piwik no script img

Treffen von Trump und PutinNo Deal

Das historische Treffen in Anchorage beginnt mit einem demonstrativen Handschlag. Es endet nach drei Stunden mit Worthülsen von beiden Seiten.

Distanz gewahrt: Putin und Trump bei ihrer Pressekonferenz nach dem Treffen in Anchorage Foto: Wu Xiaoling/XinHua/dpa

Washington taz | Mit einem Handschlag auf dem roten Teppich begann das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin. Austragungsort des Treffens war ein Militärstützpunkt bei Anchorage im US-Bundesstaat Alaska.

Trotz der angespannten geopolitischen Lage bemühte sich die US-Regierung, dem russischen Staatschef mit einem Überflug von amerikanischen Kampfjets die Ehre zu erweisen. Vielleicht war es aber auch nur Teil einer Einschüchterungstaktik.

Auf dem Spiel stand nichts Geringeres als die Zukunft der Ukraine. Egal wie, das Resultat war am Ende ernüchternd. Keine Einigung, kein Abkommen, lediglich produktive Gespräche, hieß es nach etwa drei Stunden hinter verschlossenen Türen.

„Wir sind noch nicht dort, wo wir hinwollen, aber wir haben eine sehr gute Chance, dorthin zu gelangen“, sagte der 79-jährige Trump am Freitag (Ortszeit) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Putin. Auch der russische Präsident blieb im Ungefähren. Er bezeichnete die Gespräche mit Trump als konstruktiv. Man habe erkannt, dass der US-Präsident den Kern des Konflikts verstehen wolle. Er stimme mit Trump überein, dass die Sicherheit der Ukraine sichergestellt werden müsse. Keiner von ihnen beantwortete im Anschluss die Fragen der Journalisten.

Zum ersten Mal seit 2018 standen die beiden Männer wieder gemeinsam auf einer Bühne. Im Hintergrund waren groß die Worte „Pursuing Peace“, also „Streben nach Frieden“ zu lesen. Bei diesem Streben bleibt es vorerst, denn auch Putin machte keine konkreten Zusagen. Laut ihm markierte das Treffen in Alaska allerdings „einen Schritt Richtung Frieden“. Gleichzeitig wiederholte er aber, dass für einen echten Frieden auch die Anliegen Russlands gehört werden müssten.

Trump hofft auf baldiges Dreiertreffen mit Selenskyj

Trump hofft, dass der Dialog in Alaska die Türen für weitere persönliche Gespräche geöffnet hat. Der US-Präsident bestätigte in einem Fernsehinterview mit Fox News im Anschluss, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an einem möglichen nächsten Treffen teilnehmen werde. Dieses soll laut Trump so schnell wie möglich stattfinden.

Wann und wo ist jedoch noch offen. Putin brachte Moskau als möglichen Standort für ein zweites Treffen ins Spiel. „Das wäre interessant“, sagte Trump mit einem Lächeln auf den Lippen. Zunächst müsse er allerdings Selenskyj und andere wichtige Nato-Partner über seine Verhandlungen mit Putin unterrichten.

„Jetzt liegt es wirklich an Präsident Selenskyj, die Dinge in die Tat umzusetzen. Und ich würde auch sagen, die europäischen Nationen müssen sich ein wenig engagieren. Aber es liegt an Präsident Selenskyj“, so Trump gegenüber Fox News.

Der Republikaner, der während dem Präsidentschafts-Wahlkampf im vergangenen Jahr selbstsicher behauptete, dass er den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden könnte, hat seit seinem Amtsantritt im Januar kaum nennenswerten Fortschritte erzielt. Laut Demokraten hat auch sein Treffen mit Putin daran nichts geändert.

„Indem Trump im wahrsten Sinne des Wortes den roten Teppich ausrollte, legitimierte er die Aggression Russlands und beschönigte Putins Kriegsverbrechen. Das ist beschämend“, sagte der demokratische Abgeordnete Gregory Meeks, der auch im Auswärtigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses sitzt.

Obwohl die gesamte Welt am Freitag nach Anchorage schaute, blieb es in der größten Stadt des nördlichsten US-Bundesstaates ruhig. Es gab zwar kleinere pro-ukrainische Proteste im Verlauf der Woche, mit jeweils mehreren hundert Menschen, doch diese blieben friedlich. Auf den Plakaten der Demonstranten waren Kommentare wie, „Putin is a war criminal“ („Putin ist ein Kriegsverbrecher“) oder einfach nur „Alaska stands with Ukraine“ („Alaska unterstützt die Ukraine“) zu lesen.

Auf welcher Seite stehen die USA?

Nach einem hitzigen Treffen mit Selenskyj im Weißen Haus im Februar schien Trumps Unterstützung für die Ukraine zu wanken. Da Putin den US-Präsidenten jedoch immer wieder vor den Kopf gestoßen hatte und bisher keinerlei Anzeichen machte, den Konflikt in der Ukraine zu einem Ende bringen zu wollen, verlor Trump auch die Geduld mit seinem russischen Gegenüber.

