IS-Anhänger in Syrien: Dutzende Familien verlassen berüchtigtes Lager al-Hol
Syrische Angehörige von Kämpfern des „Islamischen Staats“ kehren aus dem kurdisch betreuten Lager al-Hol in ihre Heimatorte zurück. Ausländer müssen weiter im Lager verbleiben.
„Dies sind ärztliche Fälle, die im Norden und Osten Syriens nicht behandelt werden können“, sagte Dschihan Hanan, Direktorin des Lagers, der Deutschen-Presseagentur dpa. Es handle sich um Syrer mit chronischen Krankheiten und deren Angehörige.
Im Lager al-Hol sind etwa 28.000 Flüchtlinge und Angehörige von IS-Kämpfern untergebracht, vor allem Syrer und Iraker, aber auch ein Dutzend Deutsche. Die meisten Bewohner sind Frauen und Kinder.
Die Regierung in Damaskus hatte sich im Mai mit den kurdischen Milizen, die das Lager kontrollieren, auf die Rückführung der Familien von IS-Angehörigen geeinigt. Hanan sprach von einem „humanitären Transfer“, der mit dem UN-Flüchtlingswerk UNHCR und dem US-Außenministerium koordiniert sei. Die USA bekämpften mit Hilfe der Kurdenmilizen in Syrien und dem Irak den IS, der dort einst große Gebiete beherrschte.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, die Familien würden auf mögliche extremistische Aktivitäten überprüft. Erst dann würden sie das Lager verlassen und an ihre Heimatorte überstellt.
Die Zustände in dem Lager nahe der syrisch-irakischen Grenze sind Berichten zufolge katastrophal, es fehlt an Essen, Wasser, ärztlicher Versorgung und Zugang zu sanitären Anlagen. Hilfsorganisationen zufolge gleicht das Lager einem Gefängnis, in dem viele Kinder und Frauen ständiger Gewalt und der Ideologie des IS ausgesetzt seien.
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