piwik no script img

Nach Northvolt-Pleite in DithmarschenBatteriefabrik lebt doch

Eine US-Firma will das Baugelände der insolventen Batterie-Firma Northvolt kaufen. Die investierten Steuermillionen dürften dennoch verloren sein.

Baustelle der Northvolt Drei Gigafactory: Landesregierung ist optimistisch, dass hier bald weitergebaut wird Foto: Marcus Brandt/dpa

Kiel taz | Das US-Unternehmen Lyten will große Teile des insolventen schwedischen Batterie-Herstellers Norhvolt übernehmen. Mit im Paket ist auch die unfertige Fabrik nahe der Kreisstadt Heide. Die schleswig-holsteinische Landespolitik hofft, dass der Bau weitergeht. Die Steuermillionen, die Land und Bund für den Bau vorstreckten, dürften dennoch verloren sein.

Eine „sehr erfreuliche Nachricht“ nannte Ministerpräsident Daniel Günther den Vorvertrag, der zwischen der Firma Lyten, die ihren Sitz im Silicon Valley hat, und der Insolvenzverwaltung von Northvolt geschlossen wurde. Vorsichtige Freude herrscht auch bei den Parteien im Landtag: „Es ist natürlich positiv zu bewerten, dass nach so vielen negativen Schlagzeilen endlich Bewegung in die Sache kommt“, sagt Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD). „Wir werden aber aufmerksam darauf achten, ob die Planungen von Lyten im Sinne der Region sind.“

Auch Uta Röpcke von den mitregierenden Grünen betont, dass der weitere Verlauf genau beobachtet werden müsse. Generell sei sie aber optimistisch: „Die Bedingungen in Heide sind ideal, um zu den Gewinnern der Transformation hin zur Klimaneutralität zu gehören. Das ist gut für die Westküste und gut für eine nachhaltige Produktion von Batterien.“

Als das große Zukunftsprojekt gestartet

Der Bau der Batteriefabrik in Dithmarschen galt als das große Zukunftsprojekt der schwarz-grünen Landesregierung. Northvolt versprach, die umweltfreundlichsten E-Auto-Batterien der Welt zu bauen, mit Windstrom aus der Region, einem Wasserkonzept, das regionale Verbände einbezieht und Transport per Bahn. 3.000 Arbeitsplätze sollten in der strukturschwachen Region entstehen.

Schleswig-Holstein hatte sich gegen andere Standorte in Europa und den USA durchgesetzt. Doch das schwedische Unternehmen, das ein Gegengewicht zur chinesischen Batterie-Produktion bilden wollte, häufte Schulden an und geriet erst in den USA, im März 2025 auch in Schweden in die Insolvenz.

Nun gab Lyten, Weltmarktführer bei der Herstellung von Lithium-Schwefel-Batterien, seine Absicht bekannt, mehrere Standorte von Northvolt, darunter den bei Heide, sowie das geistige Eigentum der Firma zu übernehmen. Laut der Wirtschaftsnachrichten-Agentur Business Wire sollen die Vermögenswerte rund fünf Milliarden US-Dollar wert sein.

Wie hoch der Kaufpreis ist, wollte der Lyten-Chef und Mitgründer Dan Cook nicht sagen. Es gebe aber einen deutlichen Rabatt zum ursprünglichen Wert, berichtet Reuters. Das Unternehmen verspricht, die Produktion im nordschwedischen Werk Skelleftea rasch wieder aufnehmen und „dort anzuknüpfen, wo das Northvolt-Team aufgehört hat“, sagte Cook. Auch ein Großteil des entlassenen Personals solle wieder eingestellt werden.

Alte Rechnungen bleiben offen

Offen bleiben allerdings alte Rechnungen. Northvolt hatte von der deutschen Förderbank KfW für den geplanten Fabrikbau bei Heide eine sogenannte Wandelanleihe von rund 600 Millionen Euro erhalten. Bund und Land bürgten für das Geld, das im Erfolgsfall in Northvolt-Aktien hätten umgewandelt werden können. Diese Anleihe wird vermutlich nicht zurückgezahlt, ebenso wie rund 20 Millionen Euro für Zinsen und Verfahrenskosten.

Die Bedingungen in Heide sind ideal, um zu den Gewinnern der Transformation hin zur Klimaneutralität zu gehören. Das ist gut für die Westküste und gut für eine nachhaltige Produktion von Batterien.

Uta Röpcke, Grüne

Der Kieler Landtag hatte damals mit großer Mehrheit für die Förderung gestimmt. Über die Frage, ob die Landesregierung und das Bundeswirtschaftsministerium im Vorfeld dieser Entscheidung Risiken verschwiegen hatten, wird nun politisch wie juristisch gestritten, im Juli hatte die FDP das Landesverfassungsgericht angerufen.

Angesichts der neuen Lage müsse sich die Landesregierung klären, was der Verkauf für die Wandelanleihe bedeute, sagte der FDP-Fraktionschef Christopher Vogt. „Ich erwarte, dass die Landesregierung die Opposition diesmal eng einbindet.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare