Hunger im Gaza-Streifen: „Es entfaltet sich das Worst-Case-Szenario“
Das UN-Welternährungsprogramm WFP schlägt Alarm: Fast alle Menschen in Gaza hungern, die Lage wird immer dramatischer. Nur wenige erhalten Nothilfe.

„Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und Gesundheitsversorgung ist eingebrochen“, so WFP. „Konflikt, Massenvertreibung und der Zusammenbruch von Grunddiensten hat extreme Entbehrung hervorgerufen“.
97 Prozent der Bevölkerung, so die Analyse der UN-Lebensmittelhelfer, haben zu wenig zu essen, ein Drittel isst weniger als einmal am Tag, 500.000 Menschen stehen „am Rande der Hungersnot“. Zwischen April und Mitte Juli seien 20.000 Kinder wegen akuter Unterernährung behandelt worden, 3.000 davon schwer unterernährt; 163 Hungertote seien bestätigt, davon 92 Kinder. Über 40 Prozent der schwangeren Mütter seien unterernährt, was sich auf die Neugeborenen übertragen werde.
Die Bemühungen zur Versorgung der Hungernden reichen bei weitem nicht aus. Im Juli erreichte WFP im Gaza-Streifen lediglich 12.000 Menschen, und das auch nur für kleinere Verteilung von Weizenmehl. 9231 Kleinkinder und 3303 schwangere oder stillende Mütter seien erreicht worden, bis am 29. Juli die Vorräte dafür aufgebraucht gewesen seien.
„Alle anderen WFP-Aktivitäten bleiben wegen Mangel an Lieferungen suspendiert“, so der Bericht. Dabei habe WFP 167.000 Tonnen Lebensmittel für Gaza in der Region entweder eingelagert oder angekauft.
Der Zivilschutz im Gazastreifen hat unterdessen Israel vorgeworfen, die Luftangriffe auf Gaza-Stadt verstärkt zu haben. „Den dritten Tag in Folge intensiviert die israelische Besatzung ihre Bombardierung“, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal am Dienstag. „Sehr schwere Luftangriffe“ seien auf die Wohngebiete Seitun und Sabra ausgeführt worden. Allein am Dienstag seien im Gazastreifen mindestens 24 Menschen getötet worden. (mit afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kürzungsdebatte im Sozialbereich
Und eure Lösung, liebe Linke?
Krieg in Gaza
Israel tötet Al-Jazeera-Korrespondenten in Gaza
Patriarchale Schönheitsbilder
Unsere Bäuche gehen Euch nichts an!
Neonazi-Angriff in Berlin
Junge Journalist*innen geschlagen und getreten
Trump-Putin-Gipfel in Alaska
Europa kann es nicht allein
Noch ein allerletztes Mal
Verlasst diese Institution!