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Deutsche BahnEs ist ein Desaster

Kommentar von Ulrike Fokken

Die Unzulänglichkeiten bei der Deutschen Bahn sind lange bekannt und wirtschaftlich teuer. Kann und will Verkehrsminister Schnieder das ändern?

Sänk u for Wartungsarbeiten an der Infrastruktur Foto: Political-Moments/imago

S chleichend zermürbt die Deutsche Bahn Gleise, Gemüter, Wirtschaftskraft. Sie verursacht Verluste in Deutschland und den Nachbarländern, die in die Milliarden gehen. Vorsorglich rechnet in Deutschland niemand die Schäden der Verspätungen und Streckensperrungen aus. Die Schweiz indes hat gerechnet – und lehnt Vollsperrungen ab, weil Generalsanierungen die Wirtschaft zu sehr schädigen.

Es ist gesamtwirtschaftlich günstiger, wenn Schienen, Weichen, Brücken, Signale während des Betriebs instand gehalten werden. Zudem investiert die Schweizer Bahn SBB seit Jahren in moderne Züge, Reisende können schneller ein- und aussteigen, auch Menschen im Rollstuhl kommen ohne fremde Hilfe mit.

Nun hat die Schweiz viel weniger Industriebetriebe und mit neun Millionen Menschen wenig mehr als ein Zehntel der Bevölkerung Deutschlands. Doch Reisende in der Schweiz gewinnen den Eindruck, dass etwa ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer in Zügen pendelt. Die Sitze sind sauber, in den Toiletten gibt es Seife und fließendes Wasser, die Bahnen gleiten über gewartete Schienen und elektronisch überwachte Weichen. Und: Die Schweizer Bahn fährt pünktlich, Anschlüsse quer durchs Land werden erreicht, ebenso die Fernzüge nach Österreich, wo es dieselbe Erfahrung von Zuverlässigkeit und Effizienz gibt.

Vor 15 Jahren moderte die ÖBB so vor sich hin wie die DB. Erster Sanierungsschritt: Management entlassen

Vor 15 Jahren moderte auch die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) vor sich hin. Das Schienennetz war ein Sanierungsfall, das Unternehmen ÖBB ein Verschiebebahnhof ausrangierter Politiker aus Bundes- und Landesregierungen. Alles so wie heute in Deutschland. Wie hat Österreich den Umbau geschafft? Als erstes hat der 2010 mit der Sanierung betraute ÖBB-Vorstandschef Christian Kern das Management entlassen. Die von den staatstragenden österreichischen Parteien entsandten Frühstücksdirektoren spielten Tischeisenbahn und hatten kein Interesse, das für sie lukrative Geschäftsmodell Bahn zu ändern.

15 Jahre später investieren die ÖBB regelmäßig ins Schienennetz und bauen es innerhalb Österreichs und zu ihren Nachbarn Italien und Schweiz aus. Einziger Bremsklotz: die kaputten Verhältnisse in Deutschland. Die sind für die Hälfte der Verspätungen in Österreich verantwortlich.

Mit der deutschen Generalsanierung in Bayern ab 2026 verlängern sich die Fahrzeiten nach Österreich und selbst innerhalb des Landes: Schon von Wien nach Zürich brauchen Reisende 90 Minuten länger. Allein der österreichische Güterverkehr rechnet mit rund 500 Millionen Euro Mehrkosten für die Umwege, wenn die Deutschen die Strecke Passau-Nürnberg und München über Rosenheim nach Salzburg sanieren. Zudem fürchten sie, Kunden zu verlieren, die ihre Produkte flexibler und zuverlässiger mit dem Lkw transportieren könnten.

In einer getakteten Volkswirtschaft kostet Stillstand. Eine Stunde Lebenszeit im Bus als Schienenersatzverkehr auf der Strecke Hamburg-Berlin während der aktuelle Vollsperrung auf der Strecke setzen Volkswirte mit 10 Euro an. Veränderungen bei der Beschaffung schienenfreundlicher Triebwagen und Waggons sind anstrengend, eine Reform des Nutzungsentgeltsystems der Bahn wäre mühsam, die Transformation würde Posten im Management kosten. Wer also sollte das System Bahn reformieren?

Verkehrsminister mit ausreichend Reformwillen?

Ein neuer Bahnchef könnte mit politischer Rückendeckung durchaus etwas erreichen. Doch es wird sich zeigen, ob Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) nicht bereits mit einem neuen Bahnchef, den er nach dem Rausschmiss von Richard Lutz jetzt einsetzen muss, ausreichend Reformwillen demonstriert. Schneiders Haus kontrolliert nicht einmal, was die bundeseigene Bahn-AG mit den 2, 3 oder nun sogar 4,5 Milliarden Euro Steuergeld pro Jahr für den laufenden Betrieb macht.

