Indonesischer Unabhängigkeitstag: Regierungskritik mit Manga-Referenz
Zum Unabhängigkeitstag in Indonesien wehen landesweit die Nationalflaggen – aber nicht nur. Eine Fahne aus dem Manga One Piece sorgt für Kritik.

Als subtiler Protest gegen die seit vergangenen Oktober amtierende Regierung des früheren Suharto Schwiegersohns und Militärs Prabowo Subianto sind jetzt vielerorts sowie online Piratenflaggen zu sehen, die der japanische Manga und darauf basierende Anime „One Piece“ populär gemacht hat. Die von Eiichirō Oida gezeichnete Serie, ist mit weltweit mehr als 520 Millionen verkauften Exemplare extrem Erfolgreich. Der Anführer der Strohhut-Piraten Monkey D. Luffy versucht, den Schatz One Piece zu finden. Das will eine Weltregierung verhindern.
In dieser David-gegen-Goliath-Geschichte zeigt Luffys schwarze Piratenflagge den bekannten weißen Totenschädel mit darunter gekreuzten Knochen, doch trägt der Schädel einen gelben Strohhut mit roter Banderole. Im Manga steht die Flagge für Freiheit, Freundschaft und Widerstand. Parallelen zur Weltregierung und Präsident Prabowo, der viel Macht zentralisiert und es im Parlament fast nur noch mit Ja-Sagern zu tun hat, werden sicher nicht zufällig gezogen.
Vizeparlamentschef Sufi Dasco Ahmad sieht in der Piratenflagge denn auch „eine systematische Bewegung“ gegen die nationale Einheit. „Das ist kein Zufall“, sagte er laut Jakarta Globe. „Das ist ein koordinierter Versuch, die Nation zu spalten.“ Manche halten die Fahne für illegal. Aber laut Medienberichten gilt nur, dass die Nationalflagge, wenn mehrere Fahnen wehen, die höchste sein muss.
Vizeminister mit Piratenflagge
Ein Minister drohte jedoch mit Konsequenzen, sollte die Piratenflagge als Beleidigung der Nationalfahne gemeint sein. Ein anderer meinte, man könne die Piratenfahne auch als Ruf zum Aufruhr sehen. Dumm nur, dass Vizepräsident Gibran Rakabumig Raka im Wahlkampf 2024 einen Anstecker der Piratenflagge trug, wohl um Jungwähler zu beeindrucken. Der Oppositionspolitiker Deddy Yevri Sitorusxy sieht die Piratenflagge hingegen nur als Ausdruck von Kritik, wie sie zu einer Demokratie gehöre: „Diese symbolische Aktion ist doch besser als ein Protest auf der Straße, der zu Gewalt führen kann.“
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