Golfstaaten-Treffen in Katar: Israel schießt sich ins Abseits
Der Angriff auf führende Hamas-Funktionäre löste Alarm in der gesamten Golfregion aus. Die Sorge vor weiteren israelischen Angriffen ist groß.

W enige Tage nach dem israelischen Angriff auf die im Exil lebende Führung der Hamas in Katar treffen sich Delegationen aus arabischen muslimischen Staaten, um eine Resolution gegen einen weiteren Fall von israelischem Staatsterrorismus auszuarbeiten. Der von Regierungschef Benjamin Netanjahu befohlene Angriff hat einen dramatischen Paradigmenwechsel in der Region ausgelöst.
Der kaltblütige Mordversuch an der Verhandlungsdelegation der Hamas in Doha hat Verbündete dazu veranlasst, auf Abstand zu den Abraham Accords zu gehen. So auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die das Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen vor fünf Jahren unterzeichneten. Die Delegationen in Doha zielen auf eine regionale kollektive Antwort. Denn der Angriff in Katar zeigt, dass kein Land in der Region sicher ist vor einem Angriff aus Israel.
Längst geht es nicht mehr nur um die systematisch von Israel vorangetriebene ethnische Säuberung im Gazastreifen, sondern um die eigene Sicherheit. Netanjahu ist die Schaffung eines Großisraels und eine Dominanz über die Nachbarstaaten wichtiger als regionale Kooperation. Auch die noch immer in den Händen der Islamisten befindlichen Geiseln scheinen dem israelischen Regierungschef vollkommen egal zu sein.
Europa macht sich am völkerrechtswidrigen Vorgehen der israelischen Armee durch die eigene Tatenlosigkeit mitschuldig. Stattdessen ist zielführendes kollektives Handeln westlicher und arabischer Staaten nötig gegen die Schaffung eines Großisraels. Nach der UN-Vollversammlung wird eine noch deutlichere Mehrheit der Mitgliedstaaten Palästina anerkennen.
Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.
Sollte der Westen dann immer noch auf die Abraham Accords, die Normalisierung der Beziehungen weiterer arabischer Staaten zu Israel setzen, macht er sich zum Gespött der Weltgemeinschaft. Spätestens seit dem Angriff in Katar sollte kein Zweifel mehr bestehen: Netanjahu pfeift auf internationale Abkommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Aktivistin über Autos in der Stadt
„Wir müssen Verbote aussprechen“
Soziologin über AfD
„Rechte Themen zu übernehmen, funktioniert nicht“
Gaza-Demo in Berlin
Und alle sind für Frieden
Attentat auf Charlie Kirk
Ein Spektakel der Gewalt
Die IG Metall und das Verbrenner-Aus
Gewerkschaft gegen Klimaziele
Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen
Alles guckt nach Gelsenkirchen