Die regelmäßigen Milliarden für die Sanierung kommen da noch oben drauf. Mehrfach überwies die Bundesregierung in den vergangenen 30 Jahren mehrstellige Milliardensummen für die Erneuerung der Infrastruktur. Doch selbst die neu eingebaute Technik für elektronische Signale oder Bauteile wie Stahlschienen und Betonschwellen kann die Bahn nicht prüfen oder gar warten.

Mit tödlichen Folgen, wie die Entgleisung des Regionalzugs von Garmisch-Partenkirchen nach München am 3. Juni 2022 zeigte. Fünf Menschen starben, 16 wurden lebensgefährlich verletzt, als der Zug entgleiste. Ursächlich verantwortlich sind Spannbetonschwellen von der Sanierung im Jahr 2006. Innerhalb von nur 16 Jahren wurden sie durch chemische Reaktionen im Beton instabil, hatte die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) in ihrem Abschlussbericht 2025 festgestellt.

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Die Spannbetonschwellen sind den Prüfern seit den frühen 2000er Jahren als gefährliche Träger von Eisenbahnschienen bekannt, seitdem wissen sie von den Alkali-Kieselsäure-Reaktionen und der sekundären Ettringitbildung im Beton.

Auf Deutsch: den Auflöse­reaktionen in den Schwellen. Dennoch hat die DB Netz AG sie 2006 bei der Sanierung der einspurigen Strecke Garmisch-Partenkirchen-München verbaut. Und nicht nur dort, sondern im gesamten deutschen Streckennetz. 2012 hat das Verkehrsministerium – damals unter Peter Ramsauer (CSU) – die DB Netz AG „zur umfassenden Aufarbeitung aufgefordert“, wie das BEU erinnert. Damals sei bekannt gewesen, dass die Spannbetonschwellen „nur unter Beachtung einer angemessenen Instandhaltung bestimmungsgemäß nutzbar“ seien.

Das jedoch ist in Garmisch-Partenkirchen nachweislich nicht geschehen, auch nicht unter dem späteren Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). In dessen Wahlkreis liegt der Ort. Weder das Bahnpersonal noch die Organisationsstruktur seien befähigt gewesen, urteilen die Unfallanalysten. Nach wie vor seien „mehrere Millionen als kritisch identifizierte Schwellen im Netz“ vorhanden.

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77 Kommentare

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  • "Die Schweiz indes hat gerechnet – und lehnt Vollsperrungen ab, weil Generalsanierungen die Wirtschaft zu sehr schädigen."

    Ist übrigens verzerrend bis falsch. Die Schweiz braucht keine Generalsanierungen, weil sie in den letzten 30 Jahren ungefähr 8 Mal so viel Geld pro Streckenkilometer in die Instandhaltung ihres Eisenbahnnetzes gesteckt hat wie Deutschland.

    Und wer behauptet, die Schweiz könne oder wolle wegen ihrer besseren Ausgangssituation auf Vollsperrungen verzichten, sollte ein Wenig die Augen aufmachen. Eine solche Vollsperrung mit Schienenersatzverkehr war beispielsweise vom 27.06. bis 25.08. diesen Jahres (also 2 Monate lang) auf der Hauptstrecke zwischen Bern und Fribourg. Und solche Sperrungen wird es in der Schweiz auch in Zukunft geben - erst recht, wenn der aktuell sehr verhaltene Unmut über die Häufigkeit von Unfällen auf Gleisbaustellen zu einer Verschärfung der im Vergleich zu den Nachbarländer Frankreich, Österreich und Deutschland (!) lockereren Arbeitsschutzvorschriften führen sollte. Etwas kürzere, aber dafür tägliche, Betriebspausen im Stil der französischen 《heure blanche》kann ich mir jedenfalls in der Schweiz nicht vorstellen.

  • Das ganze Leben ist eine Baustelle - Deutsche Bahn.

  • Als Ingenieur, der in verschiedenen Projekten mit der deutschen Bahn verbunden ist und das Planungschaos tagtäglich mit erlebt, stelle ich fest, dass bei der Bahn das Problem tiefer liegt.



    Da kann man Minister und top Management austauschen, soviel man will.



    Ein Problem liegt in den immer komplexer werdenden Planungsanforderungen mit zu vielen Beteiligten ohne echte Verantwortung. gerade die Mitarbeiter auf Projektleiterebene haben zu wenig Erfahrung und sind nicht in der Lage sachgerecht Entscheidung zu treffen.



    Dazu kommt die strikte Anwendung von Vergaberichtlinien aus dem letzten Jahrhundert. Die Folge ist, dass Projekte nicht vorwärts kommen und immer wieder durch neue Anforderung verkompliziert und verzögert werden.



    Ohne eine Änderung der Planungskultur und eine Reduzierung der öffentlichen Auflagen wird das nichts.

