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Zugunglück und StarkregenDas neue Normal

Nick Reimer
Kommentar von Nick Reimer

Konstruktionen wie Bahndämme wurden in der Zeit vor dem Klimawandel geplant. Die Normen von gestern taugen nicht mehr für die Zukunft.

Erdrutsch nach Starkregen mit dramatischen Folgen: Unfallstelle des Regionalzugs in Oberschwaben Foto: Bernd Weißbrod/dpa

W ann der nebel im summer off zücht, Bedüt am tag oder am morgen fücht.“ Das ist eine der Bauernregeln, die 1508 erstmals im Buch „Bauern-Praktik“ veröffentlicht wurde. Grundlage waren Beobachtungen im mitteleuropäischen Klima, die seitdem die Arbeit der Bauern bestimmten: Wenn es im Sommer frühmorgens Nebel gibt, sollte besser nicht geerntet werden. Zu feucht eingefahrenes Getreide droht zu verderben.

500 Jahre später sind es DIN-Normen, die gute fachliche Praxis vorschreiben: Sie definieren technische Standards, die in Deutschland Qualität und Sicherheit von Bauprojekten, Produkten oder Dienstleistungen garantieren. Brot backen, Benzin herstellen, Gebäudedämmung oder der Bau von Bahnstrecken: Alles in diesem Land wird nach den Normen des Deutschen Instituts für Normung hergestellt. Das arbeitet seit 1917, einer Zeit also, in der es noch keinen Klimawandel gab.

Noch sind die Untersuchungen zum Bahnunglück in Oberschwaben nicht abgeschlossen, aber alles deutet darauf hin, dass Regen die Ursache war. Sicherlich kein normaler Regen, aber doch einer, vor dem die Wissenschaft schon im 20. Jahrhundert warnte: Wenn wir keinen Klimaschutz betreiben, werden extreme Regenfälle das neue Normal. Die vergangenen Jahre zeigen, wie weit wir sind: Simbach in Niederbayern erlebte 2016 ein Jahrhunderthochwasser, 2017 traf es Goslar, 2018 erwischte es das Vogtland und die Eifel, 2019 war Kaufungen nahe Kassel dran, 2020 dann das fränkische Herzogenaurach und Mühlhausen in Thüringen.

2021 folgte die Ahrtal-Katastrophe, 2023 das Weihnachtshochwasser in Norddeutschland. Bahndämme wurden ohne den Klimawandel gebaut – die Bauvorschriften berücksichtigen heutige Starkregenereignisse nicht.

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Deshalb müssen wir uns anpassen. Klimawandel entwertet kollektives Erfahrungswissen, die DIN-Normen von gestern taugen nicht mehr für die Zukunft. Vor allem aber müssen wir anfangen, echten Klimaschutz zu betreiben. Denn wenn wir dies nicht tun, sind neue DIN-Normen schon in wenigen Jahren wieder überholt.

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Nick Reimer
Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.
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26 Kommentare

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  • Wenn wir so weitermachen (ich schätze mal, das werden wir ... ) werden sich diese Tragödien immer mehr zuspitzen. Ohne echte Klimaschutzmaßnahmen mit Garantie für stetige Verschlimmerung. Die wenigsten zivilisatorischen Errungenschaften, die für uns selbstverständlich scheinen, sind für häufige Extremwetter ausgelegt. Selbst die uns so solide erscheinende Erdkruste, auf der unsere gesamte Infrastruktur steht, ist stets im Wandel. Durch Dürren und Unterspülung bei Starkregen bilden sich z. B. längst vielerorts Hohlräume. Nicht nur Straßen sacken ab und werden instabil, auch Wohnhäuser und Fabriken. Anpassen werden wir uns vermutlich aber erst, wenn es für den Einzelnen richtig dicke kommt. Und dann jeder für sich: rette sich wer kann! Viele werden es nicht können.

    • @Woodbine:

      "Wenn wir so weitermachen (ich schätze mal, das werden wir ... ) werden sich diese Tragödien immer mehr zuspitzen."

      Diese Tragödien werden sich auch dann zuspitzen wenn wir nicht so weiter machen, da die Effekte nachgelagert sind.

  • Also jetzt mal langsam. Anscheinend war es ein Erdrutsch, ausgelöst durch Starkregen und möglicherweise einen zugewachsenen Gully. Also vernachlässigte Streckenkontrolle. Gegen sowas helfen keinerlei Klimaschutzmaßnahmen; Windräder und Wärmepumpen machen Gullys nicht sauber und beobachten keine Böschungen auf Erdrutschgefahr.



    Da etwas mit Klimawandel hineinzuinterpretieren trägt nichts zur Lösung des realen Problems bei, sondern lenkt eher von der begangenen Schlamperei ab.

  • "Vor allem aber müssen wir anfangen, echten Klimaschutz zu betreiben."



    Das ist im Hinblick auf kurzfristige Sicherheit totaler Unsinn.



    Solche Aussagen suggerieren doch nur, dass das Rad des Klimawandels zurückgedreht werden kann. Nach dem Motto: wenn wir klimaneutral leben werden die Katastrophen wieder weniger.



    Solche Aussagen fliegen uns von rechts doch direkt wieder um die Ohren.



    Es mag ja wissenschaftlich richtig sein, aber wir sprechen da von Zeiträumen, die außerhalb jeglichen Rahmens sind.



    Die Realität ist: Der Klimawandel ist da. Und er wird weiter voranschreiten. China allein verursacht ein Drittel (!) der weltweiten Emissionen. Und China plant 2075 CO2-neutral zu werden.



    DAS ist die Benchmark, die für Berechnungen bezüglich Sicherheit, Hochwasserschutz, Flutungsbecken, etc hergenommen werden muss.



    2075.



    Wann Deutschland mit seinen 1,8% Anteil an den weltweiten Emissionen klimaneutral wird, ist in Bezug auf Hochwasserschutzvorkehrungen, Bahndämme, etc komplett egal.



    Nochmal ein bildliches Beispiel: der Meeresspiegel wird um 1 Meter steigen, ob Deutschland 2045 oder 2050 klimaneutral wird, macht in dieser Rechnung weniger als 1 Millimeter aus.

    • @Saskia Brehn:

      Danke für Ihren Beitrag.



      Jetzt müsste nur noch herausgefunden werden, wen der Autor mit "wir" meint (Vor allem aber müssen wir anfangen, echten Klimaschutz zu betreiben )? Da die Natur sich nun mal nicht an Grenzen und Wünsche hält, stellt sich dann schon die Frage, ab wann das wir denn weltweit umgesetzt wird. Hier ist leider noch nichts wirklich effektives zu erkennen. Die Bestellungen an neuen Flugzeugen, der Wunsch in vielen Ländern nach dem Statussymbol Auto (nicht E-Auto) und der immense und schnell steigende Energieverbrauch der Online-Welt zeigen doch eher, das dies der Menschheit herzlich egal ist, dieses "Wir"

    • @Saskia Brehn:

      Also "nichts tun", ist ja eh alles umsonst.

      • @celcon52:

        Nein, nicht nichts tun.



        Das war überhaupt nicht der Kern meiner Aussage.



        Aber es helfen keine unausgegorenen Schnellschüsse.



        Deutschland (und Europa) müssen unabhängige Strukturen aufbauen, damit wir nicht vom Gutdünken Chinas, der USA oder sonstigen Mächte abhängig sind und eine stabile Versorgung an Rohstoffen für den klimaneutralen Umbau gewährleisten können.



        Dazu gehört es auch, dass wir die Produktion von kritischen Technologien, beispielsweise Solarpanele, wieder auf heimischen Boden etablieren.



        Denn im Moment sind wir da völlig abhängig von China und den USA. Wenn die uns keine Solarplatten mehr verkaufen wollen, sind alle ehernen Ziele Schall und Rauch.



        Der Aufbau dieser Strukturen hat Vorrang, damit wir langfristig klimaneutral werden können UND die Fähigkeit besitzen, dies auch ohne Abhängigkeit von außen bleiben zu können. Denn Trump, Putin und Ji Xinping werden nicht die letzten ideologischen Gegenspieler sein, mit denen wir uns herumschlagen müssen.



        Klimaschutz und Energiewende sind Marathons. Diese Ziele müssen mit kühlem Kopf und nicht mit panischen Reaktionen auf vermehrte Wetterkapriolen getroffen werden.

      • @celcon52:

        Das ist doch überhaupt nicht die Aussage!

