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+++ Nachrichten aus Nahost +++Netanjahu-Rivale Gantz schlägt Einheitsregierung vor

Gantz hatte Netanjahus Regierung 2024 verlassen. Nun fordert er andere Oppositionspolitiker dazu auf, sich für ein halbes Jahr dieser wieder anzuschließen.

Rivalen seit langem: Benny Gantz (rechts) und Benjamin Netanjahu (links) Foto: Ammar Awad/reuters

Israelischer Soldat tötet palästinensischen Kameramann

Ein palästinensischer Kameramann ist nach Medienberichten im nördlichen Gazastreifen von israelischen Soldaten getötet worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur berichtete, es handele sich um einen Mitarbeiter des palästinensischen Fernsehens. Er sei in der Nähe von dem Warenübergang Zikim tödlich durch Schüsse getroffen worden. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall, der sich am Samstag ereignete.

Der palästinensische Journalistenverband äußerte Trauer über den Tod von Chaled al-Madhoun und sprach von einer „fortwährenden israelischen Kampagne gegen Journalisten, deren Ziel es ist, die palästinensischen Schilderungen zum Schweigen zu bringen“. (dpa)

Oppositioneller Gantz für Bildung von Einheitsregierung

Mit einem eindringlichen Appell hat sich der frühere israelische Verteidigungsminister Benny Gantz für die Bildung einer Einheitsregierung zur Rettung der Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas ausgesprochen. Bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz schlug Gantz am Samstag eine vorübergehende Koalition mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Vertretern der Opposition unter Ausschluss ultrarechter Parteien vor, um die Freilassung aller Geiseln aus dem Gazastreifen zu erreichen. Unterdessen forderten zehntausende Demonstranten in Tel Aviv erneut ein Geisel-Abkommen.

„Ich bin hier wegen der Geiseln, die keine Stimme haben. Ich bin hier für die Soldaten, die aufschreien und auf die in dieser Regierung niemand hört“, sagte Gantz. „Die Pflicht unseres Staates ist es zuallererst, das Leben von Juden und allen Bürgern zu schützen“, fügte er hinzu. „Jede Geisel, die in Lebensgefahr schwebt, könnte unser Sohn oder Ihr Sohn sein“, sagte er.

Obwohl er sich für ein Abkommen mit der Hamas einsetzt, das die Freilassung der Geiseln ermöglichen würde, forderte Gantz bei seiner Ansprache am Samstagabend nicht das Ende des Krieges. „Die Terroristen der Hamas, die die Geiseln hungern lassen, müssen sterben, genau wie die Nazis“, sagte der Oppositionspolitiker. „Wir werden sie bis zu ihrem letzten Tag jagen. Aber zuerst werden wir unsere Brüder retten.“ Gantz bezog sich bei seiner Ansprache auch auf den 24-jährigen Evyatar David und den 22-jährigen Deutsch-Israeli Rom Braslavski, deren ausgemergelter Anblick in den jüngsten Propagandavideos der Hamas in Israel und international Entsetzen ausgelöst hatte.

Die von ihm vorgeschlagene Übergangsregierung würde ihre Amtszeit „mit einer Vereinbarung über die Geiseln beginnen, die alle nach Hause bringen wird“, sagte Gantz. Anschließend würde sie ein Gesetz verabschieden, das „einen Rahmen für den Armeedienst festlegt, der unsere ultraorthodoxen Brüder einbezieht“, bevor sie schließlich Wahlen für das Frühjahr 2026 ansetzt.

Lapid ist Chef der größten Oppositionspartei Jesch Atid. Die Partei, die sich als Vertreterin der Mitte sieht, verfügt in der Knesset, dem 120 Sitze umfassenden israelischen Parlament, über 24 Abgeordnete. Lieberman wiederum steht der Partei Israel Beiteinu vor. Die säkular ausgerichtete nationalistische Partei hat acht Abgeordnete – ebenso viele wie Gantz' Mitte-Links-Bündnis Blau-Weiß. Zusammen mit den 32 Abgeordneten von Netanjahus Likud-Partei könnten diese drei Parteien eine Koalition mit einer stabilen Mehrheit von 72 Sitzen bilden.

Lapid und Lieberman haben bisher allerdings ausgeschlossen, sich einer Regierung unter Netanjahu anzuschließen. Gantz, der als größter Rivale des Regierungschefs gilt, hatte nach dem Großangriff der Hamas auf Israel zunächst einem Kriegskabinett angehört. (afp)

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