    • @Dromedar:In:

      Dies ist - leider- auch meine Erfahrung. Geld alleine hilft da überhaupt nicht. Und die Genehmigungsbehörden sind da leider auch nicht hilfreich.

  • O.k prima..dann haben wir ja im Prinzip alles zusammen:







    Österreich hat es vorgemacht wie man in 15 Jahren ein marodes Bahnnetz in ein gut funktionierendes verwandeln kann.



    Und wenn man dann noch einbezieht, daß lt Verkehrsforschern jede private AutonutzerIn im Schnitt 5000€ pro Jahr zuwenig bezahlt um dessen Folgekosten zu kompensieren (sprich seiner/ihrer Verantwortung gerecht zu werden), kommen wir bei 49Mio zugelassenen PKWs auf die stolze Summe von 245Mrd Euro jährlich.







    Kurzum: die Autonutzung GERECHT besteuern und wir können auch schon in 10 Jahren ein Verkehrssystem haben, daß für ALLE besser, schneller, sicherer, gesünder ist. In dem die Bahn unschlagbar schnell und bequem wird, Staus der Vergangenheit angehören, die Städte aufblühen, die Menschen wieder zusammen finden..







    Klingt nach Utopie.??







    Hmh.. eigentlich müssen wir das nur wollen. Diese Version der Zukunft gehört jedenfalls zu den absolut machbaren. Wobei das was wir heute haben, ganz sicher NICHT zu den Versionen gehört, die kompatibel wären mit einer Zukunft in der es sich gut leben läßt...

    (und was heißt hier Zukunft, es sind doch schon heute alle genervt vom Verkehr).







    ..also auf gehts..

    • @Wunderwelt:

      "Kurzum: die Autonutzung GERECHT besteuern und wir können auch schon in 10 Jahren ein Verkehrssystem haben, daß für ALLE besser, schneller, sicherer, gesünder ist."

      10 Jahre? In einem Land wie Deutschland, in dem allein die Planfeststellungsverfahren länger dauern und die zu bearbeitenden Streckenkilometer ein vielfaches von Österreich und der Schweiz ausmachen?

      "(und was heißt hier Zukunft, es sind doch schon heute alle genervt vom Verkehr)."

      Hm nö, hängt vom Verkehr ab :D

  • taz: *Die Sitze sind sauber, in den Toiletten gibt es Seife und fließendes Wasser, die Bahnen gleiten über gewartete Schienen und elektronisch überwachte Weichen. Und: Die Schweizer Bahn fährt pünktlich, Anschlüsse quer durchs Land werden erreicht, ebenso die Fernzüge nach Österreich, wo es dieselbe Erfahrung von Zuverlässigkeit und Effizienz gibt.*

    Für die Deutsche Bahn und ihre Manager ist das ein Märchen.

    Das Hauptproblem in unserem Land mit der Deutschen Bahn (DB) ist doch, dass der Kapitalismus sogar schon in einem Staatsbetrieb wie der DB 'Fuß' gefasst hat. Vielleicht sollte man das Grundproblem ansprechen und mal fragen, weshalb die DB 1994 eigentlich eine Aktiengesellschaft geworden ist (?), obwohl sie doch zu 100 Prozent im Staatsbesitz ist und in erster Linie für die Bürger in diesem Land da sein sollte, und deshalb auch nicht als ein 'privatwirtschaftliches Unternehmen' geführt werden muss. Aus der DB ist eine Aktiengesellschaft gemacht geworden, damit unfähige Bahnmanager sehr viel Geld verdienen können - so kommt es vielen Bürgern jedenfalls schon vor.

    ***25 Jahre Bahnreform: eine Erfolgsgeschichte - Die Anstalt, 2019*** www.youtube.com/watch?v=AV_TXjFc5I8

    • @Ricky-13:

      Das Gegenargument dazu ist der japanische Schienennah- und fernverkehr . Dieser ist wohl auf der Endstufe des Kapitalismus und funktioniert sogut wie kaum ein anderer.

    • @Ricky-13:

      Deshalb war die alte Bundesbahn auch stets so beliebt. Oder die Staatseisenbahnen in Südeuropa.

      Nicht als hätte die Privatisierung nichts zum derzeitigen Zustand beigetragen, aber bei einem Unternehmen in 100% Staatsbesitz reicht es nicht aus, die Wurzel allen Übels in der Rechtsform zu suchen.

      • @nihilist:

        *... reicht es nicht aus, die Wurzel allen Übels in der Rechtsform zu suchen.*

        Das stimmt natürlich, denn die unfähigen Bahnmanager, die seit Jahren nur Murks machen und dafür auch noch ein Jahresgehalt von 2.000.000 Euro plus Boni bekommen, sind ein Teil allen Übels (egal welche Rechtsform auch gerade bei der DB herrscht). Der andere Teil allen Übels ist das fehlende Geld, um die Idiotien, die seit 1994 gemacht und die sehr gut von 'Die Anstalt' erklärt wurden, wieder zu beheben. Man pampert aber lieber weiterhin die Autoindustrie und andere Verursacher des Klimawandels, anstatt jetzt kräftig in die Verkehrswende (Zug-Fernverkehr und ÖPNV) zu investieren.