        • @Chris McZott:

          Doch, das ist die Intention. Verantwortungsentzug, um weiterhin die persönliche Freiheit nicht eingeschränkt zu sehen. Dabei sind wir als Welwirtschaftsmacht verpflichtet, weltweite Verantwortung zu zeigen.

          • @Troll Eulenspiegel:

            Das Problem dabei ist, dass, egal in welcher Form wir Verantwortung zeigen, es keinerlei Auswirkungen auf den Klimawandel haben wird, solange andere Wirtschaftsmächte nicht ebenfalls auf diesen Zug aufspringen.

  • Neue Zeitrechnunsformel

    Zitat: „Konstruktionen wie Bahndämme wurden in der Zeit vor dem Klimawandel geplant.“

    Das hört sich an wie „Vor Christi“ und führt zu der Frage, wann exakt der Klimawandel seinen Ausgangspunkt hatte, ab dem es dann bergab ging. Vielleicht hat böte sich analog zur bislang üblichen Zeitrechnung die Formel „v. Kw.“ An (vor dem Klimawandel) an...

  • Die Bahn hat da eigene Richtlinien und Regelwerke die auf die spezifischen Anforderungen eingehen. Die müssten da nicht auf langwierige Prozesse der DIN Ausschüsse warten.



    Die Frage ist ob man für die Probleme angemessene Lösungen finden kann, denn man kann nicht alles auf Extremereignisse vorbereiten, auch wenn diese sich häufen. Jetzt überall Entlastungsleitungen und Drainagen zu verlegen wie sie an dem Bahndamm vielleicht geholfen hätten wird kaum zu schaffen sein, zumal man sich auch Gedanken machen muss wo das Wasser dann hin soll. Wenn damit dann die nächste Wohnsiedlung geflutet wird hat man auch nichts gekonnt.



    Da wird einiges auf uns zu kommen.

  • Den Verweis auf die DIN (ISO) Normen finde ich gut. Das ist ein Riesenwerk, dass klimaorientiert durchgearbeitet werden müsste. Wenn man sich das Bild anschaut liegt der Böschungswinkel kurz vor dem Schüttwinkel von Erdreich und man fragt sich, ob auch hier das "Syndrom des Kölner Stadtarchivs " = "Es wird schon gut gehen" planungsmaßgeblich war. Umsicht stelle ich mir anders vor.

  • Ach so, Nachtrag zu meinem Recht kritischen, letzten Kommentar.

    Danke dafür, dass überhaupt der Zusammenhang zwischen diesem Unfall, den Toten, dem materiellen Schaden und der menschengemachten Erderhitzung hergestellt wird. Und damit auch zu dem, was zwangsläufig in der Zukunft kommen wird. Ich halte das noch immer für zu wenig, aber es ist dennoch mehr, als 95 Prozent der anderen Medien und Journalistinnen und Journalisten hinbekommen. Anscheinend gehört selbst dazu mittlerweile mehr Verstand und Mut, als die große Masse noch besitzt. Von daher... Danke.

  • Es ist nur leider so, dass das Märchen der "Anpassung" ebenso geboren wird aus "weil nicht sein kann... ", wie all die anderen Lügen und Illusionen. Ihr könnt es euch wie in Selbstsuggestion wieder und wieder selbst erzählen, um zu rechtfertigen, dass am Ende doch so weitergemacht wird. Am Ende wird aber die Realität kommen, die Physik, kein Gelaber. Die einzige Anpassung, passieren wird, ist das Ende dieser Zivilisation - falls wir nicht umsteuern. Und mittlerweile bleibt so wenig Zeit (wenn überhaupt noch), dass der Glaube daran schlicht unvernünftig geworden ist.

    Anpassen... Dass ich nicht lache! Die Meere sind teilweise schon jetzt so heiß, dass alles einfach stirbt in ihnen. Lange dauert es nicht mehr. Der Anfang wird das Essen sein. Viel Spaß allen.

    Hofft mal lieber, dass wir alle 2070 überhaupt noch erleben können. Oder lasst es und geht in die Sauna, oder was auch immer.

