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Krieg in der UkraineMindestens sechs Tote bei Angriff auf Kyjiw

Russische Truppen greifen die ukrainische Hauptstadt mit Drohnen und Iskander-Raketen an. Auch Wohnhäuser und kritische Infrastruktur sind wieder ein Ziel.

Ein Wohnhaus in Kyjiw nach den russischen Angriffen in der Nacht zu Donnerstag Foto: AP/Evgeniy Maloletka

Kyjiw afp/taz | Bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kyjiw sind in der Nacht zum Donnerstag nach ukrainischen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Unter den Toten sei ein sechsjähriger Junge, erklärte der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt, Tymur Tkatschenko. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, wie Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte. 26 der Verletzten wurden demnach in Krankenhäuser eingeliefert.

Nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko wurden die Stadtteile Swjatoschynskyj und Solomjanskyj am schlimmsten von den Drohnen- und Raketenangriffen getroffen. In weiteren Stadtteilen wurden die Fenster einer Kinderstation in einem Krankenhaus durch eine Druckwelle heraus gesprengt sowie eine Schule und ein Kindergarten beschädigt, wie Klitschko weiter erklärte. Zudem sei eine weitere Lehreinrichtung getroffen worden, teilte der Katastrophenschutz mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte den nächtlichen Angriff auf die Hauptstadt, bei dem eine Rakete auch ein mehrstöckiges Gebäude traf. „Kyjiw. Raketenangriff. Direkt in ein Wohnhaus. Menschen unter den Trümmern. Alle Dienste sind vor Ort. Russische Terroristen“, schrieb in den sozialen Medien. Bei den Angriffen auf Kyjiw sollen sowohl Drohnen als auch bis zu acht Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander zum Einsatz gekommen sein.

Mehr Druck gefordert

Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha forderte eine Erhöhung des Drucks auf Moskau, um die Angriffe zu beenden. Der russische Präsident Wladimir Putin habe kein Interesse daran, „das Töten zu beenden“, erklärte Sybiha im Onlinedienst X. „Es ist Zeit für maximalen Druck auf Moskau.“ US-Präsident Donald Trump „war bisher sehr großzügig und geduldig mit Putin dabei, eine Lösung zu finden“, schrieb Sybiha weiter.

Die russischen Angriffe auf die Ukraine dauern trotz des zunehmenden Drucks aus Washington unvermindert an. US-Präsident Trump hatte Russland am Dienstag nach seinen Worten „noch zehn Tage“ Zeit gegeben, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Zuvor hatte er Mitte Juli eine 50-Tage-Frist ausgegeben. Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine brachten bisher keine Fortschritte.

Trump reagierte auch auf einen Kommentar des früheren russischen Präsidenten und jetzigen Vize-Chefs des Nationalen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew. Der hatte erklärt, dass jedes neue Ultimatum eine „Bedrohung und ein Schritt in Richtung Krieg“ mit den USA sei.

„Sollen sie doch gemeinsam ihre toten Volkswirtschaften ruinieren, das ist mir egal. Wir machen kaum Geschäfte mit Indien, ihre Zölle sind zu hoch, sie gehören zu den höchsten der Welt. Auch Russland und die USA machen kaum Geschäfte miteinander. Belassen wir es dabei und sagen wir Medwedew, dem gescheiterten ehemaligen Präsidenten Russlands, der sich immer noch für den Präsidenten hält, er solle auf seine Worte achten. „Er begibt sich auf sehr gefährliches Terrain!“, schrieb Trump.

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