Nachfolgerin von Robert Habeck: Mayra Vriesema Goes Bundestag
Die 26-jährige Mayra Vriesema rückt für Robert Habeck in den Bundestag nach. Politisch will sie sich vor allem für Mieterinnen und Mieter einsetzen.
Aufgewachsen ist Vriesema dort, wo laut eigener Aussage Busse manchmal zwei Stunden auf sich warten lassen und schnelles Internet nur ein Traum ist: in Hussum in Nordfriesland. „Das ist maximal weit weg von Kiel und von Berlin“, sagte sie in ihrer Bewerbungsrede zur Bundestagswahl für die Grünen. Genau diese Dorf-Perspektive will sie mitnehmen in die Hauptstadt.
Zur Grünen Jugend fand die damals 17-Jährige noch im Kinderzimmer der Eltern. Ihr Herzensthema entdeckte sie dann beim Studium der Internationalen Politik und des Internationalen Rechts in Kiel: Wohnen. Oder besser gesagt: nicht wohnen. Oder: Kaum-Wohnraum. Denn ihre Suche nach einem WG-Zimmer in Kiel zeigte, wie knapp und teuer Wohnraum ist. Das Thema trägt sie noch heute mit in ihre Politik.
„Es ist höchste Zeit, dass das Mietrecht wieder im Sinne der Menschen ist“, sagt sie während des Wahlkampfes. Was sie fordert, klingt nach klassischen Mieterinnen- und Mieterforderungen: Mietpreisbremse verlängern, Schlupflöcher beim möblierten Wohnen schließen, mehr Geld für sozialen Wohnungsbau.
Vriesema kündigt links-grüne Oppositionsarbeit
Noch immer studiert Vriesema, inzwischen im Master. Trotzdem hat sie den politischen Alltag bereits kennengelernt: Schon als stellvertretende Landesvorsitzende verhandelte sie mit, als CDU und Grüne in Kiel bei den Koalitionsverhandlungen zum Thema Bauen und Wohnen. Praktische Erfahrung brachte auch der Job als Mitarbeiterin bei der Grünen Bundestagsabgeordneten Denise Loop, die nun Kollegin ist.
Warum man sie wählen sollte, fasste Vriesema einst in fünf Punkte zusammen: jung, feministisch, Erstakademikerin, bodenständig, vom Dorf. Vor allem das „Erstakademikerin“ betont sie immer wieder. Vriesema ist die erste in ihrer Familie mit Abitur, Tochter zweier Gastronomie-Beschäftigter, Schwester eines angehenden Tischlers.
Politisch kündigt sie links-grüne Oppositionsarbeit an. Persönlich bedeutet es viel Berlin, aber Schleswig-Holstein im Gepäck. Wahrscheinlich das „Moin“, kann ihr dort niemand nehmen.
Vriesema freue sich riesig auf die neue Aufgabe und sei voller Energie für alles, was komme. „Ein großes Dankeschön an Robert für seine Arbeit in den letzten Jahren und sein Vertrauen“, schreibt sie auf Instagram. Und so steht sie jetzt in den Startlöchern, wenn sie am 01. September das Bundesmandat übernehmen wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Robert Habeck tritt ab
„Ich will nicht wie ein Gespenst über die Flure laufen“
Mikrofeminismus
Was tun gegen halbnackte Biker?
Berlins neuste A100-Verlängerung
Vorfahrt für die menschenfeindliche Stadt
Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen
Chefarzt muss seinem Arbeitgeber gehorchen
Buchmarkt
Wer kann sich das Lesen leisten?
Rechtsruck in der Schule
„Zecke? Nehm ich als Kompliment“