    Ich würde mir eine Journalismus wünschen, der den Mut zur Wahrheit hat und nicht irgendwas von "Anpassung" erzählt, nur weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    • @Kleber Support:

      Kurz zusammengefasst: Physik, Chemie und Biologie sind die Realität auf die es bei unserem Überleben ankommt. Die Themen, die die Weltkonflikte beherrschen - Nationalität, Religion und Geld - sind menschgemachte Konventionen ohne realen Hintergrund. Solang wir uns um "Einflusssphären" schlagen oder das gute alte "mein eingebildeter Freund ist aber realer als Dein eingebildeter Freund" die Welt in Atem hält, sind halt leider, leider keine Ressourcen (Energie, Arbeitskraft, Materialien, Innovationspotential) "übrig" für die wichtigen Dinge.

    • @Kleber Support:

      Ich wundere mich auch sehr, über das Nicht(an)erkennen der gigantischen Probleme, die sich aus Klimawandel und Biodiversitätsverlust ergeben. "Man muss die Menschen mitnehmen", wird von der Politik gern gesagt; oder dass man ein "grünes Wachstum" wolle, mit Anpassung statt komplettem Umdenken. Diese Verschleierung lässt außer acht, dass die physikalischen und ökologischen Naturgesetze erbarmungslos und nach dem Motto "Ursache und Wirkung (= für Menschen Katastrophe) wirken. Da lässt sich nichts verhandeln und die Ökologie wartet nicht, bis sich alle "mitgenommen" fühlen. Denkfaulheit führt zum Unterlassen der nötigen Transformationen und je länger wir mit Veränderungen warten, desto autoritärer werden diese durchgesetzt werden müssen. Die Alternative: Wir warten auf die kleineren Zusammenbrüche und hoffen, dass diese mittels damit verbundener Komfortverluste dazu führen, dass der ganz große Kollaps doch noch durch kollektives Umdenken verhindert werden kann; allein fehlt mir der Glaube daran.

    • @Kleber Support:

      "Dieser Zivilisation" - eben. Dann gibt es eben eine andere.

      Mit solch apokalyptischen Drohungen macht man sich unglaubwürdig. Der Klimawandel wird global schwere bis katastrophale Folgen haben und sollte daher nach Kräften begrenzt werden. Er wird aber NICHT das Ende der Menschheit oder gar das Ende der Welt bedeuten.

      • @Chris McZott:

        Hat ja keiner behauptet, dass die Menschheit nicht irgendwie weiter existiert. Die Vorhersagen zum Ende unserer Zivilisation sind nicht apokalyptisch (und daher unglaubwürdig), sie sind als klarer Hinweis auf die weitgehend unterschätzte Dringlichkeit zu verstehen. Natürlich möchte man das nicht hören, aber wesentlich besser wäre es doch, sich mal klar zu machen, wie dringend wir uns ändern müssten, damit unsere Zukunft noch halbwegs angenehm verläuft. Bisher hat nicht Vorhandener Alarmismus jedenfalls nicht zu Verbesserungen im Handeln geführt.

  • So ganz untâtig sind IngenieurInnen in Europa nicht:



    "Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Haus Aden in Bergkamen entsteht ein innovatives und außergewöhnliches Stadtquartier.



    Das Herzstück dieses Stadtquartiers bildet der zukünftige Adensee. Unter dem Motto „Wasser in der Stadt“ wird hier in einzigartiger Weise Wohnen und Arbeiten, Erholung und Entspannung, Freizeit und Sport kombiniert.



    Die Wasserstadt Aden übersetzt die industrielle Vorgeschichte des ehemaligen Bergbaustandorts ins 21. Jahrhundert. Rund um den neuen Adensee entsteht ein modernes und vielseitiges Stadtquartier für verschiedenste Lebens- und Wohnstile."



    Quelle wasserstadt-aden.de



    Und die niederländischen Nachbarn bauen schwimmende Quartiere ins Wasser.



    "Das Bauen schwimmender Häuser ist in den Niederlanden nichts gänzlich Neues. Bereits 2003 und 2004 entstanden erste Siedlungen in Maasbommel und in IJburg bei Amsterdam. Einfamilienhäuser, die wie Hausboote an Stegen und Pollern fixiert sind. Das besondere an den Gebäuden: Sie passen sich Veränderungen des Wasserspiegels an. Strom-, Wasser- und andere Versorgungsleitungen heben und senken sich mit dem Pegel."



    Quelle daserste.de



    Eisenbahnen gibt's auch i. d. Tropen!

