piwik no script img

Kriselnder KonzernUS-Chiphersteller Intel gibt Fabrikbau in Magdeburg auf

Intel machte im zweiten Quartal von April bis Juni erneut einen Milliardenverlust. Nun bekommt das auch ein Projekt in Magdeburg zu spüren.

Der Konzern wird kein Werk in Magdeburg bauen Foto: Andrej Sokolow/picture alliance/dpa

San Francisco afp | Der kriselnde US-Chiphersteller Intel gibt den Bau einer Fabrik in Magdeburg endgültig auf. Intel werde „nicht mehr mit geplanten Projekten in Deutschland und Polen fortfahren“, erklärte das Unternehmen am Donnerstag bei der Bekanntgabe der Unternehmenszahlen für das zweite Quartal. Intel machte im zweiten Quartal von April bis Juni erneut einen Milliardenverlust.

Der Konzern hatte den Bau der Fabrik in Sachsen-Anhalt bereits im vergangenen Herbst auf Eis gelegt. Den ursprünglichen Plänen zufolge wollte das Unternehmen 30 Milliarden Euro in den Bau des Produktionskomplexes investieren. Für den geplanten Bau der Chipfabrik hatte der Bund Subventionen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Im November hatte Intel für den Aufschub des Fabrikbaus in Magdeburg keine detaillierte Begründung genannt. Das Unternehmen war zuletzt jedoch bei der Entwicklung hochmoderner Chips zurückgefallen, angesichts anhaltend schlechter Bilanzzahlen waren Zweifel an den Expansionsplänen aufgekommen.

Schlechte Quartalsbilanz

Für das zweite Quartal gab Intel erneut einen massiven Verlust von 2,9 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro) bekannt. Im Quartalsbericht hieß es zudem, als Maßnahme für einen effektiveren Kapitaleinsatz werde Intel neben dem Stopp seiner Projekte in Deutschland und Polen auch ein Bauprojekt im US-Bundesstaat Ohio „weiter verlangsamen“. In den dort geplanten Fabriken sollte die Produktion ursprünglich bereits in diesem Jahr starten – zuletzt hatte Intel von den Jahren 2030 und 2031 gesprochen.

Der in Malaysia geborene Tech-Veteran und ehemalige Chef des Software-Unternehmens Cadence Design Systems, Lip-Bu Tan, hatte im März die Leitung von Intel übernommen. Vor dem Hintergrund der Zollmaßnahmen der US-Regierung kündigte er im April massive Entlassungen an.

15 Prozent der Stellen seien bereits abgebaut, teilte der Konzern nun mit. Bis Ende Juni schrumpfte die Zahl der Jobs von 125.000 auf 101.000, Ziel bis Ende des Jahres sind 75.000 Stellen. „Diese Veränderungen sollen eine schnellere, flachere und agilere Organisation schaffen.“

Intel hatte lange den Halbleitermarkt dominiert, kämpft aber bereits seit Jahren mit Problemen. Mittlerweile sind andere Firmen, darunter TSMC aus Taiwan führend in der Branche. Überrascht wurde Intel vom Aufstieg von Nvidia: Das Unternehmen war als Grafikkarten-Spezialist gestartet und bestimmt mittlerweile das Geschäft mit Chips für KI.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare