Antrittsbesuch des Außenministers: Wadephul findet Indien cool
Fachkräfte, Freihandel, Raumfahrt – Außenminister Wadephul sieht in Indien einen zentralen Partner für Deutschlands Zukunft. Und ein Gegengewicht zu China.

In der südindischen Techmetropole Bengaluru besuchte er die deutschen Unternehmen SAP und Mercedes, die Raumfahrtbehörde ISRO und die renommierte Forschungseinrichtung Indian Institute of Science. In Delhi traf Wadephul dann Handelsminister Piyush Goyal, der die Verhandlungen über das Handelsabkommen führt. Dabei sei über Kooperationen in Verteidigung, Raumfahrt, Innovation und Automobilindustrie diskutiert worden, so Goyal.
Besonders im Fokus habe die wirtschaftliche Zusammenarbeit gestanden: Im Rahmen der Fachkräftewerbung solle die Möglichkeit, in Indien Deutsch zu lernen, ausgebaut werden. Wadephul sprach sich für die Verdopplung des bilateralen Handelsvolumens von 31 Milliarden Euro aus. Er hofft, dass das geplante Freihandelsabkommen hierzu Impulse liefern kann. Wadephul rechne noch 2025 mit einem Abschluss.
Mit der Reise wolle man die seit 25 Jahren bestehende strategische Partnerschaft unterstreichen: „Verlässlichkeit, Freundschaft, Kalkulierbarkeit sind in der heutigen Zeit der Unsicherheit, der Kriege und der Konflikte von unschätzbarem Wert“, sagte Wadephul bei einem Pressegespräch mit Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar.
„Deutschland und Indien spielen in einer Mannschaft“, erklärte er. Dies zeige sich in 50 Jahren Wissenschaftskooperation und 60 Jahren Kulturabkommen. Regelmäßige Regierungskonsultationen etwa pflegt Deutschland nur mit wenigen Ländern. Im kommenden Jahr wird das Treffen in Deutschland stattfinden. Jaishankar betonte: „Die Beziehungen zu Deutschland gewinnen an Substanz; sie sind sehr beständig.“
Raumfahrt und Russlands Krieg
Bei dem Treffen wurde jedoch nicht nur über Wirtschaft gesprochen. Indiens Premierminister Narendra Modī von der hindunationalistischen BJP sucht verstärkt den Schulterschluss mit Japan. Mit Tokio und Berlin steht eine mögliche Kooperation in der Raumfahrt an – ein Bereich, der früher von Partnerschaften erst mit Moskau und dann den USA geprägt war. Seit dem Handelskrieg mit Trump sucht Modī demonstrativ Nähe zu China, was angesichts von Grenzkonflikten und großem Handelsdefizit in Indien mit gemischten Gefühlen beobachtet wird.
In Delhi äußerte Wadephul erneut Kritik an China. Er begrüße, dass das Land und Indien sich aufeinander zubewegten, merkte jedoch an, dass Peking zunehmend als Systemrivale gesehen werde. Chinas Unterstützung für Moskaus Angriffskrieg stelle einen Wendepunkt dar. Somit stand auch in Delhi der Krieg gegen die Ukraine auf der Agenda. Medien spekulierten, ob Indien wegen seines Öl-Handels mit Moskau nicht nur von den USA, sondern auch von Europa Sekundärsanktionen drohen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israels Krieg in Gaza
Forscher sehen einen Genozid
Herbst der Reformen
Wenn jemand immer wieder Nein sagt
Ukrainischer Historiker über Selenskyj
„Die Ukraine kauft Zeit für Europa“
Söder will regionale Erbschaftsteuer
In Bayern soll das Sterben am günstigsten sein
Israel und Mathias Döpfner
Bild dir deinen Freund
Geplante Kühne-Oper in Hamburg
Jetzt kostet sie die Stadt schon eine Viertelmilliarde