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HandelsstreitTrumps Zollpolitik trifft Indien

US-Präsident Trump verschiebt die angekündigten Strafzölle auf den 7. August. Unter den großen Volkswirtschaften ist besonders Indien betroffen.

US-Präsident Trump verschiebt den Beginn der Strafzölle Foto: Mark Schiefelbein/AP/d

Mumbai taz | US-Präsident Donald Trump hat per Dekret die Einführung der angekündigten Zölle um eine Woche auf den siebten August verschoben. Aus dem Weißen Haus wurde die Entscheidung damit begründet, dass den Grenz- und Zollbehörden mehr Zeit für die Umsetzung des neuen Systems gegeben werden solle.

Unter den großen Volkswirtschaften trifft es Entwicklungsland Indien mit 25 Prozent besonders hart, wie aus einer neuen Liste des Weißen Hauses hervorgeht, die in der Nacht zu Freitag publik wurde.

Damit bestätigt sich, dass sich die Beziehungen zwischen Indien und den USA deutlich verschlechtert haben. Die neuen Abgaben belasten in Indien vor allem Textil-, Pharma- und Autozulieferer. Smartphones und Elektronik bleiben vorerst verschont. Zuletzt hatten etwa iPhone-Importe aus Indien China Konkurrenz gemacht.

Trotz der drohenden Zölle erwarten Expert:innen, dass die Produktion in Indien langfristig günstiger bleibt als in der Volksrepublik. Doch das ist nicht die größte Sorge der indischen Regierung: Zusätzlich drohen Sekundärsanktionen wegen des Ölhandels mit Russland. Delhi protestiert offiziell, zeigt sich aber kompromissbereit. Laut Medienberichten haben staatliche indische Raffinerien den Import russischen Rohöls vorerst gestoppt. Gleichzeitig bemüht sich Indien, die Folgen zu begrenzen.

Kritik an Premier Modi

Trump hingegen erhöht den Druck: Auf Truth Social kritisierte er die Energiebeziehungen zwischen Indien und Russland scharf und warnte den russischen Ex-Präsident Dmitri Medwedew, er bewege sich auf „gefährlichem Terrain“. Trumps Wut trifft Indien und Russland gleichermaßen. Für Aufsehen sorgte in Indien seine Aussage, beide Länder seien „tote Wirtschaften“. Der bekannte Nachrichtensprecher Rajdeep Sardesai erklärte, Trump habe „den Verstand verloren“. Oppositionsführer Rahul Gandhi nutzte die Gelegenheit, um Premierminister Narendra Modi anzugreifen.

Modi habe die Zukunft der indischen Jugend zerstört, da es keine Arbeitsplätze gebe, schrieb er auf der Plattform X. Indien steht nun vor der Frage, wie weit es sich von Russland distanzieren will, um den US-Markt zu halten. „Indien ist zwar unser Freund, aber wir haben im Laufe der Jahre relativ wenig Geschäfte mit ihm gemacht, weil seine Zölle viel zu hoch sind“, sagte Trump. „Sie haben schon immer einen Großteil ihrer militärischen Ausrüstung aus Russland bezogen und sind neben China Russlands größter Käufer von Energie – und das zu einer Zeit, in der alle wollen, dass Russland mit dem Töten in der Ukraine aufhört. Alles nicht gut!“

Die Regierung in Delhi prüft die Lage. „Das Ministerium für Handel und Industrie steht in Kontakt mit allen Beteiligten“, hieß es. Ein solcher Konflikt war zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit kaum vorstellbar. Zwar war es auch früher schwierig, Indiens Beziehungen zum Westen und Osten zu balancieren. Doch dank wachsender geopolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung gelang Indien der Spagat bisher.

Der Westen versuchte, Indien durch wirtschaftliche Kooperation von Russland zu lösen, musste aber die Beziehungen akzeptieren. Trump könnte das nun auf Kosten des ohnehin belasteten Verhältnisses kippen. Noch Mitte der 2000er hatten sich die Beziehungen deutlich verbessert. Die jüngste Abkühlung fällt mit einer Annäherung zwischen den USA und Pakistan zusammen. Offiziell wurde das nie begründet. Doch seit Trump behauptete, im Mai einen möglichen Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan verhindert zu haben, protestiert Delhi offen gegen die Einmischung.

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