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Nach Posts von InfluencerinUSA stoppen Einreise aus Gaza zur medizinischen Versorgung

„Medizinisch-humanitäre“ Visa für Menschen aus dem Gazastreifen werden nicht mehr erteilt, erklärt das Außenministerium. Die ultrarechte Influencerin Laura Loomer spielt eine entscheidende Rolle dabei.

US-Flughafen Newark: Die US-Hilfsorganisation Heal Palestine hatte die medizinischen Reisen von Palästinensern organisiert Foto: Yuki Iwamura/FR171758 AP/AP/dpa

Washington (afp) | Nach wütenden Posts der ultrarechten Influencerin Laura Loomer lässt die US-Regierung vorerst keine Menschen aus dem Gazastreifen mehr zur medizinischen Behandlung in die Vereinigten Staaten einreisen. Das Außenministerium in Washington teilte am Samstag im Onlinedienst X mit, die Ausstellung von „medizinisch-humanitären“ Visa an Menschen aus dem Palästinensergebiet werde ausgesetzt. Es solle nun eine „komplette und gründliche Überprüfung“ der Prozeduren stattfinden, nach denen diese Art von Einreiseerlaubnissen bislang erteilt worden sei.

Das Ministerium äußerte sich nicht konkret dazu, wieviele solcher „medizinisch-humanitären“ Visa zuletzt an Menschen aus dem Gazastreifen ausgestellt worden waren. Es teilte aber mit, dass es sich um eine „kleine Zahl“ handle.

Die US-Hilfsorganisation Heal Palestine hatte die Reisen von Menschen aus dem Palästinensergebiet zur medizinischen Behandlung in den USA organisiert. Die Organisation hatte kürzlich mitgeteilt, die Verlegung von elf schwer verletzten Kindern aus dem Gazastreifen sowie der sie betreuenden Menschen und von Geschwistern organisiert zu haben. Es habe sich um „die größte einzelne Evakuierung“ verletzter Kinder aus dem Gazastreifen in die USA gehandelt.

Die ultrarechte Influencerin und Verschwörungstheoretikerin Loomer, der großer Einfluss auf US-Präsident Donald Trump nachgesagt wird, kritisierte dann am Freitag in einer Serie von wütenden Botschaften auf X die Ausstellung der Visa für Menschen aus dem Gazastreifen als „wahrhaft inakzeptabel“. Wer auch immer die Visa im US-Außenministerium ausgestellt habe, müsse „gefeuert“ werden.

Ultrarechte Influencerin Laura Loomer: findet bei Präsident Trump und seiner Regierung immer wieder Gehör Foto: Chris Szagola/AP

Loomer führte ins Feld, auf diese Weise kämen Menschen ins Land, welche unter anderem die radikalislamische Hamas unterstützten. „Unser Land wird mit Dschihadisten überflutet.“ Sie berichtete, wegen der Angelegenheit mit Mitarbeitern des Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im US-Senat, dem Republikaner Tom Cotton, gesprochen zu haben.

Loomer hat zwar kein Regierungsamt inne, sie scheint bei Präsident Trump und seiner Regierung aber immer wieder Gehör zu finden. So soll die Influencerin hinter der Entlassung mehrerer ranghoher Regierungsvertreter stehen, denen sie mangelnde Loyalität gegenüber Trump vorwarf.

„Gefährliche und unmenschliche Entscheidung“

Die in den USA ansässige Hilfsorganisation Palestine Children's Relief Fund rief die Trump-Regierung am Samstag auf, die „gefährliche und unmenschliche Entscheidung“ zum Stopp der Einreisen für medizinische Versorgung rückgängig zu machen. „Medizinische Evakuierungen sind eine Rettungsleine für die Kinder des Gazastreifens, denen sonst angesichts des Zusammenbruchs der medizinischen Infrastruktur im Gazastreifen unvorstellbares Leid oder der Tod drohen würde“, erklärte die Organisation.

Im Gazastreifen herrscht nach 22 Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas eine drastische humanitäre Notlage, mit einem Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Ausgelöst worden war der Krieg durch den Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 61.700 Menschen getötet.

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7 Kommentare

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  • Wenn man sich die Äußerungen von Loony Loomer anschaut, kann einem ganz anders werden. Es geht ihr nur darum, dass sie höchstpersönlich selbst das (angeblich) bewirkt hat.

  • Irgendwie kann ich es nicht ganz verstehen, warum Heal Palestine nicht in Dubai, Saudiarabien tätig ist und die Kinder sozusagen "um die Ecke" heilt, anstatt sie über den Ozean zu bringen. Ich denke mir, die Ärzte in den Emiraten und Saudiarabien sind auch ganz hervorragend ausgebildet.

    • @Leningrad:

      Darum kommen die saudischen Ölscheichs mit Gattinen und Gefolge auch regelmäßig in die USA, Schweiz und nach Deutschland, um sich hier behandeln zu lassen.

    • @Leningrad:

      Die VAE sind das wichtigste Ziel für medizinische Evaluierung aus Gaza; ein erheblicher Teil geht in andere islamische Länder wie Katar oder die Türkei. Die USA hätten also ohnehin nur minimale Hilfe geleistet (und das, obwohl sie zu den Hauptverantwortlichen für das Elend in Gaza gehören).

    • @Leningrad:

      Die Antwort ist einfach und auch aus dem Artikel ersichtlich: die Diaspora in den USA organisiert die Hilfe. Es haben auch viele US amerikanische Ärzte und Schwestern in Gaza gearbeitet und ihre, unter anderem in NYT veröffentlichten Berichte sind mehr als erschreckend. Gegenfrage, warum verbringen soviel Berliner ihre Ferien außerhalb der Uckermark ? Globalisierung?

      • @Jo Lang:

        Dann stellen sich anschließend die Fragen: Gibt es keine Diaspora in dem genannten Staaten und wenn ja warum nicht? Im Libanon und Jordanien gibt es sie def, fallen dennoch nicht besonders mit konkreten Hilfen auf.

        • @Maxime Musterfrau:

          Und was wollen Sie damit nun insinuieren? Und woher nehmen Sie ihr Wissen darüber, wie intensiv die Hilfsbemühungen der palästinensischen Diaspora in Libanon und Jordanien sind?