Weltweites Plastikabkommen: Jeder Vertrag ist besser als kein Vertrag
Berge und winzige Partikel von Kunststoffen verschmutzen Meere und Natur. Jetzt muss sich zeigen, ob die internationale Diplomatie noch funktioniert.

E s ist wie bei den alljährlichen Klimakonferenzen: Auch auf der UN-Konferenz für ein weltweites Plastikabkommen wird bis zum Schluss um die Formulierungen des Vertragstextes gefeilscht. Wie auf den COPs ist auch jetzt bis zum Schluss unklar, ob es überhaupt ein Ergebnis gibt. Fest steht jedoch bereits, dass jedes real mögliche Ergebnis wenig geeignet sein wird, die weltweite Vermüllung zu stoppen. Und doch ist es enorm wichtig, dass sich die Verhandler diesmal auf einen Vertragstext einigen.
Denn in Genf geht es nicht nur um den weltweiten Plastikmüll: Die Konferenz liefert auch einen Indikator dafür, ob die internationale Diplomatie in Zeiten von Protektionismus, Krieg, Trumpismus oder Zollschlacht überhaupt noch funktioniert.

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Artensterben, Klimawandel, die zunehmende Verwüstung des Planeten, das Überschreiten planetarer Grenzen oder eben das Plastik-Problem: Nicht nur die Wirtschaft ist globalisiert, auch die Nöte der Spezies Mensch sind es. Lösen können wir sie nur gemeinsam – und gemeinsam bedeutet eben auch inklusive jener durchgeknallten Spinner, die sich die Hände vors Gesicht halten und behaupten, es gebe kein Problem, weil sie ja keins sehen könnten. Natürlich ist es frustrierend, wenn die USA aus dem Paris-Protokoll austreten, und natürlich ist zum Verzweifeln, dass die Emissionen trotz Paris-Vertrag jedes Jahr auf neue Höchststände steigen.
Die Konferenz in Genf ist schon das Nachsitzen. Ursprünglich waren die Diplomaten im vergangenen Jahr im südkoreanischen Busan zusammengekommen, um das Plastik-Abkommen zu beschließen, um das die UN-Mitgliedsstaaten bereits seit 2022 ringen.
Alle müssen zustimmen
Genf ist nach dem Scheitern von Busan lediglich ein neuer Anlauf, das Müllproblem als Problem der ganzen Menschheit zu adressieren. Wie bei den anderen UN-Prozessen auch müssen alle Staaten zustimmen – legt auch nur ein Staat sein Veto ein, platzt der Vertrag.
Deshalb ist es besser, jetzt einen schlechten Vertrag zu bekommen, als gar keinen. Auch der erste Weltklimavertrag – das Kyoto-Protokoll – war nicht perfekt. Aber es war doch eine Grundlage, auf der die Staatengemeinschaft internationalen Klimaschutz entwickeln konnte. Die Diplomaten würden zeigen, dass der Multilateralismus eben doch noch lebt. Und nicht zuletzt wäre auch ein schlechter Vertrag ein Zeichen an die Plastik-Konzerne: Ihr müsst euch bewegen!
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