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Treffen zwischen Trump und PutinHoffnung und Misstrauen

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Donald Trump will Wladimir Putin treffen. Eine Chance ist das nur, wenn der US-Präsident auch über rhetorisches Gerassel hinaus handelt.

US Präsident Donald Trump spricht im Oval Office, in Washington, am 6.8.2025 Foto: Alex Brandon/ap

D as nun offenbar tatsächlich in den nächsten Tagen bevorstehende persönliche Zusammentreffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump schürt Hoffnung und Misstrauen zugleich. Einerseits hat sich der US-Präsident insbesondere zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als effektivster Verbündeter Putins präsentiert, der schon vor Beginn irgendeiner Verhandlung wesentliche ukrainische Positionen in die Tonne trat.

Statt Druck auf den Angreiferstaat auszuüben, drohte Trump dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, als ob der den Krieg begonnen hätte. Dabei wäre so viel Entgegenkommen gegenüber Moskau gar nicht notwendig gewesen – allein die Tatsache, dass die USA überhaupt mit Putin über, aber ohne die Ukraine verhandeln wollten, ließ schon feuchte Träume im Kreml wahr werden. Misstrauen bleibt also angebracht.

Aber: In den letzten Wochen hat sich Trumps Position geändert, zumindest nach außen. US-Außenminister Rubio sagt jetzt, man verstehe nach dem jüngsten Treffen zwischen US-Unterhändler Steve Witkoff mit Putin die russische Position besser – jetzt komme es darauf an, diese mit der Ukraine und den europäischen Verbündeten zu Kompromissen zu bringen. Das klingt zumindest erst einmal nicht mehr nach einem zwischen zwei Supermächten ausgehandelten Diktatfrieden, den die Ukraine dann zu schlucken habe. Die USA würden dann die Rolle des nicht neutralen Vermittlers spielen, die eigentlich für die westliche Führungsmacht logisch vorgesehen ist.

Eine Chance dafür gibt es allerdings nur, wenn Trump tatsächlich bereit wäre, neben rhetorischem Gerassel und folgenlosen Ultimaten auch tatsächlichen Druck auf Moskau auszuüben, wenn der Kreml bei Maximalforderungen bleibt. Und das ist leider noch immer schwer vorstellbar. Wahrscheinlicher ist, dass Trump einfach die Lust verliert, wenn er jetzt nicht bald einen Erfolg hat. Oder zum Erfolg umdeutet, was einfach ein Einknicken ist. Verlassen jedenfalls kann sich auf diesen US-Präsidenten niemand. Oder jedenfalls kein Verbündeter.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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