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Windenergie am günstigstenErneuerbare gewinnen gegen Fossile

Grüner Strom war 2024 laut einer Studie erneut deutlich günstiger als der durch Öl, Kohle oder Gas. Um­welt­verbände appellieren an die Regierung.

Erneuerbare Energien, wie zum Beispiel Windenergie, sind wesentlich günstiger für die Stromerzeugung als fossile Alternativen Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Erneuerbare Energien sind für die Stromerzeugung deutlich günstiger als Öl, Kohle oder Gas. Im vergangenen Jahr waren 91 Prozent der neuen Erneuerbaren-Projekte kostengünstiger als Alternativen mit fossilen Brennstoffen, hat die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) in einer am Dienstag erschienen Analyse errechnet.

Danach kostete 2024 solare Photovoltaik im globalen Durchschnitt 41 Prozent weniger als die kostengünstigsten fossilen Alternativen, Onshore-Windprojekte waren sogar 53 Prozent billiger. Neue Windanlagen auf Land blieben mit 0,034 Dollar pro Kilowattstunde weltweit im Schnitt die günstigste Quelle für Strom aus erneuerbaren Energien. In China und Brasilien ließen sich sogar Kosten von 0,029 und 0,030 Dollar pro Kilowattstunde erzielen. In Europa ist Strom aus Windanlagen teurer, aber immer noch günstiger als mit fossilen Energien: Dort stiegen die Kosten im Schnitt von 0,048 auf 0,052 Dollar pro Kilowattstunde.

„Saubere Energie ist intelligentes Wirtschaften“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres laut Redemanuskript in New York bei der Präsentation eines UN-Berichtes, in den die Irena-Ergebnisse eingeflossen waren.

„Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe bröselt, aber die politischen Entscheidungsträger müssen dafür noch mehr Hindernisse aus dem Weg räumen.“ Insgesamt sparten alle derzeit in Betrieb befindlichen Erneuerbaren-Anlagen im Vergleich zu fossilen Brennstoffen 2024 etwa 467 Milliarden US-Dollar ein, allein die im vergangenen Jahr neu zugebauten 582 Gigawatt an erneuerbarer Kapazität sparten 57 Milliarden.

„Turbo für Wind- und Solarenergie“

Im vergangenen Herbst hatte die Irena errechnet, dass die aktuell installierte Erzeugungskapazität von 3.900 Gigawatt Erneuerbaren bis 2030 auf 11.200 GW wachsen müsste, um damit dazu beizutragen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Nur die Erneuerbaren könnten den Strompreis nachhaltig senken, heißt es auch in einem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier von BUND, Deutscher Umwelthilfe, Germanwatch, Greenpeace, NABU, Umweltinstitut München, WWF und dem Dachverband Deutscher Naturschutzring.

Die Verbände forderten von der Bundesregierung dafür einen „Turbo für Wind- und Solarenergie“, Reformen bei Netzentgelten und -planung sowie eine zeitlich begrenzte Senkung der Stromsteuer für alle, um Elektrifizierung attraktiver zu machen, ohne den Anreiz zum Energiesparen aufzugeben. Strompreissenkungen sollten aus dem allgemeinen Bundesetat finanziert werden.

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7 Kommentare

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  • Das ist die Perspektive des Verkaufs von Strom und dessen Preis.



    Aber beim Gewinn für Investoren die in Fossile vs. Erneuerbare Anlagen investieren schaut es leider ganz anders aus: Mit Fossilen-Energien lässt sich deutlich mehr Geld verdienen und leider interessiert nur das die Investoren.



    Irgendwas muss da schnell geändert werden, damit hier eben nicht weiterhin der Markt die Richtung vor gibt - also der Markt zum Bau von Anlagen. Dann würde auch am Ende der gesamte Strompreis fallen...

  • Zitat: "Nur die Erneuerbaren könnten den Strompreis nachhaltig senken"

    Diese Binsenweisheit habe ich schon vor 20 Jahren gelesen. Strom ist eine Handelsware. Je mehr davon gebraucht wird und nicht im Übermaß vorhanden ist, desto höher wird der Preis dafür. Nach aktuellen Hochrechnungen liegt die Nachfrage im Jahr 2040 circa 50 Prozent höher als heute. Der Strompreis wird daher definitiv noch teurer.

  • Die Zahlen stimmen, aber was genau wird hier eigentlich gemessen? Immer, wenn Strom im Überfluß vorliegt und keiner ihn haben will, fällt der Preis. Wird mehr Strom in die Netze gepreßt, als Verbraucher abnehmen können und wollen, dann muß man zum Schutz des Netzes jemanden für die Entsorgung bezahlen, der Preis wird negativ. Wird dagegen Strom dringend benötigt aber kaum angeboten, steigt der Preis.



    Immer dann, wenn der Preis niedrig ist, wird besonders viel "erneuerbar" angeboten und in Zeiten hoher Preise wenig bis gar nichts. Der Strom aus diesen Quellen ist nicht preisgünstig -- er wird trotzdem zum Festpreis vergütet -- sondern wertlos. Das sieht ähnlich aus, ist aber nicht dasselbe.



    Der Wert des von meiner Balkonanlage produzierten Stroms betrug im Juni im Mittel 2.5 Ct/kWh. Gelohnt hat sie sich trotzdem. Wo und zu wessen Lasten kam das Geld her, das meinen Gewinn ausmacht?

  • das ist eine große genugtuung für alle menschen, die sich gegen akw's, gegen neue kohlekraftwerke etc. eingesetzt haben. das kkw moorburg, gegen das wir hamburgerInnen protestiert haben, ist ja neulich abgerissen worden, hat sich wohl nicht rentiert.



    wird allmählich zeit, daß die energiekonzerne vergesellschaftet werden.

  • Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien hat errechnet, das erneuerbare Energien günstiger sind? Und ein Positionspapier von Umwelt-NGOs stimmt zu?



    Außerordentlich überraschend.

  • Da werden wieder einmal Kartoffeln mit Erdbeeren verglichen.



    Strom aus Sonne und Wind kann man erzeugen, wenn die Sonne scheint und/oder der Wind weht. Strom aus Öl, Kohle oder Gas kann man erzeugen, wenn man ihn braucht.



    Aufschlussreich ist der Titel der Pressemitteilung: "91% of New Renewable Projects Now Cheaper Than Fossil Fuels Alternatives"



    Aha, die "Projekte" sind billiger. Aber was ist mit den Systemkosten, die diese Projekte verursachen?



    Ohne Angaben zu Kosten von Netzausbau, Speicherung, Netzstabilisierung, Versorgungssicherheit, etc. ist der Vergleich plumpe Propaganda. Glaubwürdig macht sich die IRENA dadurch nicht. Und Verbände, die von billigem Ökostrom träumen, auch nicht.

  • Wenn selbst das Geldargument nicht mehr zieht, was nu, Frau Reiche?