Gewalt im Westjordanland: Brutale Nachbarschaft
Israelische Schlägertrupps greifen im Westjordanland immer wieder beduinische Siedlungen an – auch die von Mohammed. Besuch in einer Kampfzone.
M ohammed* sitzt auf einem Bettlaken mit Blumenmuster, eine Zigarette zwischen Mittel- und Zeigefinger, und blickt nachdenklich aus dem Fenster. Um Mohammeds Kopf ist eine grünschwarze Kufija gewickelt, der graue Bart wächst ihm über die Wangen. Eine Taube flattert durch das Fenster und bleibt auf dem Schrank sitzen. Niemand scheint ihr viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Mohammed lebt in einer Behausung aus nackten Ziegelsteinen, Metallstangen und Wellblech. Fensterscheiben gibt es nicht, hier, in einem abgelegenen Ort im nördlichen Teil des Jordantals. In Khirbet Makhul lebten früher einmal um die 50 Familien. Heute sind es lediglich noch vier. Um das Haus gibt es nur Hügel aus Geröll, viel trockene Erde und ausgedörrtes Gras.
Ein Hahn kräht auf dem Boden von Mohammeds Zimmer, Fliegen setzen sich in der Hitze auf die Haut. Ein Geruch von Käsemilch hängt in der Luft. Draußen warten gut 350 Schafe darauf, gemolken zu werden. Sie meckern lauthals aus dem offenen Stall. Mohammed hat große Hände, mit denen er sein ganzes Leben lang Schafe gezüchtet hat.
„Wo bleibt der Schutz für uns?“
Doch jetzt hat Mohammed Angst, seine Tiere weiden zu lassen. Vor einer Woche sind israelische Siedler gekommen, haben Steine geworfen auf Mohammeds Hütte, die Tiere vertrieben und die Menschen verscheucht. Mohammed fragt: „Wo bleibt das internationale Gesetz, wo bleibt der internationale Schutz für uns?“
Die Lage im Westjordanland hat sich nach dem 7. Oktober deutlich verschärft. Während die Augen der Welt auf Gaza, den Iran, Libanon, Syrien gerichtet sind, schafft Israel Fakten auf dem Boden des Westjordanlands. Auch die Gewalt nimmt zu. Kaum ein Tag vergeht ohne Meldungen von einem Angriff auf palästinensische Dörfer und Schäfer*innen.

Gras für die Schafe gibt es ohnehin kaum noch. Das Wasser, das die Felder rund um die nahegelegenen israelischen Siedlungen grün wachsen lässt, fließt in Rohrleitungen, zu denen Mohammed keinen Zugang hat. Selbst dann, wenn diese auf seinem Gelände verlaufen. Die Regenwasserzisterne in der Nähe wurde von Siedlern übernommen, sagt er. Wasser muss er kaufen. Überteuert noch dazu, bis zu siebenmal so teuer wie Leitungswasser.
Nach dem Massaker der Hamas an Israelis am 7. Oktober 2023 hat sich auch die Lage für Mohammed im Westjordanland verschlechtert. Das israelische Militär (IDF) habe ihm gesagt, dass er eine Baulizenz für seine Hütte beantragen müsse. „Dafür eine Lizenz!“, sagt er, und schaut auf das verbeulte Blechdach. Schon mehrmals musste Mohammed umziehen, seine alte Hütte in Khirbet Makhul wurde 2013 von israelischen Bulldozern vor seinen Augen eingeebnet.
Mohammeds Dorf liegt im Gebiet C. Im von Israel besetzten Westjordanland bedeutet das, dass die israelische Regierung dort sowohl für zivile als auch militärische Angelegenheiten zuständig ist. 2013 nannte die israelische Verwaltung als Grund für den Abriss, die Bewohner*innen hätten die Hütten ohne Erlaubnis errichtet. Jetzt droht sich die Geschichte zu wiederholen.
