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Pressefreiheit in GazaZerstörung als Ziel

Johannes Drosdowski
Kommentar von Johannes Drosdowski

Erneut wurden Jour­na­lis­t*in­nen bei einem Doppelschlag getötet. IDF und Hamas gehen dabei mit ähnlichen Zielen vor: Die Pressefreiheit zu zerstören.

Der getötete Kameramann Mohammed Salama arbeitete für Al-Jazeera und wurde auch von der Hamas wegen seiner Berichterstattung attackiert

F ünf Medienschaffende weniger werden berichten können, was im Gazastreifen passiert. Darüber, wie Menschen fürchten, hungern, sterben. Denn am Montag tötete das israelische Militär fünf Jour­na­lis­t*in­nen und mindestens fünfzehn weitere Menschen bei einem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus.

Laut Au­gen­zeu­g*­in­nen schlug zuerst eine Rakete ein; als sich Menschen versammelt hatten, eine weitere. Doppelschläge töten vor allem Rettungskräfte und Journalist*innen. Hussam al-Masri (Kameramann für Reuters), Mohammed Salama (Kameramann bei Al Jazeera), Mariam Abu Dagga (freie Bildjournalistin, u. a. für AP) und Moaz Abu Taha (Fotojournalist bei NBC) sowie ein Journalist, der für ein Hamas-nahes Medium arbeitete, werden nie wieder aus Gaza berichten. Nun zählt das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) 192 getötete Jour­na­lis­t*in­nen seit dem 7. Oktober 2023.

Erst vor knapp zwei Wochen hatte die israelische Armee fünf Journalisten getötet. Die stark umstrittene Begründung: Einer von ihnen, Anas al-Sharif, bekanntes Gesicht des katarischen Senders Al Jazeeras, sei „Kopf einer Hamas-Zelle“. Bereits im Vorfeld hatte das CPJ gewarnt, dass eine Schmutzkampagne gegen ihn laufe, sein Leben bedroht sei.

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Bedroht werden die Jour­na­lis­t*in­nen nicht nur durch die israelische Armee. Einer der am Montag getöteten, Kameramann Salama, wurde bereits Opfer der Hamas. Laut der Palästinensischen Journalistenunion hatte die Hamas ihn und weitere Journalisten körperlich angegriffen, versucht, ihnen die Akkreditierung zu entziehen – in dem Krankenhaus, in dem er nun getötet wurde. Hinzu kommen weitere Berichte von Gewalt und Folter der Hamas gegen Journalist*innen.

Sie will mit ihren Angriffen das Gleiche bezwecken wie die israelische Armee: die Zerstörung der Presse. Wenn alle Jour­na­lis­t*in­nen verhungert sind, geschlagen, erpresst, getötet, dann ist da niemand mehr, der berichten kann, was im Gazastreifen passiert. Wie die Bevölkerung leidet. Dann sammelt niemand mehr Beweise für Klagen. Dann werden Wahrheiten verhindert.

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Johannes Drosdowski
Redakteur Medien/Digitales
Redakteur für Medien und Digitales. Ansonsten freier Journalist und Teamer zum Thema Verschwörungserzählungen und Fake News. Steht auf Comics, Zombies und das Internet. Mastodon: @drosdowski@social.anoxinon.de
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