Krieg in der Ukraine: Drogenkartelle wollen Drohnenwissen
Südamerikanische Kartelle schicken Mitglieder in die Ukraine, damit sie lernen, wie man Drohnen baut und steuert. Auch Geheimdienste sind interessiert.

Dass China und Nordkorea Russland bei seinem Überfall auf die Ukraine helfen, mit Technik, Soldaten und politisch, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Dass aber Pekings Führung sowie auch Gruppen aus Mexiko und Kolumbien in den Krieg im Osten der Ukraine involviert sind, um dadurch eigenes Militär und kriminelle Kartelle professionell ausbilden zu lassen, ist nicht weniger skandalös.
Nicht jeder Freiwillige, der sich der Internationalen Legion beim ukrainischen Verteidigungsministerium anschloss, tat dies aus edlen Motiven wie dem Kampf für die Ukraine. Ein Kämpfer, der sich den Namen Aguila-7 zulegte und angab, aus El Salvador zu kommen, zeigte besonderes Interesse, an FPV-Drohnen ausgebildet zu werden, den berüchtigten unbemannten „First Person View“ zur Jagd auf gegnerische Soldaten.
Anfang des Sommers informierte das mexikanische Centro Nacional de Inteligencia den Geheimdienst der Ukraine (SBU), dass einige lateinamerikanische Freiwillige sich den Streitkräften der Ukraine angeschlossen haben, um zu lernen, wie man Drohnen verwaltet und dieses Wissen im Interesse von Drogenkartellen verwendet.
Die Ermittler stellten fest, dass Aguila-7 vermutlich Verbindungen zur mexikanischen Elite-Spezialeinheit GAFE hatte, von deren Kräften einige zum Drogenkartell von Los-Zetas übergelaufen waren. Die US-Drogenpolizei DEA stuft die seit 1999 bestehende Gang als die technologisch am weitesten entwickelte und gewaltbereiteste Verbrecherorganisation in Mexiko ein.
Mit gefälschten Pässen in die Internationale Legion
Der SBU ermittelte, dass mindestens drei ehemalige Mitglieder der mit Kokainkartellen verbundenen FARC-Rebellen aus Kolumbien die Internationale Legion durchliefen. Sie nutzen gefälschte panamaische oder venezolanische Dokumente und bekamen auch logistische Hilfe bei ihrem Andocken in der Ukraine.
Einige dieser angeblichen Freiwilligen lernten nicht nur den effizienten Drohneneinsatz gegen Gegner, was sie an ihre heimischen Kartelle weitergegeben haben sollen. Sie ließen sich auch im Drohnenbau und der spezifischen Veränderung von unbemannten Fluggeräten unterweisen, um mit dem erlernten Wissen den Drogenbanden zu dienen.
Während die Ukraine durch vermeintliche Freiwillige unterwandert wurde und laut Verteidigungsministerium und SBU nun Bewerber deutlich intensiver überprüft, liefert der Krieg auf russischer Seite wichtiges Know-how für den Verbündeten China: Ende Juli veröffentlichte die Hackergruppe Blackmoon auf der Plattform X PDF-Dateien, mit Berichten über das Projekt „Metsch“ (Schwert) zur Entwicklung eines Luftlandekommando-Automatisierungs-Systems.
Infos über Fallschirmoperationen
Die geleakten Dokumente zeigen, dass der staatliche russische Rüstungskonzern Rosoboronexport der Firma CETC International Co Ltd in Peking in mehreren Tranchen Anleitungen für das Koordinieren von Fallschirmspringeroperationen geliefert hat. Mit frischen Erkenntnissen aus dem Überfall auf die Ukraine soll es helfen, eine sichere Datenübertragung, Informationsaustausch auf operativer und taktischer Ebene, Einsatzplanung und Zielerfassung zu etablieren. CETC gilt Ermittlern in Kyjiw zufolge als Tarnfirma der chinesischen Volksbefreiungsarmee und soll bei der Planung eines Angriffs auf Taiwan helfen.
Verzollt waren die zwei Lieferungen tatsächlich weitgehend korrekt: „Military Products Cat. 16, 16.1, 16.2 Eigentum und Dokumentation gemäß der Liste“, heißt es in den Unterlagen des russischen Zolls. Elektronisch wurden nur Zollpapiere und Rechnungen über fast 4,3 Millionen Euro übersandt, die eigentliche Ware war als laut Zollnummer „Gedruckte Bücher, Broschüren, Prospekte und ähnliche Druckerzeugnisse, geheftet oder in Form von Einzelblättern“ deklariert.
Chinas Führung bestreitet zwar eine militärische Unterstützung Russlands. Doch in russischen Drohnen, Raketen und anderem Militärgerät, das die Ukraine sicherstellen konnte, finden sich immer häufiger chinesische Bauteile und Chips.
Nordkorea, das beim Entsenden eigener Soldaten in die zeitweise von ukrainischen Truppen eroberte russische Grenzregion Kursk hohe Opferzahlen verkraften muss, plant nun Neues: Laut Generalleutnant und Chef des ukrainischen Militärnachrichtendienstes, Kyrylo Budanow, wolle Pjöngjang in Kürze 6.000 neue Soldaten an die ukrainische Grenze schicken – mit nordkoreanischen Panzern. Um diese unter realen Kriegsbedingungen zu testen.
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