Beduinische Gemeinschaften im Westjordanland gehören zu den am stärksten benachteiligten Gruppen. Etwa 40.000 wohnten hier 2013, ihre aktuelle Zahl ist unklar. Oft leben sie im Gebiet C, das gut 60 Prozent des Westjordanlands abdeckt, unter prekären Umständen. Sie sind der Willkür der israelischen Verwaltung ausgesetzt, die sie oft vertreibt aufgrund von fehlenden Lizenzen – welche sie wiederum von den Behörden nicht bekommen. Etwa 95 Prozent der palästinensischen Bauanträge im Gebiet C wurden in den vergangenen Jahren abgelehnt.
Und nach dem 7. Oktober müssen Menschen wie Mohammed immer häufiger mit der Gewalt von benachbarten, radikalen Siedlern klarkommen. NGOs werfen dem Militär vor, nichts dagegen zu unternehmen oder gar die Siedler zu beschützen. Die Schäfer*innen fühlen sich hilflos.
Das israelische Militär sagt dazu, teilweise seien israelische Soldat*innen in dem Gebiet mit Gewalttaten durch Israelis konfrontiert. Dann seien die Streitkräfte angehalten, diese zu stoppen und die Verdächtigen festzunehmen. Geschehe das nicht, werde der Vorfall untersucht und möglicherweise würden Strafen verhängt. Auch gehe die Verwaltung gegen illegale Bauten vor, je nach Lage und politischen Anweisungen. Legale Wasserquellen für die Bevölkerung würden aber nicht blockiert.
Mohammeds grüne Augen sind blutunterlaufen, die Gesichtshaut durch Sonne und Staub ledrig. Der 51-Jährige spielt mit seiner Tochter, einem Mädchen mit langen, welligen Haaren, er umarmt sie. Zehn Kinder hat er, alle hier in dieser Gegend geboren. Sechs wohnen jetzt in einem Dorf, alleine mit ihren älteren Geschwistern, um zur Schule gehen zu können. Nie sähen sie die Kinder, sagt Mohammeds Frau, die auf einer Matratze sitzt, neben drei leeren Koffern, eine rote Kufija als Kopftuch. Die israelischen Checkpoints verhinderten das, verwandelten eine 20-Kilometer-Strecke in eine teilweise fünfstündige Fahrt.
Selbst unsere Journalistengruppe wird an einem der Checkpoints abgewiesen. Zu den Problemen, die Checkpoints den Beduin*innen bereiten, schreibt die IDF, die Kontrollpunkte seien nach Terroranschlägen errichtet worden. Dabei sei das Militär darum bemüht, einen normalen Alltag zu ermöglichen.
Acht israelische Siedlungen und Außenposten umgeben die Beduinen-Ortschaft mitten in den Wüstenhügeln. Die meisten dieser Außenposten bestehen lediglich aus Baracken oder Zementhäusern rund um bestellte Felder und Stallungen. Eine Kaserne liegt ebenfalls in der Nähe. Die Soldat*innen würden jedoch nicht sie, die Hirt*innen, beschützen, sondern die Siedler*innen, sagt Mohammeds Familie.
30 beduinische Gemeinschaften sind laut palästinensischen Behörden seit dem 7. Oktober vertrieben worden. Die Vereinten Nationen zählen mehr als 2.500 Attacken mit Personen- oder Sachschaden seit dem 7. Oktober – eine deutliche Eskalation. Allein 2025 mussten 417 Palästinenser*innen ihre Häuser verlassen, 1.038 sind es seit 2024.
„Die Siedler wollen, dass wir wegziehen“, sagt Mohammed. Doch Mohammed zieht nicht weg. Seit 2003 lebt er in dieser Gegend, davor an einem anderen Ort, der ebenfalls durch das Militär abgerissen wurde. Er behauptet, Dokumente bewiesen, dass dieses Grundstück in der Zeit vor der Gründung Israels seiner Vorfahren gehörte. „Das ist mein Land. Ich habe keinen anderen Ort, an den ich gehen könnte.“
Einer der israelischen Nachbarn habe ihm vor ein paar Tagen erst ein Gewehr auf die Brust gehalten, erzählt Mohammed. Viele Siedler*innen im Westjordanland besitzen inzwischen Gewehre und Pistolen. Der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir hat nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem fast 1.200 Israelis starben, mehr als 150.000 Waffenscheine an Zivilist*innen im Land ausgegeben und Gewehre unter Siedler*innen im Westjordanland verteilt.

