Meduza-Auswahl 7. – 13. August: Was wird Putin bei den Verhandlungen in Alaska anbieten?
Die diplomatischen Bemühungen des Kremls und die wachsende Repression im Land könnten auf ein Ende des Ukraine-Krieges hindeuten, analysiert Meduza.

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 7. – 13. August 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Kommt nach dem Treffen in Alaska die „Luftwaffenruhe“?
US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin werden am 15. August in Alaska zu einem Treffen zusammenkommen – ein Teil der laufenden Bemühungen Washingtons um eine Beendigung des Krieges in der Ukraine. Laut dem Portal Bloomberg erwägt der Kreml verschiedene Optionen für Zugeständnisse, darunter etwa ein „Luftwaffenstillstand“ mit der Ukraine. Das geplante Treffen folgt auf eine Reihe diplomatischer Kontakte zwischen Moskau und dem Westen in jüngster Zeit.
In einem englischsprachigen Essay für Meduza argumentiert der Journalist Maxim Trudolyubov, dass die diplomatischen Bemühungen des Kremls und die zunehmenden Repressionen im Inland auf Vorbereitungen für ein Ende des Krieges hindeuten.
Für Putin bietet dies eine Möglichkeit, sich friedensbereit zu zeigen – und gleichzeitig in Teilen möglich zu machen, dass die russischen Streitkräfte ihre Offensive fortsetzen. Ein weiterer großer Vorteil aus Moskaus Sicht wäre, dass der Krieg in den globalen Medien ohne die Luftangriffe deutlich weniger sichtbar wäre – die Berichterstattung über diese auf ukrainische Städte ist weitaus intensiver als die Berichterstattung von der Front.
Doch sollte das Abkommen scheitern, würde der Kreml wahrscheinlich wieder groß angelegte Angriffe starten. Und die Schuld für die Eskalation der Ukraine zuschieben.
Und was folgt auf das Treffen von Aliyev und Paschinyan?
Das Treffen zwischen dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev und dem armenischen Premierminister Nikol Paschinyan am 8. August in Washington löste eine Welle der Begeisterung aus. Das Weiße Haus bezeichnete es als historisch. Und westliche Medien berichteten schnell, dass dank der Vermittlung von US-Präsident Donald Trump ein jahrzehntelanger Konflikt endlich beigelegt worden sei. Aliyev und Paschinjan gingen sogar so weit, Trump den Friedensnobelpreis zuzusprechen.
Aber die Wahrheit ist komplizierter: Für Meduza analysiert der Kaukasus-Experte Roman Chernikov, was bei dem Gipfeltreffen im Weißen Haus wirklich passiert ist und welche Probleme die beiden Länder noch lösen müssen (englischer Text).
Ohne Internet durch Nischni Nowgorod
In der russischen Region Nischni Nowgorod wird derzeit ein radikales Experiment durchgeführt: In einigen Gebieten wurde das mobile Internet vollständig abgeschaltet. Und in einigen Städten sogar die gesamte Mobilfunkverbindung. Meduza berichtet auf Russisch.
Der Grund für den radikalen Schritt: In der Region Nischni Nowgorod gibt es viele Militäranlagen, die Ziele ukrainischer Drohnenangriffe sein könnten. In Dzerzhinsk gibt es zum Beispiel das Sverdlov-Werk, das Munition herstellt. Seit 2024 greifen ukrainische Drohnen alle paar Monate in der Region an.
Svetlana, eine Einwohnerin, erzählt Meduza: Ende Juni und Anfang Juli, als die Mobilfunkblockaden gerade angefangen haben, hätten auch die Handys in ihrer Nachbarschaft nicht mehr funktioniert. „Die Leute konnten keinen Krankenwagen rufen und auch nicht die Versorgungsbetriebe anrufen.“
Ohne YouTube durch Russland
Im vergangenen Sommer begannen die russischen Behörden, die Wiedergabegeschwindigkeit von YouTube zu drosseln. Dadurch wurde die beliebte Videoplattform praktisch unbrauchbar. Das Laden von YouTube-Videos dauerte plötzlich sehr lange – wenn sie überhaupt geladen wurden. Bald war es ohne VPN fast unmöglich, Videos anzusehen. Bis Dezember 2024 war der YouTube-Traffic in Russland auf 20 Prozent des normalen Niveaus gesunken, und Experten stuften die Plattform als de facto blockiert ein.
Die Einschränkung der äußerst beliebten Videoplattform hat viele Russinnen und Russen dazu veranlasst, ihre Mediennutzungsgewohnheiten zu ändern. Meduza analysiert auf Englisch die aktuellen und potenziellen Folgen der anhaltenden Kampagne des Kremls gegen YouTube.
Russische YouTube-Kanäle, die sich auf gesellschaftspolitische Berichterstattung konzentrieren, haben ihr Publikum weitgehend behalten – dies gilt insbesondere für Kremlkritiker. Die faktische Sperre hat ihre Zuschauerzahlen beeinträchtigt – doch das Hauptproblem besteht darin, Einnahmen zu generieren. Denn YouTube ist zwar weiterhin über VPN in Russland zugänglich, hat jedoch aufgrund internationaler Sanktionen alle wirtschaftlichen Beziehungen zu dem Land abgebrochen. Ab 2022 deaktivierte YouTube die Werbung auf dem russischen Markt und setzte alle Monetarisierungsfunktionen für Nutzer aus.
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