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Hunger im Gaza-Streifen„Es entfaltet sich das Worst-Case-Szenario“

Das UN-Welternährungsprogramm WFP schlägt Alarm: Fast alle Menschen in Gaza hungern, die Lage wird immer dramatischer. Nur wenige erhalten Nothilfe.

Für viele sieht so die einzige Mahlzeit in mehreren Tagen aus: Lebensmittelhilfe in Gaza, 22. Juli Foto: Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Berlin taz | Im Gazastreifen „entfaltet sich gegenwärtig das Worst-Case-Szenario einer Hungersnot“, warnt das UN-Welternährungsprogramm WFP in einem neuen Lagebericht und spricht von einer „katastrophalen Hungerkrise“.

„Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und Gesundheitsversorgung ist eingebrochen“, so WFP. „Konflikt, Massenvertreibung und der Zusammenbruch von Grunddiensten hat extreme Entbehrung hervorgerufen“.

97 Prozent der Bevölkerung, so die Analyse der UN-Lebensmittelhelfer, haben zu wenig zu essen, ein Drittel isst weniger als einmal am Tag, 500.000 Menschen stehen „am Rande der Hungersnot“. Zwischen April und Mitte Juli seien 20.000 Kinder wegen akuter Unterernährung behandelt worden, 3.000 davon schwer unterernährt; 163 Hungertote seien bestätigt, davon 92 Kinder. Über 40 Prozent der schwangeren Mütter seien unterernährt, was sich auf die Neugeborenen übertragen werde.

Die Bemühungen zur Versorgung der Hungernden reichen bei weitem nicht aus. Im Juli erreichte WFP im Gaza-Streifen lediglich 12.000 Menschen, und das auch nur für kleinere Verteilung von Weizenmehl. 9231 Kleinkinder und 3303 schwangere oder stillende Mütter seien erreicht worden, bis am 29. Juli die Vorräte dafür aufgebraucht gewesen seien.

„Alle anderen WFP-Aktivitäten bleiben wegen Mangel an Lieferungen suspendiert“, so der Bericht. Dabei habe WFP 167.000 Tonnen Lebensmittel für Gaza in der Region entweder eingelagert oder angekauft.

Der Zivilschutz im Gazastreifen hat unterdessen Israel vorgeworfen, die Luftangriffe auf Gaza-Stadt verstärkt zu haben. „Den dritten Tag in Folge intensiviert die israelische Besatzung ihre Bombardierung“, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal am Dienstag. „Sehr schwere Luftangriffe“ seien auf die Wohngebiete Seitun und Sabra ausgeführt worden. Allein am Dienstag seien im Gazastreifen mindestens 24 Menschen getötet worden. (mit afp)

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