Der Mann mit dem Gewehr sei von der benachbarten Ranch Nof Gilad gekommen, die dem Farmer Uri Cohen gehört, sagt Mohammed. Cohen ist ein Siedler, der nach Angaben von israelischen Aktivist*innen, die sich für die Beduinen einsetzen, seit 2016 eine Farm auf diesen Hügeln betreibt. Anfangs nicht viel mehr als ein Schuppen, hat sich Cohens Hof inzwischen zu einem richtigen Bauernhof entwickelt. Wasser soll die Farm laut Medienberichten von einer nahe gelegenen Siedlung bekommen. Ein Abrissbefehl der Regierung blieb offenbar ohne Folgen. Mehrere Quellen werfen Cohen und den jungen Männern auf seinem Gelände vor, immer wieder Beduin*innen zu terrorisieren.
Nach Angaben der israelischen NGO Peace Now! hat Nof Gilad, selbst unter israelischen Maßstäben illegal aufgebaut, zwischen 2022 und 2023 unter den Farmen im Westjordanland am meisten Geld vom israelischen Landwirtschaftsministerium bekommen: etwa 530.000 Schekel, umgerechnet rund 132.500 Euro. Weitere 65.000 Schekel sollen versprochen worden sein. Von mehreren dieser illegalen Außenposten geht nach Angaben der NGO Gewalt aus. Zwei bezuschusste Farmen sind von den USA und EU-Ländern sanktioniert worden. Unter US-Präsident Donald Trump wurden die Sanktionen jüngst allerdings rückgängig gemacht.
Das israelische Landwirtschaftsministerium antwortet auf Nachfrage, die Finanzierung von Landwirtschaftsbetrieben im Westjordanland sei eine finanzielle Unterstützung für die Erhaltung von Freiflächen, die durch das Grasen von Weidetieren entstünden. Nof Gilads Hilfsgeld setze sich aus Zuschüssen für die Herde im Westjordaland und eine Herde in den Golanhöhen zusammen.
Neben der Straße zu Cohens Farm, auf einem abgelegenen, gewundenen Weg, glänzt auf einem Metallschild eine israelische Flagge. Die israelische Verwaltung hat das Gebiet jüngst zum Naturschutzreservat erklärt. Cohen lehnt ein Interview mit der taz ab, streitet aber jede Beteiligung an den Überfällen auf Mohammeds Familie und dessen Nachbarn ab. In Chatnachrichten mit der taz betont Cohen, er lebe in „Frieden und Glückseligkeit“ auf seiner Ranch. Wer das Gegenteil behaupte, lüge. Auch schickt er ein Video, mutmaßlich vom Angriff der Hamas am 7. Oktober auf thailändische Arbeiter in Israel, und sagt, so sehe wahrer Terrorismus aus.
Die Siedler*innen haben nach Angaben der NGO kilometerlange Zäune auf dem Gebiet errichtet, die die palästinensischen Hirt*innen ihre Weidegründe nehmen. Ein Video von Aktivist*innen zeigt ihn, schlecht erkenntbar, aber mutmaßlich in Militärkleidung, wie er auf Schäfer*innen einredet.
In einem Interview mit einem Youtuber sagte Cohen vor zwei Jahren, es gebe Pläne, das Westjordanland zu erobern. Und zwar, indem sich Siedler*innen in Kreisen an zentralen Punkten, etwa entlang von Hauptstraßen, ansiedeln und die Kontrolle übernehmen: Farmen auf den Hügeln oder in firing zones, Areale für militärisches Training, von Jericho bis Dschenin, die bereits Anschluss an Strom und Wasser haben.