        Momentan bekommt nur der Lokführer und die Zugbegleiter - die für die Unfähigkeit des Bahnmanagements nichts können - den aufgestauten Frust der Bahnkunden ab. Die Wurzel allen Übels wurde 1994 mit der 'Aktiengesellschaft Deutsche Bahn' (DB AG) "gepflanzt" und wächst seitdem immer weiter. Man hat Schienen stillgelegt, Weichen herausgerissen und Bahnhöfe verrotten lassen, und sogar noch weniger Züge in Reserve gehalten. So schaut sie aus, die 'Deutsche Bahn 2025', wo inkompetente DB-Manager auch weiterhin viel Geld bekommen.

  • Sehr interessanter Artikel! Bahn - gibt's sowas in D noch? Man lernt nie aus.

  • Na, die Privatisierung der Bahn seit 1994 ist ein überwältigender Erfolg!



    Wie war es denn bis 1994? Der Staat (in diesem Fall die BRD, Zahlen von der DDR sind nicht aufzufinden) butterte jedes Jahr 2 Milliarden Euro (auf die heutige Währung umgerechnet) in die Bahn rein, damit sie die Zinsen für die Kredite, die die Bahn zur Aufrechterhaltung des Betriebes aufnehmen musste bezahlen konnte. 2 Milliarden Euro! Irre! Dann hatte man sich endlich dazu durchgerungen, DB und DR nicht nur zur DB AG zusammen zu legen, sondern sie auch dem freien Spiel des Marktes zu überlassen, damit alles, aber auch wirklich alles besser wird. Und das hat wunderbar funktioniert! Die Gehälter des Vorstandsvorsitzenden sind von 150.000 Euro auf 1,3 Millionen gestiegen, die Gehälter weiterer 3.500 Top-Manager der Bahn einschließlich ihrer Töchter liegen ebenfalls weit über den Gehältern der damaligen verbeamteten Spitzenleute (von denen es allerdings viel weniger gab. Sehr viel weniger).

    • @Thomas Böttcher:

      Die Bahn ist von einer Behörde in einen Staatskonzern umgewandelt worden. Der Markt hat damit nicht viel zu tun gehabt - der würde nicht mal theoretisch irgendwas regeln, solange das Netz nicht voll vom Betrieb getrennt ist.

    • @Thomas Böttcher:

      Das Geld floss auch an McKinseys, die die Bilanzen auftragsgemäß frisierten, indem die Instandhaltung und die Reserve weggespart wurden.

      Dass Bahn und Busse mit ihren externen Erträgen volkswirtschaftlich gesehen ruhig leichte Bilanz-Verluste haben dürfen, lernt mensch im ersten Semester. Dass teure Autos mit hohen externen Kosten dagegen nicht noch gepäppelt werden sollten, auch.



      Der Neoliberalismus bis in die Schröder-Kreise hinein tat uns hier nicht gut.

  • Ebenfalls wunderbar funktioniert hat die Einsparung an Staatszuschüssen, die die Bahn früher bekommen hat. Waren es früher die besagten 2 Milliarden, sind es heute nur noch 8,5 Milliarden. Dafür können wir uns aber über eine enorme Verbesserung freuen. Dreiviertel der Bahnhöfe (wegen dem Begriff bitte nach EBO § 4 (2) suchen) sind geschlossen, abgerissen und verkauft. 50% der Weichen existieren nicht mehr. Fast 6.000 Kilometer Strecken wurden stillgelegt. Sinnlose Transporte wie der Güterverkehr wurden entweder Privaten überlassen oder - ganz aktuell - ins Ausland verkauft. Andere Transsporte wie Gepäck- und Expressgut abgeschafft oder der Post überlassen. Aber dafür kommen die Züge an! Sehr viele zwar nicht am vorgesehenen Zielort, sondern irgendwo unterwegs, die meisten etwas später als vorgesehen, aber 100% der Züge, die am Anfangsbahnhof abgefahren sind, sind irgendwo angekommen! Wie schon im Eingangssatz bemerkt - die Privatisierung war ein irrsinniger Erfolg. Jedenfalls für sehr viele Menschen, die nach 1994 als Manager bei der Bahn angefangen sind.



    Hätte ich auch machen sollen.

  • Ein toller Artikel! Vielen Dank. Dass es nun ausgerechnet Dobrindts Wahlkreis war, jemand der später die Chance hatte etwas besser zu machen, was ein Zufall. Schade, dass er sie nicht genutzt hat.

