Verhaftungen in der DR Kongo: Präsident Tshisekedi „säubert“ seine Armee
Mehrere Generäle sitzen in Haft. Freunde von Expräsident Kabila und die ruandische FDLR-Miliz werden ersetzt von Sicherheitsfirmen aus Israel und USA.

Erst vor zwei Wochen hatten Soldaten in der Hauptstadt Kinshasa die Villa von General Christian Tshiwewe umzingelt und dessen Leibwächter entwaffnet. Putschgerüchte machten die Runde. Tshiwewe, der aus Kongos Südregion Katanga stammt, war bis Ende 2024 Generalstabschef, zuvor Chef der Präsidentengarde und damit Tshisekedis oberster Leibwächter.
Zwei weitere ranghohe Generäle sitzen in DEMIAP-Gewahrsam. Ausgelöst wurde die Verhaftungswelle nach Medienberichten durch ein Treffen des israelisch-amerikanischen Geschäftsmannes Moti Kahana mit Präsident Tshisekedi am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos im Januar. Angeblich soll Kahana Kongos Präsident einen Umschlag überreicht haben, in welchem sich eine Liste mit einem Namen möglicher Putschisten befand. Im September 2024 hatte ein Militärgericht in Kinshasa drei US-Bürger zum Tode verurteilt, nachdem sie im Mai einen Putschversuch in Kinshasa gestartet hatten.
Klar ist: Kongos Präsident fürchtet sich vor seiner eigenen Armee. Gründe gibt es viele. Die Verhandlungen mit den Rebellen der M23 (Bewegung des 23. März) in Katar und zuvor mit Ruanda in den USA haben viele Offiziere wütend gemacht, zumal Tshisekedi zuvor stets betont hatte, er werde „niemals mit den Terroristen verhandeln“.
Seit April weilt Kongos Ex-Präsident Joseph Kabila, Tshisekedis Vorgänger, in Goma bei den M23-Rebellen. Viele Generäle wurden einst von Kabila eingesetzt und sind ihm nach wie vor treu, vor allem wenn sie wie er aus Katanga stammen. Tshisekedi hat Kabila bezichtigt, Urheber des M23-Krieges zu sein.
Nicht zuletzt sieht Kongos Friedensabkommen mit Ruanda, das Ende Juni in Washington unterzeichnet wurde, eine „Neutralisierung“ der ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) vor. Die im Ostkongo stationierte FDLR, in deren Führung sich Täter des Völkermordes an den Tutsi in Ruanda 1994 befinden, ist im Krieg gegen die Tutsi-geführte M23 in Kongos Armee integriert worden. Es gibt unbestätigte Informationen, dass israelische und US-amerikanische Geheimdienste jetzt in den kongolesischen Reihen all jene ausfindig machen, die mit der FDLR-Führung direkten Kontakt hatten: Sie sollen entfernt werden.
An ihrer Stelle verlässt sich Tshisekedi jetzt offenbar verstärkt auf private Sicherheitsdienstleister aus Israel und den USA. Seit 2023 sind israelische Sicherheitskräfte für seine persönliche Sicherheit zuständig. Nach UN-Erkenntnissen sind kolumbianische Kämpfer der Sicherheitsfirma FSG (Frontier Service Group) von Eric Prince, ehemaliger Chef der US-Söldnerfirma Blackwater, für fünf Jahre angeheuert worden, um Kupfer- und Kobaltminen in Katanga zu sichern. Laut Vertrag sollen sie auch in den M23- Gebieten aktiv werden.
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