immer wieder. In devoter Fortschrittsgläubigkeit.

    Und diese Studie?



    Formuliert sie auch gesellschaftliche Leitlinien für den Umgang mit KI? Oder belässt sie es – wie so oft – bei der Beschreibung einer diffusen Bedrohungslage, in der die Gesellschaft nicht als handelndes Subjekt erscheint, sondern als verunsicherte, passiv gehaltene Masse?

    • @Stefan Schmitt:

      "Oder belässt sie es - "



      Natürlich, das war ja das Ziel der Studie, eine Bestandserhebung. Und ebenso natürlich, kann sie keine Handlungsempfehlung geben, das soll ja, nach Ihrem Kommentar, die Gesellschaft übernehmen.



      Das Problem ist nur, die Gesellschaft versteht zu wenig von KI und wenn, dann wird der Meinungsfindungsprozess zu lange dauern und sich nur auf dann veraltete Aspekte beziehen.

      Texte, Bilder, Analysen - alles KI generiert, verändert, gesteuert. Man wird sich auf nichts mehr verlassen können, selbst wenn die KI bisher nur viel schon Bekanntes reproduziert und neu zusammenstellt. Keine Ahnung wie es weiter geht, schon heute wird versucht, KI mit KI auszutricksen. Wenn noch eine KI Ebene dazu kommt, wird es tricky. Ausweichen ist aber auch nicht, dafür ist sie schon fast überall.

      Früher war alles besser. Bestimmt.

      • @fly:

        Und genau darin sehe ich ein zentrales Problem: die Vorstellung, man könne Entwicklungen „sowieso nicht aufhalten“.

        Das entlastet – und lähmt zugleich.



        So wird Innehalten durch Geschwindigkeit ersetzt.



        Man tut, was möglich ist – nicht, was verantwortbar wäre.

        So entsteht der Eindruck, wir seien immer einen Schritt zu spät. Nicht, weil das unvermeidlich wäre, sondern weil wir uns selbst zu Statisten erklären – statt zu Gestaltern.

        Mir geht es nicht um symbolische Beteiligung, sondern um systemisch verankerte Mitgestaltung:

        Wie lassen sich technologische Entwicklungen mit echten demokratischen Rückkopplungsschleifen verbinden?

        Welche Formate, Gremien, Verfahren braucht es, damit Reflexion nicht immer zu spät kommt?

        Und wer moderiert diesen Prozess – ohne ideologisch oder ökonomisch vereinnahmt zu sein?

        Die eigentliche Frage ist, ob wir bereit sind, Systeme zu schaffen, die uns als Gesellschaft überhaupt zur Mitgestaltung befähigen.



        Nicht um der Technik willen – sondern damit ihr Nutzen nicht destruktiv wird.

        Denn was heute als „disruptiv“ gefeiert wird, ist oft nur die Kaschierung von Verantwortungslosigkeit – im glänzenden Gewand des Fortschritts.

  • Die KI ist nicht intelligent, sondern ein stochastischer Papagei.

  • Ich verstehe nicht, warum die Politik, insbesondere linke Parteien, nicht viel mehr gegensteuern. Es scheint denen gar nicht klar zu sein, welche ungeheuren Umwälzungen durch KI kommen werden. Zum ersten Mal in der Geschichte werden nicht etwa die körperlich Arbeitenden, sondern die Kopfarbeiter überflüssig gemacht. Millionen Angehörige der Mittelschicht werden ihre Arbeit verlieren, also diejenigen, die letztlich das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Rückgrat vor allem in den Demokratien bilden. Man kann sich kaum vorstellen, welche Folgen das haben wird.