  • Ausbaustrecke Frankfurt-Kassel. Planungsbeginn 80er Jahre. Planfeststellung 1995. Fertigstellung 2032. geht halt nicht so schnell in Deutschland und das liegt nicht (nur) am Geld. Davon gibt es mittlerweile genug.

    • @Michael Denneborg:

      Ja, ich würde einfließen lassen, dass eine recht sinnlose Sache wie Stuttgart 21 die Geld-, Planungs- und Umsetzungsressourcen für ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus fraß.



      Dass mensch etwa Umweltgesichtspunkte besser früh erhebt und einplant und für Bahnstrecken genauso auch mal besser höflich enteignet wird wie für Braunkohle oder Autobahnen, das auch.

  • „Ich habe kürzlich miserabel gegessen. Es war in Ulm. Oder Geislingen. Oder in Stuttgart. Jedenfalls war's im Speisewagen der Eisenbahn.“



    (Leider nicht von mir)

    • @Il_Leopardo:

      Wann war denn mal der Speisewagen funktional? :)

      • @Janix:

        So gediegen, wie im "Orient-Express" geht's da sicher nicht zu.

        • @Il_Leopardo:

          Ich sah mal eine kurze Reportage zum Caledonian Express: Feinste Küche, im Waggon frisch zubereitet. Zu fleischlastig & für Amis, die ihr Geld loswerden müssen, doch zeigte es die Möglichkeit :)

          Auf Speisewagen verlassen würde ich mich in der grauen Realität nicht mehr zwingend. Zu häufig legt Personalmangel o.ä. den zuerst lahm.

  • Auto- und Flugförderung sofort stoppen. Für das viele Geld ÖPNV, Rad, DB verbessern. Das wird dauern, aber warum setzen wir unser Recht auf Grundversorgung mit öffentlicher Mobilität nicht durch?

    • @Janix:

      Es liegt bestimmt nicht am Geld.



      Ja, die Schweiz steckt umgerechnet pro Kopf mehr Geld in ihr Schienensystem.



      Die Schweiz hat aber auch ganz andere Hindernisse - Berge, Täler - Deutschland ist bis zur Mitte hin komplett flach und auch die Mittelgebirge stellen im Gegensatz zu den Alpen eine ganz andere Herausforderung dar.



      Mehr Geld ist kein Allheilmittel - überall. Bahn, Krankenkassen, Rente, Bürgergeld - egal wo, Deutschland gönnt sich überbordende Bürokratie und vor allem fast schon grundsätzlich fachfremdes Personal in Spitzenämtern.



      Statt mehr Geld bedarf es endlich mal einer deutlichen Entschlackung der Bürokratie und das im Zweifel nicht immer für jeden Käfer und jede Maus jahrelang Baublockaden möglich sind oder sündhaft teure Grünbrücken für minimalen Nutzen in die Landschaft gezimmert werden.



      Wir brauchen einen deutlichen Ausbau ALLER Verkehrswege. Die ICEs sind voll, die ÖPNVs in Städten platzen zur Rushhour - sich da auf einzelne Transportmedien zu versteifen ist kontraproduktiv, die Weltwirtschaft fährt uns eh schon Jahre lang davon.



      Wir müssen endlich den Fuß von der Bremse kriegen und wieder in Gang kommen.

    • @Janix:

      Der Artikel hat doch hinreichend deutlich gemacht, dass das Problem die Inkompetenz des Bahnmanagements ist, nicht die angebliche Auto- und Flugförderung. Deswegen hat es auch keinen Zweck, noch mehr Geld in dieses Fass ohne Boden zu schütten. Ergo: zuerst die Vorstandsetage (plus ein paar Ebenen darunter) ausmisten und mit fähigen Köpfen besetzen. Und erst wenn die sich bewährt haben den Geldhahn aufdrehen. Dann meinetwegen auch zu Lasten anderer Verkehrsmittel, aber nicht vorher.

      • @em_es:

        Überhaupt noch unser Gemeinschafts-Geld in Auto & Flug direkt oder indirekt zu stecken ist unlogisch. Schon aus Klimagründen offensichtlich: Viel zu feist gemästet, der Sektor.

        Dass bei der Bahn vielleicht mal das österreichische oder Schweizer Top-Management eingekauft werden könnte, und es da nur abgezählte Dienstflüge oder -autofahrten geben sollte, ist ein anderer Punkt, auf den wir uns wohl rasch einigen könnten

      • @em_es:

        "Deswegen hat es auch keinen Zweck, noch mehr Geld in dieses Fass ohne Boden zu schütten."