Mohammed, Beduine
Cohen sieht in dem Video relativ jung aus, er ist groß, gut gebaut, Dreitagebart. Ein Krieg finde gerade statt, sagt er auf einem Hügel, während er ein Kleinkind im Arm hält. Ein Krieg, von dem viele nichts wüssten. Doch sie, die israelischen Siedler, seien da. „Wir sind hier und werden gewinnen. Die Frage ist nur, wie lange wir dafür brauchen. Und welchen Preis wir dafür bezahlen werden.“ Er lacht.
Etwa eine halbe Million Siedler*innen leben in mindestens 141 Siedlungen und 270 Außenposten im Westjordanland. Außenposten werden in der Regel ohne vorherige Genehmigung errichtet. Teilweise entwickeln sich aus einzelnen, geparkten Caravans mit der Zeit Bauernhöfe, die dann im Nachinhein von der israelischen Regierung legalisiert werden. Siedlungen sind hingegen in der Regel wie kleine Dörfer oder Kleinstädte organisiert. Nach internationalem Recht sind beide illegal, so wie die israelische Besatzung in dem Gebiet. Nach israelischem Recht hingegen sind die Siedlungen rechtmäßig. Und es werden immer mehr. Israels rechtsreligiöse Regierung hat Ende Mai den Bau von 22 neuen Siedlungen genehmigt.
Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass etwa ein Drittel der Siedler*innen aus religiösen Gründen handelt. Sie sehen das Westjordanland, Judäa und Samaria, wie sie es nennen, als das ihnen von Gott versprochene Land an. Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich, selbst Siedler, hatte bereits im Mai 2023 angekündigt, die Anzahl der Siedler*innen im Westjordanland zu verdoppeln.
Smotrichs Ziel ist es, die Entstehung eines palästinensischen Staates zu verhindern. Und, wie in der New York Times geleakte Aufnahmen zeigten, eine „stille“ Annexion der Westbank. Bereits vor einem Jahr hat die Regierung mehrere rechtliche Befugnisse im Westjordanland dem Militär entzogen und zivilen Beamt*innen unter Smotrich übergeben. Justizminister Yariv Levin hat jüngst die Regierung aufgefordert, die Annexion voranzubringen. Letztes Jahr hat Israel laut NGOs zehnmal so viel Land im Westjordanland konfisziert wie im Durchschnitt der letzten Jahre. Die israelische Regierung, konfrontiert mit diesen Zahlen, antwortete der taz auf diese Vorwürfe bisher nicht.
Laut mehreren NGOs sind sowohl der Siedlungsausbau als auch die Erklärung von Gebieten zu firing zones Teil derselben Strategie: Land für israelische Siedler zu gewinnen und die palästinensische Bevölkerung zu vertreiben. Selbst die Angriffe radikaler Siedler aus den Außenposten sind keine isolierten Einzelfälle, betont Elie Avidor von der israelischen NGO Combatants for Peace. „Die Siedlerbewegung realisierte, dass Siedlungen nicht genug sind, um Land zu erobern. So begannen sie mit den Außenposten.“ Avidor und seine Mitstreiter*innen begleiten oft Hirten, wenn sie mit ihren Tieren draußen sind, und dokumentieren eventuelle Angriffe.
Etwa sieben Kilometer weiter nördlich von Mohammeds Dorf trifft man am Ende eines Pfads auf die Reste eines verwaisten Lagers. Zelte stehen leer, Holzbretter liegen zerstreut mitten im Schotter, Staub wirbelt im Wind über verlassene Plastikplanen und Paletten. Kotgeruch hängt in der Luft, Zikaden zirpen in der Entfernung. Ein Hahn rennt einsam durch die Trümmer. Auf einem hängenden Tuch ist ein Davidstern blau gesprüht worden. Am Yisrael chai, das Volk Israel lebt, steht auf einer eingedrückten Holzplane.