Auch deshalb dürfte Trump vor dem Treffen mit Putin die Erwartungen deutlich heruntergespielt haben. Es gehe in Alaska nicht darum, eine Vereinbarung oder einen Waffenstillstand zu erzielen, sondern es geht darum, die Parameter für ein weiteres Treffen zu vereinbaren.

„Wenn das erste [Treffen] gut läuft, machen wir schnell ein zweites. Ich würde es am liebsten sofort machen“, sagte Trump im Vorfeld. Sollte er allerdings feststellen, dass Putin es weiterhin nicht erst meine, dann drohte er Russland mit „schwerwiegenden Folgen“.

Wie diese Konsequenzen aussehen könnten, ließ er offen. Auch am Freitag war von möglichen Sanktionen oder anderen Maßnahmen gegenüber Russland nichts zu hören. Experten werten dies als Erfolg für Putin, dessen Truppen weiterhin Ziele in der Ukraine angreifen.

Weitere Luftangriffe in der Nacht

Bereits in der Nacht zu Samstag hat Russland laut Angaben der Ukraine das Land wieder mit Drohnen attackiert. Russland meldete umgekehrt Drohnenangriffe aus der Ukraine.

Die USA haben seit Trumps Amtsantritt versucht, im Ukraine-Krieg eine Vermittlerrolle einzunehmen. Um den Konflikt vollständig beizulegen, müssen sich Putin und Selenskyj allerdings auf ein Abkommen einigen. Aktuell scheint dies äußerst unwahrscheinlich, da die Forderungen der beider Seiten weit auseinander liegen.

Putin will, dass die Ukraine die von Russland beanspruchte Halbinsel Krim, sowie die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson offiziell und vollständig an Moskau abtritt – also auch jene Teile dieser Gebiete, die nicht von russischen Truppen besetzt sind. Auch soll die Ukraine einen Beitritt zur Nato ausschließen, sich weitgehend demilitarisieren und auf weitere westliche Militärhilfe verzichten

Die Ukraine will hingegen die Wiederherstellung ihrer territorialen Grenzen von 1991. Auch will das Land selbst darüber bestimmen, ob es der Nato oder einem anderen Länder-Bündnis beitreten soll.

Die territorialen Fragen wurden während dem bilateralen Treffen angesprochen, erklärte Trump. Was dabei herauskam, wollte er nicht öffentlich preisgeben. In der Vergangenheit hatte Trump klargemacht, dass seiner Meinung nach die territoriale Integrität der Ukraine keiner Friedenslösung im Weg stehen sollte.

„Putin wird mit einem Lächeln im Gesicht nach Moskau zurückkehren“, sagte der ehemalige US-Botschafter in Russland John Herbst. Ohne konkrete Zugeständnisse aus Moskau muss Trump den Druck weiter erhöhen, um zumindest die anhaltenden Angriffe auf Ziele in der Ukraine zu stoppen, so der frühere Diplomat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Diesmal hatte er Rubio und Wittkoff dabei, das sind jetzt auch nicht die hellsten Kerzen auf der Torte aber allein hätten Putin und Lawrow ihn mal wieder vorgeführt. Kein Ergebnis ist hier schon fast ein gutes Ergebnis, traurig aber wahr.

  • Die Ukraine wurde erneut verraten, Selenskyj erneut nicht ernst genommen.



    Und die nächsten Länder stehen auch auf dem Wunschzettel von Putin. Der rote Teppich in Alaska ausgerollt, um ihm zu symbolisieren, dass er sich alles erlauben darf.

    Jetzt machen wir noch dasselbe mit Xi und China, lassen Taiwan im Stich, und die autoritäre Achse Russland-China-USA unterwirft die Welt. Spätestens dann sind Menschenrechte Geschichte.

  • Es wird gesprochen, es wird verhandelt, das ist schon mal positiv. Weder Scholz noch Merz haben das hinbekommen.

  • Was "territoriale Fragen" sind, sollte doch mittlerweile klar sein: es geht um Bodenschätze auf dem russischen Gebiet, dass sich unverschämterweise einen eigenen Namen gegeben hat. Die innere Integrität im Zarenreich wird gesichert sein.

  • Es gibt keinen Deal. Es war auch keiner angekündigt worden.

    Und die Ukraine und die "Europäer" haben ja auch eine Woche lang immer wieder darauf gedrängt, dass es logischer Weise ohne die Ukraine keinen Deal geben kann. Schließlich ist kein Abkommen völlig ohne die Ukraine umsetzbar. Allerdings klingen sowohl Trump, als auch Putin so, als wäre man sich prinzipiell einig. Deshalb ist Trumps Aussage:

    „Jetzt liegt es wirklich an Präsident Selenskyj, die Dinge in die Tat umzusetzen. ... Aber es liegt an Präsident Selenskyj“

    wichtig. Trump schiebt den schwarzen Peter wieder zu Selenskyj. Es kann also durchaus passieren, dass dem ukrainischen Präsidenten am Montag wieder ein ähnlich gutes Gespräch am Kamin bevorsteht, wie wir es schon erleben durften.