        Dann drehen wir eben den Schlüssel herum und werfen ihn weg. Die im Artikel ach so hoch gelobte Schweizer Bahn gibt pro Streckenkilometer sechs mal soviel Geld aus (und dass seit Jahrzehnten in konstanter - nein, inflationsbereinigter! - Summe). Wie dieses Jahr der ex-SBB-Manager und ex-BAV-Chef Peter Füglistaler im deutschen Rundfunk (m. W. im SWR) sagte: Vor diesem Hintergrund wundert man sich als Schweizer, wie gut die deutsche Eisenbahn funktioniert...

        • @FriedrichHecker:

          Ich habe weder gesagt noch gemeint, das wir uns unbegrenzt mit dem Status quo abfinden sollen. Aber es hat keinen Sinn, den Zeiten Schritt vor dem ersten zu machen. Was die Bahn braucht, ist zuallererst eine neue Führung, die Willens und in der Lage ist, Dinge zu ändern. Danach können wir über Geld reden.

          • @em_es:

            Sorry, aber solange man nicht wie Uri Geller mit reinem Willen Schienen biegen kann😉, muss man gleichzeitig über die Finanzierung reden. Ohne langfristig gesicherte Finanzierung wird die deutsche Bahnbaubranche keine Kapazitäten wieder aufbauen, die seit den Müntefering-Koch-Steinbrück-Kahlschlägen dahindümpeln. Und es werden sich auch nicht viele Bewerber eine finden, die in dieser Branche Zukunftschanchen sehen. Und die muss man mit viel Geduld und Aufwand aufbauen.



            Denn vor rund 20 Jahren unterm Strich an die 3000 Arbeitsplätze in Planung und Bau vernichtet haben, merken wir ja heute noch. Dass hier fast eine ganze Generation erfahrene Mitarbeiter als Projektleiter oder Ausbilder für den Nachwuchs fehlen, führt zu den Zuständen, die Dromedar:in in einem anderen Kommentar hier beschreibt. Und diese Situation lässt sich weder auf Knopfdruck noch mit reinem Willen verbessern...

    • @Janix:

      Jene, die behaupten, dass der jetzige ÖPNV ausreichend sei, sind die größten Bremsklötze der Verkehrswende.

    • @Janix:

      Ein paar Straßen noch zu Ende bauen: geschenkt.



      Aber nicht Geld versenken, wenn wir alle mit klarem Kopf wissen, dass es deutlich weniger Flüge und Autofahrten geben muss, Naturwissenschaft.



      Kosten sind dabei ja auch die zu günstig gehaltenen Treibstoffe, die versteckten Zuschüsse an die Produzenten und Konsumenten, die Machtzuweisungen an Auto und Flug und entsprechende Diskriminierung unbeblechter Menschen.



      Länder ohne Autoindustrie und mit weniger Autovergötzung könnten da ein Studienbeispiel sein, wobei wir besser noch konsequenter werden als die.

      Es gibt, wie viele hier immer gerne vorbringen, Ecken, wo man ein Auto "braucht". Ja, dann läuft da noch etwas falsch, offensichtlich.

    • @Janix:

      ...mal was aus der Praxis...

      Ausbaustrecke Frankfurt-Kassel: Planungsbeginn 80er Jahre. 1. Planfeststellung 1995. Mittlerweile die 5. Planfeststellungsänderung. Fertigstellung 2030 (hoffentlich!).



      Es ist mittlerweile nicht das fehlenden Geld !!!!!

      Sie haben wahrscheinlich keine Vorstellung wie Infrastrukturprojekte in Deutschland ablaufen. Da hilft auch ihr (und anderer Foristen) ewiger Textbaustein "mehr Geld" nicht.

      Ähnliches passiert auch bei der Geothermie (sobald es mehr als eine Sonde wird). Besorgnisgrundsatz und Vorsorgeprinzip sind die heiligen Kühe der Verwaltung. Da kommt so schnell nichts dran vorbei.

    • @Janix:

      Mit solchen Forderungen ist man immer schnell dabei, ohne die Konsequenzen zu überdenken. Alles anhalten, um in ca. 25 Jahren eine bessere/andere Infrastruktur zu ermöglichen. Die Transition ist nicht so wichtig. Wird schon irgendwie.



      Was interessieren Millionen Arbeitslose, wenn ich nicht selbst davon betroffen bin.

    • @Janix:

      So viel Geld haben wir nicht! Es reicht ja nicht nur zu verbessern sondern auszubauen muss es dann ja auch nich!

      • @Marcelo:

        Beides ausbauen: den Autoverkehr, wie man den kaputten Motor ausbaut. Wir müssen wirklich langsam mit der Planung des Rückbaus der fünften Spuren etc. beginnen.

        Den Verkehr für wirklich alle als Grundversorgung so, wie man Infrastruktur eben ausbaut. Ohne mit bezuschussten Autos vollgestopfte Straßen fährt auch der Bus zügiger.

        • @Janix:

          Es gibt in Deutschland keine fünfte Autobahnspur!

