Angriff auf Kirche in Minneapolis: Ermittler suchen nach Motiv
Zwei tote Kinder, dutzende Verletzte: Nach dem Angriff auf einen katholischen Gottesdienst in Minneapolis suchen Ermittler weiter nach einem Motiv.

Polizeichef O'Hara zufolge feuerte die Tatverdächtige während einer Messe in einer katholischen Kirche mit einem Gewehr, einer Schrotflinte und einer Pistole durch die Kirchenfenster auf die Besucher des Gottesdiensts zum Beginn des Schuljahres. An der Messe zum Schulanfang hätten dutzende Schüler teilgenommen.
Die Angreiferin tötete nach Angaben O'Haras mindestens zwei Schüler im Alter von acht und zehn Jahren. 17 weitere Menschen wurden verletzt, darunter 14 Kinder. Zwei Erwachsene und neun Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren würden im Hennepin County Medical Center behandelt, sagten Ärzte vor Journalisten. Mindestens vier der Verletzten mussten demnach notoperiert werden.
Nach dem Angriff beging die Tatverdächtige demnach auf einem nahegelegenen Parkplatz Suizid. Die Waffe wurde kurz zuvor legal erworben.
Ermittler untersuchten die „hinterlassenen Informationen“
Die Kirche, die von der Tatverdächtigen angegriffen wurde, befindet sich in unmittelbarer Nähe einer katholischen Grund- und Mittelschule in Minneapolis, der bevölkerungsreichsten Stadt im US-Bundesstaat Minnesota.
Laut O'Hara sei die mutmaßliche Täterin Anfang 20. Sie habe keine umfangreichen Vorstrafen, vermutlich habe sie allein gehandelt. Die Ermittler untersuchten derzeit von der Tatverdächtigen „hinterlassene Informationen“, um ein mögliches Motiv zu ermitteln, sagte O'Hara. Medienberichten zufolge habe sie die Grund- und Mittelschule besucht. FBI-Chef Patel erklärte, die Schützin sei als R. W. identifiziert worden. 2020 änderte sie ihren Vornamen.
Heimatschutzministerin Kristi Noem erklärte, W. habe „behauptet, transgender zu sein“ und bezeichnete den Angriff als „unglaublich“. Der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, warnte davor, den Angriff als Anlass für Anfeindungen gegen Transgender-Personen zu nehmen.
Die Behörden hätten Kenntnis von Inhalten, die W. auf Youtube veröffentlicht habe. Die Aufnahmen seien entfernt worden und würden nun geprüft. In einem Video sind Waffen und Munition zu sehen, auf denen unter anderem Slogans wie „Töte Donald Trump“ und „Wo ist Gott?“ zu lesen sind. Ein zweites zeigt eine Skizze der Kirche mit zwei Fenstern, auf die W. dann mit einem langen Messer einsticht. Wann dieses Video hochgeladen wurde, blieb zunächst unklar.
US-Präsident ordnete Beflaggung des Weißen Hauses auf Halbmast an
Zum Tathergang sagte ein Zehnjähriger dem US-Sender CBS, er habe die Schüsse dank eines Freundes überlebt, der ihn mit seinem Körper geschützt habe. „Ich bin unter die Kirchenbank gerannt und habe meinen Kopf geschützt“, sagte er. „Mein Freund Victor hat mich gerettet, indem er sich auf mich gelegt hat, aber er wurde dabei getroffen.“
Polizeichef Brian O'Hara sagte, Dutzende Beamte seien nach dem Angriff ausgerückt. Viele von ihnen seien wie auch die Kinder und Mitarbeiter in der Kirche zutiefst traumatisiert von dem, was sie erlebt hätten.
In einer gemeinsamen Erklärung des Schulleiters und des Pfarrers hieß es, „heldenhafte Mitarbeiter“ hätten die Schüler nach Beginn der Schüsse „binnen Sekunden unter die Kirchenbänke gebracht“.
Der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, erklärte im Onlinedienst X, er bete „für unsere Kinder und Lehrer, deren erste Schulwoche durch diesen furchtbaren Akt der Gewalt ruiniert wurde“.
US-Präsident Donald Trump teilte mit, er sei über das „tragische“ Ereignis informiert worden. Das FBI habe schnell reagiert und sei vor Ort, erklärte er in seinem Onlinedienst Truth Social. „Das Weiße Haus wird diese schreckliche Situation weiterhin beobachten“, betonte Trump und rief dazu auf, für alle Betroffenen zu beten. Der US-Präsident ordnete außerdem die Beflaggung des Weißen Hauses auf Halbmast an.
Mehr als 600 Menschen nahmen an einer Mahnwache teil
In dieser Woche waren in den USA viele Schüler aus den Sommerferien in den Unterricht zurückgekehrt. In den vergangenen Jahren haben Angreifer immer wieder Schulen mit Schusswaffen attackiert und dabei zahlreiche Menschen getötet. In den USA sind mehr Schusswaffen im Umlauf, als es Einwohner gibt. Das Land verzeichnet die höchste Todesrate durch Schusswaffen unter allen Industrieländern.
Am Mittwochabend nahmen mehr als 600 Menschen an einer Mahnwache zum Gedenken an die Opfer in einer nahe gelegenen Schule teil, wie die Zeitung Minnesota Star Tribune berichtete.
Eine Teilnehmerin, Louise Fowler, kannte dem Zeitungsbericht zufolge die Mutter von W. „Die Familie hat sich sehr um dieses Kind bemüht, das viele Probleme hatte“, sagte sie über die mutmßliche Täterin.
Transparenzhinweis der Redaktion:
In den Agenturmeldungen wird die mutmaßliche Täterin durchgehend mit männlichen Pronomen und der männlichen Geschlechtsform bezeichnet. Gleichzeitig weisen die Agenturen und andere Medien darauf hin, dass die Person im Jahr 2020 ihren Vornamen in einen weiblichen Namen geändert hat. Unsere Redaktion verwendet daher in der Berichterstattung weibliche Pronomen und Bezeichnungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Solidarität mit Palästina
Das Ringen um Palästina als globaler Kampf
Habeck gibt Bundestagsmandat ab
Her mit der neuen Idee
Kritik am Selbstbestimmungsgesetz
Kalkulierter Angriff
Bürgermeisterwahl in Ludwigshafen
Eine demokratische Farce
Robert Habeck tritt ab
„Ich will nicht wie ein Gespenst über die Flure laufen“
Kabinett für neues Wehrdienstgesetz
Freiwillige vor!