Mit hunderten Schafen in die Nacht
„Sie sind gestern Abend gegangen und die Siedler kamen und sprühten das“, sagt Avidor. Die Aktivist*innen haben teilweise Kameras vor den Hütten installiert, um die Gewalt dokumentieren zu können. eine palästinensische Familie hat hier gelebt. Als sie die Drangsalierungen und Drohungen nicht mehr ausgehalten haben, sind sie offenbar geflohen: mit hunderten Schafen in der Nacht gen Westen losgewandert. In einem verlassenen Zelt ruht im Staub auf dem Boden noch ein leerer Pizzakarton.
Entlang der Hauptstraße 578, die neben diesen Ortschaften verläuft, sieht man Bushaltestellen. Die Namen der Orte sind lediglich auf Hebräisch geschrieben. Es ist 31 Grad, die Sonne scheint gnadenlos, ein gepanzerter D9-Bulldozer liegt wie vergessen neben einem Checkpoint. Immer wieder stehen Schilder auf denen firing zone steht, neben israelischen Flaggen. Plötzlich kommt uns ein Buggy entgegen. Drinnen zwei junge Männer, einer in ärmellosem Shirt, einer mit langen Locken unter der gestrickten Kippa. Sie rasen vorbei und grinsen breit.
Wenige Autominuten entfernt, ein Beduinenlager. Drei Familien leben hier, zwei Dutzend Menschen, gerade sind fast ausschließlich Frauen, Kinder und Ältere zu Hause. Sie kommen und gehen aus den Zelten. Sie sehen aufgeregt aus, deuten auf umgekippte Stühle und Tische. „Das waren die Siedler“, sagen sie. „Gerade eben!“
Ein Mann zückt sein Smartphone und zeigt ein Video. Darauf zu sehen sind die zwei jungen Männer aus dem Auto, die gerade noch in dem Buggy auf der Landstraße unterwegs waren. Einer trägt ein Maschinengewehr auf dem Rücken, es könnte ein M16 sein. Er greift zu einem großen Stück Holz, es sieht aus wie ein Hackklotz, der der Familie gehört, und schleudert ihn weg. Die Szene in dem Video wirkt bedrohlich.
Wenige Minuten entfernt eine weitere beduinische Ortschaft, erkennbar an der Wasserzisterne und dem Traktor. Dort lebt gerade eine weitere Familie in Zelten aus Plastikplanen und Hütten aus Zement. Auch dort sind gerade nur Frauen, Kinder und Ältere. Sie sind alarmiert von den Geschehnissen in der Nachbarschaft, nur die Kleinsten begreifen offenbar noch nicht, was gerade passiert ist, und spielen jetzt wieder Fangen auf dem Hof, zwischen den Hühnern.
Im Video sieht man ein Kind, barfuß, das den Siedlern seinen verwundeten Fuß zeigt. Anscheinend hat es sich bei der Attacke verletzt. Er hat Schotter auf die Angreifer geworfen, um die Familie zu schützen. Jetzt steht er mit dem blutenden Fuß neben uns.
Die zwei israelischen Jungs in dem Buggy seien aus der benachbarten Siedlung Rotem gekommen, sagen die Familien. Dort leben seit Beginn der 2000er Jahre einige hundert Menschen, sowohl orthodoxe als auch säkulare. Sie gelten innerhalb der Siedlergemeinschaft als liberal und ökologisch orientiert. Gern hätten wir die Bewohner*innen von Rotem mit den Vorwürfen konfrontiert, doch das war nicht möglich.
Wenige Kilometer weiter muss Mohammed jetzt gehen. Die Tiere warten und meckern. Davor sagt er: „Wir wollen nur in Frieden leben. Es gibt genug Land hier für alle, Juden und Araber. Wir könnten alle friedlich zusammenleben.“ Dann geht er Schafe melken. So wie er es sein ganzes Leben lang getan hat.
Eine Woche nach dem Besuch in Khirbet Makhul hat die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa vermeldet, israelische Soldat*innen hätten dort ein palästinensisches Kind festgenommen und mehrere Schafe seiner Familie angefahren. Der IDF war der Vorfall nicht bekannt.
Und die Jungs aus der israelischen Siedlung Rotem? Sie werden zurückkommen. Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wann.
*Name von der Redaktion geändert.
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