          Auch ohne Bezuschussung werden die Autos nicht weniger in Deutschland!

          Ein zügiger Bus löst das Problem der ÖPNV in Deutschland nicht

    • @Janix:

      Ich wage zu behaupten, dass dieses Recht auf Grundversorgung bereits erfüllt ist.

      Und auch ein Mehr an Geld wird die Probleme welche die Bahn hat kurzfristig nicht lösen (wie im Artikel beschrieben).

  • In Österreich oder der Schweiz funktioniert es, warum hierzulande nicht? Es liegt sicher vor allem am fehlenden politischen Willen, kein Verkehrminister der letzten 20 Jahre hat die Bahn entscheidend nach vorne gebracht.



    Eine Trennung von Netz und Betrieb ist sinnvoll, damit eine Konkurrenzsituation entstehen kann. Es ist ein Ärgernis, dass die Bahn einerseits eine AG ist und privatwirtschaftlich geführt wird, andererseits weder Konkurrenz hat noch die Insolvenz fürchten muss wenn sie mies performt und Verluste macht. Also entweder wirkliche Konkurrenz mit anderen Bahnunternehmen, der Staat zieht sich weitgehend heraus. Oder umgekehrt: man verstaatlicht den Laden, zu Zeiten als die Bahn eine Behörde war funktionierte der Betrieb deutlich besser, war die Bahn zuverlässig.

    • @FtznFrtz:

      "kein Verkehrminister der letzten 20 Jahre hat die Bahn entscheidend nach vorne gebracht."

      Kein Verkehrsminister der letzten 70 Jahre hat das.



      Betriebswirtschaftlich optimales Netz unter Gscheidle, ab 1982 bis 1992 zur Bahnreform kein Inflationsausgleich beim Budget bei jährlichen Stellenstreichungen, Streichung von Geld für laufende Planungsaufträge unter Müntefering / Steinbrück vor fast exakt 20 Jahren mit der faktischen Streichung von 1500 Stellen in Planung und Bau (bei denen trotz Frühverrentung nur durch den massiven Ausbau des "bösen" Auslandsgeschäfts betriebsbedingte Kündigungen vermieden wurden), Budget jährlich nach Gutsherrenart unter Wissmann und Ramsauer, ...

    • @FtznFrtz:

      "In Österreich oder der Schweiz funktioniert es, warum hierzulande nicht? Es liegt sicher vor allem am fehlenden politischen Willen, kein Verkehrminister der letzten 20 Jahre hat die Bahn entscheidend nach vorne gebracht."

      Das ist einer der Gründe. Der entscheidende Grund warum es in der Schweiz soviel besser funktioniert ist, dass das System der Streckenführung und die Art und Weise wie die Züge diese nutzen vollkommen anders aufgebaut ist als bei uns.

      In Deutschland fahren Züge lange Strecken ab, Start vom Norden bis zum Süden und von Ost nach West. Von Hamburg bis München ohne umsteigen. Dies führt aber häufig zu Verspätungen, da sich unterschiedlichste Züge die selben Gleise teilen.

      In der Schweiz hingegen fahren die Züge nur von einer Stadt bis zu einer anderen und wieder zurück. Dies aber im halben Stunden Takt. Fahrgäste, die weiter fahren möchten, müssen am Bahnhof aussteigen und in einen anderen Zug umsteigen, der zur nächsten Stadt fährt die dem Reiseziel näher kommt. Wer also weitere Strecken fahren möchte muss öfter umsteigen. Durch den festen Takt stehen aber an den Umsteigebahnhöfen immer alle Züge nebeneinander zur gleichen Zeit bereit.

      • @Tom Tailor:

        Also ich habe gerade mal ein paar Zugverbindungen in der Schweiz durchgespielt. Zwischen den großen Städten gibt es durchgehende Züge. Will man weiter in kleinere Orte, muss man umsteigen. Ist also wie in Deutschland. Nur dass Deutschland größer ist.

        Übrigens gab es in D mal den Spruch: "Pünktlich wie die Bahn". Und das war kein Scherz. Es war also mal möglich, in Deutschland (das damals sogar noch größer war) Züge pünktlich fahren zu lassen. Zu einer Zeit, als fast der ganze Güter- und Personenverkehr von der Bahn bewältigt wurde. Wir reden allerdings von einer Zeit, in der kontinuierlich investiert wurde. Vor der Zeit, als Strecken demontiert und anderer Blödsinn gemacht wurde, um die Bahn fit für die Börse zu machen. Heute bauen wir Gleise und Weichen wieder ein, die vorher durch unendliche Dummheit entfernt wurden. Dort liegen die Probleme. Nicht in der Größe des Landes.