    • @Martin Rees:

      Große neue Wasserflächen führen zu größerer Verdunstung, was wiederum zu einer negativen Niederschlags- Verdunstungsbilanz führen kann. Also ob das nun so doll ist, wie es auf den ersten Blick scheint...

  • Dass gegen den Klimawandel vorgegangen werden muss, dass Wasser eine Hauptursache für instabile Böschungen ist und dass der Klimawandel für mehr Starkniederschlagsereignisse führt ist alles unstrittig, aber die Schlussfolgerung ist Käse. Die DIN geben ja nicht an, wie viel Wasser in einer Böschung ist, sondern mit welcher Geometrie oder stabilisierenden Maßnahmen eine Böschung versehen wird - in Abhängigkeit unter anderem der Geologie und dem Wasserstand in der Böschung. Mit anderen Worten: wenn die Böschung falsch bemessen wurde (und z.B. solche Starkregenereignisse nicht berücksichtigt), dann hat das nichts mit den Normen zu tun.



    Und ganz nebenbei: das Zugunglück in BaWü am Sonntag ist sicher nicht durch das bisschen Schlamm auf den Schienen passiert sondern durch die verwundene Schiene ein paar Dekameter weiter, die man auf einigen Bildern sieht.

    • @Weltweit:

      Das "bisschen Schlamm" hat den Zug entgleisen lassen, der sich weiter bewegt hat, dabei die Schienen verbogen hat, die einzelnen Teile des Zuges waren ohne Führung, sind dann umgestürzt und irgendwann liegen geblieben.



      So ähnlich wird das abgelaufen sein.

  • Auf dem Foto lässt sich erkennen, dass die Gleise dort in einem recht tiefen Trog liegen und das Schotterbett nach meinem Empfinden nicht sonderlich dick ist. Ich kenne das in meiner hügeligen Heimat anders. Warten wir auf den Abschluss der Untersuchungen, was die Ursachen der Katastrophe waren.



    Bahntrassen gibt es seit 200 Jahren. Mit Gewissheit ist seither jeder einzelne Abschnitt schon mal von Starkregen betroffen gewesen.



    Dass solche lokal immer noch seltenen Ereignisse sich gerade häufen, ist unter Wissenschaftlern nicht ausgemacht. Im Ahrtal dauerte es glaub ich auch über zweihundert Jahre, bis sich ein extremer Starkregen wiederholte. Für die Jahrhunderte davor wird es keine Aufzeichnungen geben.

    • @naichweissnicht:

      Man kann natürlich entgegen aller Messungen oder Prognosen hoffen, dass Starkregenereignisse sich nicht häufen werden oder man selbst das Glück hat, in seiner Region keines zu erleben. Die Projektionen für die Zukunft allerdings verheißen nichts Gutes:

      "Da Klimamodelle mit sehr hoher Übereinstimmung eine Zunahme der mittleren und extremen Temperaturen projizieren, geben die Ergebnisse Hinweise darauf, dass durch die klimawandelbedingte Temperaturzunahme mit einer Häufung und Intensivierung extremer Niederschläge zu rechnen ist. Dabei gewinnen sowohl die kleinräumigen, kurzlebigen Starkregenereignisse als auch die flächenhaften Dauerregen an Intensität. "

      Quelle: www.bbk.bund.de/Sh...ob=publicationFile

  • Unabsehbare Folgen, zumal keiner das wirklich ausrechnen kann und will. Und denen, die es doch tun wollen, glaubt man nicht, weil sie ja eine "Agenda" haben. Tja, da muss man wohl abwarten wie es wird.

    Letztlich ist das völlig hoffnungslos: Alle reagieren nur sehr verzögert auf das, was wirklich passiert und weil man eigentlich proaktiv handeln müsste, das aber effektiv keinen so überzeugt, dass man effizient gemeinsam handeln würde, rennt man letztlich den Fakten nur immer weiter hinterher. Geht praktisch gesehen wahrscheinlich gar nicht anders, daran werden wir uns gewöhnen müssen.

    Stattdessen wird man nach irgendwie konkret greifbaren Sündenböcken suchen, wie immer in solchen Fällen (denn irgendwer MUSS ja Schuld sein!), und das wird in Fällen wie diesen wieder die Bahn sein. Scheiße, but so it goes.