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Krieg im GazastreifenKeine Hilfe für die Verhungernden

Gastkommentar von Silke Zorn und Save the Children

Im Gazastreifen verhungern Menschen, Hilfsorganisationen werden blockiert. Gut 100 NGOs rufen zum sofortigen Ende des Krieges und der Blockade auf.

Die Hilfe, die nicht kommt oder tötet Foto: Mohammed Salem/Reuters

W ährend die Belagerung des Gaza­streifens durch die israelische Regierung die Menschen hungern lässt, müssen sich nun auch Hilfskräfte in die gleichen Schlangen für die Lebensmittelausgabe stellen. Sie riskieren dabei, erschossen zu werden, nur um ihre Familien zu ernähren.

Zwei Monate, nachdem die von Israel kontrollierte Gaza Humanitarian Foundation ihre Arbeit aufgenommen hat, schlagen 109 Organisationen Alarm und fordern die Regierungen zum Handeln auf: Öffnung aller Landübergänge; Wiederherstellung der vollständigen Versorgung mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung.

Nahezu täglich kommt es in Gaza zu regelrechten Massakern an Lebensmittelausgabestellen. Mehr als tausend Palästinenser wurden bislang auf der Suche nach Nahrung getötet, Tausende weitere verletzt. Inzwischen haben israe­lische Streitkräfte nahezu zwei Millionen erschöpfte Palästinenser gewaltsam vertrieben. Die Bevölkerung soll auf ein Gebiet von weniger als 12 Prozent des Gazastreifens zusammengepfercht werden.

Das Aushungern von Zivilisten als Kriegsmethode ist ein Kriegsverbrechen. Vor den Toren Gazas lagern tonnenweise Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter, die nicht genutzt werden, weil Israel den humanitären Organisationen den Zugang verwehrt. Die totale Belagerung hat Chaos, Hunger und Tod verursacht.

Save the Children

fordert in einem gemeinsamen Appell (hier in gekürzter Fassung) mit gut 100 NGOs einen sofortigen endgültigen Waffenstillstand, die Freilassung aller Geiseln und einen ungehinderten Zugang zu lebensrettender Hilfe für Menschen in Not.

Ein Helfer, der psychosoziale Unterstützung leistet, sprach von den verheerenden Auswirkungen auf Kinder: „Kinder sagen ihren Eltern, sie wollen in den Himmel, weil es dort wenigstens etwas zu essen gibt.“ Ärzte berichten von Rekordzahlen akuter Unterernährung, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen.

Humanitäre Organisationen verfügen über die Kapazitäten und die Mittel, um unmittelbar und in großem Umfang zu reagieren. Doch ohne Zugang können wir die Bedürftigen nicht erreichen. Jeder Tag ohne anhaltende Hilfe bedeutet, dass mehr Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben und Kinder verhungern.

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4 Kommentare

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  • Es ist höchste Zeit daran zu denken, all die Namen der bis dato im Gazastreifen und im Westjordanland geschlachteten Menschen an den Wänden von Yad Vashem zu inkludieren.



    Bibi hat den Ruf Israel's nachhaltigst zerstört. Und die die so einen Gangster (wieder und wieder) wählen mit.

  • "Gut 100 NGOs rufen zum sofortigen Ende des Krieges und der Blockade auf."

    Und weshalb fehlt auch hier wieder die Forderung, dass die Geiseln freigelassen werden müssen? Gehen NGOs davon aus, dass es den Geiseln besser als der gazanischen Bevölkerung geht oder sie nicht erwähnt werden müssen, da aufgrund der "Unterzahl" vernachlässigbar? Hätten Kfir und Ariel Bibas nicht auch ein Recht auf Unterstützung durch die 100 NGOs gehabt?

  • Habe ich es überlesen, oder fehlt oben der Aufruf an die Hamas, die restlichen Geiseln freizulassen, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben?



    .



    Damit die Verantwortlichen für die Massaker des 7. Oktober zur Rechenschaft gezogen werden können, der Krieg beendet wird und es keine zivilen Opfer mehr gibt?



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    Gibt es diese Forderungen nicht? Wenn nicht - warum nicht? Weil das doch irgendwie Freiheitskämpfer sind, es die Solidarität verbietet, auch nur auf ihre aussichtslose militärische Lage hinzuweisen?

    • @ke1ner:

      Der Völkermord an den Palästinensern hat mit der Hamas und den bedauernswerten israelischen Geiseln genau so viel zu tun wie das Pogrom 1938 mit dem Mord an einem deutschen Diplomaten durch einen jüdischen Terroristen, nämlich gar nichts.