    Die nächsten Wochen werden jedenfalls interessant...

  • Was haben die Leute erwartet. Dass Putin nach dem Gespräch mit Trump sein Telefon in die Hand nimmt, in Moskau anruft und den Rückzug aus der Ukraine befiehlt. Wenn zwei autoritäre Selbstdarsteller miteinander sprechen, kann erfahrungsgemäß nicht Positives dabei herauskommen, am wenigsten Frieden. Putin hat in Alaska für sich und seine Kriegspolitik gepunktet. Trump ist knapp am Friedensnobelpreis vorbeigeschrammt. Das ist das Resultat dieser Farce.

  • Und nun? Was ist mit den tollen Ansätzen zu Diplomatie statt Waffenlieferungen?



    Wie sonst könnten wir der Ukraine sonst helfen?



    Ich hoffe, das öffnet einigen hier die Augen...

  • Blickt man in die liberalen US-Medien, dann wird das Treffen dort als beschämendes Desaster gewertet. In der Tat: Der Verursacher eines Angriffskriegs wird in das eigene Land eingeladen. Applaudierend erwartet ihn der US-Präsident auf dem roten Teppich. Nach dem ersten Gespräch wird ein weiteres Treffen abgesagt, auf der "Pressekonferenz" werden keine Fragen zugelassen, der russische Präsident darf - völlig ungewöhnlich für Staatsbesuche in den USA! - als erster seine Erklärung abgeben. Im Interview danach mit Fox-News erzählt Trump erfreut, dass Putin und er sich über die Wahlen 2020 unterhalten haben (!) und Putin ihm versichert habe, dass die Wahlen bestimmt gefälscht waren.



    Beschämend und deprimierend.

  • Außer Spesen nix gewesen. Selenskyi wurde in Washington wie ein Verbrecher behandelt - der Verbrecher wurde in Alaska wie ein Fürst empfangen.

  • No Deal ? Ich glaube, die Überschrift gibt nicht das wieder, was hier passiert ist: Beide wollen als machtbewußte Typen bestimmen , wo es lang geht, die Betroffenen ihrer Politik sind völlig egal. Es geht nur darum, wer letztlich das bessere Standing hat: Putin kann nur ein ökonomischer Zusammenbruch seines Imperiums stoppen, deshalb hat er seine Wirtschaftsdelegation mitgebracht. Aber da hat er sich bei Trump, der selbst ökonomisch unter Druck steht, wohl noch nicht durchsetzen können, sie belauern sich weiter.

  • Also mal ehrlich: Haben wir tatsächlich etwas anderes erwartet?!



    Strack-Zimmermann sieht jetzt den endgültigen Schlußstrich unter der Nachkriegsordnung, aber den gab es schon mit der Wahl Trumps und seinem Kabinett voller inkompetenter Clowns. Aber man muss natürlich schon die Frage stellen: Wieviele solcher Shows bedarf es, bis die Staaten Europas aufwachen, ja bis unsere jetzige Regierungskoalition aufwacht und ernsthaft das in Angriff nimmt, was dringend notwendig ist: Europa auf eigene Beine zu stellen, wirtschaftlich, militärisch, ethisch-moralisch, demokratisch. Es geht jetzt an's Eingemachte und um die Wurst. "Friedensapologeten" wie den BSW oder gar die AFD sind von vorgestern. Da können wir gleich Russland beitreten. Die Bürger müssen mehr Engagement und demokratisch, kämpferisches Bewußtsein zeigen. Schluss mit der ewigen Nörgelei und dem Gejammer.

  • ".... Das historische Treffen .... endet nach drei Stunden mit Worthülsen von beiden Seiten."

    Das Beste, was der Ukraine passieren konnte!

  • Die geostrategischen Interessen der USA mit den Hauptgegner China bestimmen das Verhalten Trumps gegenüber Russland (wird gebraucht), der Ukraine (wird nicht gebraucht) und Europa (muss mit den USA am Ende mitziehen). Von daher überrascht mich das Ergebnis nicht, hier wurden wohl ganz andere Dinge besprochen als die meisten Kommentatoren glauben. Es ging nicht vorrangig um die UA; sondern um die Nachkriegsordnung. Und Selenski wäre gut beraten zu retten was zu retten ist, sonst ist am Ende nichts mehr vorhanden. Und Europa und insbesondere Deutschland sollten endlich mal schauen wo das ganze Geld das in die UA überwiesen wird eigentlich hingeht. Ich könnte mir vorstellen das sich etliche Leute in der UA schon jetzt auf einen längeren Auslandsaufenthalt vorbereiten. Der matürlich so angenehm wie möglich sein sollte.