        PS: China ist fast 27 mal größer und dort funktioniert die Bahn auch.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die Schweiz hat halt den Vorteil dass sie ein relativ kleines Land ist und ihr Bahnkonzept von Kopf bis Fuß komplett neu entworfen und durchfinanziert hat. In Deutschland stören diverse andere Herausforderungen. Zum einen ist dieses Land viel größer, so dass es reizvoll war sich mit der Idee der Hochgeschwindigkeitszüge zu beschäftigen. Allerdings hat man dabei nicht wie in Frankreich ein eigenes Schienennetz geschaffen, sondern war der Meinung es sei sinnvoller wenn diese auf den "normalen" Gleisen mit verkehren sollen. Zum zweiten musste durch die Wiedervereinigung ein zweites Schienennetz mit in das Gesamtverkehrsnetz integriert werden, was zu diversen Stilllegungen führte und im Nachgang zur Schaffung von neuen Trassen, die den veränderten und erweiterten Reisewünschen Rechnung tragen sollen (daran arbeitet die Bahn immer noch). Zum dritten ist Deutschland durch die exponierte Lage in Europa das Transitland Nummer 1, was sich insbesondere durch stark erhöhten LKW und Reiseverkehr bemerkbar macht. Daher wurde der Fokus vorrangig auf den Aus- und Neubau von Autobahnen gerichtet. Und Schlussendlich kamen noch ein paar Fehlerchen im Management mit hinzu.

          • @Tom Tailor:

            Eben. Die Zahl der massiven Fehler, die bei der Bahn gemacht wurden, sind das Problem. Nicht die Größe des Landes. Wenn man z.B. nicht begreift, dass man auf normalen Strecken keinen Hochgeschwindigkeitsverkehr machen kann, ist das Dummheit. Dabei hatte man das Vorbild Frankreich vor der Nase.

            Man kann sich nicht auf die Größe des Landes berufen, wenn es größere Länder besser machen. Und D es ja auch schon besser konnte. Und die Lage in Europa? Die hat sich seit vielen Jahrhunderten nicht geändert...

            "Zum zweiten musste durch die Wiedervereinigung ein zweites Schienennetz mit in das Gesamtverkehrsnetz integriert werden..."

            Es musste nur wieder zusammengefügt werden, was vorher schon mal zusammen war. So schwer war die Aufgabe nicht. Und die Stilllegungen hatten nichts damit zu tun. Die sollten die Bahn (angeblich) börsentauglich machen.

      • @Tom Tailor:

        Korrekt.



        Neben den fehlenden Investitionen ist die Pünktlichkeit auch ein mathematisches Problem.



        Die Schweiz gibt zwar eine Pünktlichkeit von 93% im Fernverkehr an, man muss aber auch häufiger umsteigen, da viele Strecken nur 100km lang sind, was die theoretische Pünktlichkeit bei einmaligen Umstieg vs Direktverbindung auf 86% verringert. Das verursacht aber weitere organisatorische Probleme und somit zu zusätzlichen Verzögerungen bei dem betroffenen als auch weiteren Zügen. Bis auf den Bereich Zürich/Olten/ Bern, gibt es auch keine wirklichen Knoten im System.



        Ob es wünschenswert wäre, wenn man von Berlin nach München drei mal umsteigen muss, sei dahingestellt.

      • @Tom Tailor:

        Der Mist am Umsteigen in Deutschland ist ja, dass der Anschlusszug weg ist.



        Aber so ganz trägt auch diese Erklärung nicht. Die Bahn ist besonders mies im Nahverkehr, hier fährt man auch nur recht kurze Strecken im kurzen Takt. Auch hier versagt die Bahn noch jämmerlicher als im Fernverkehr.

    • @FtznFrtz:

      Wo hat eine Trennung wirklich funktioniert? Nirgendwo in Europa.



      In Frankreich funktioniert der Personenverkehr weil dort auf der Hochgescheindigkritsstrecke nicht ein Güterzug verkehrt. Und das ganze Staatlich. Die Güterstrecken und Nahverkehr funktionieren nicht. England, es geht nach teilverstaatlichung wieder Bergauf.



      Das deutsche Schienennetz jetzt mit Österreich oder der Schweiz zu vergleichen in irgendwie Banane. Die beiden haben nicht eine solche Verkehrdichte. Wie man lesen kann lief da auch nichts rund. Die garantieren auch keinen Zuganschluss.



      Ich denke die DB kommt nur mit vielen Aktionen wieder hoch. Verstaatlichung, Vorstand raus und zwar alle bis ins mittlere Managment. Keine externen Manager mehr die nicht von der pike an gelernt haben. Weniger Zugdichte bis neue Strecken oder bestehende ausgebaut sind. Und weg von der Bürokratie. Wer meint in Deutschland sei es allgmein schlimm der hat nicht die interne Bürokratie erlebt.



      Ja, das ist erstmal Investition aber dafür hat man seit Mehdorn extrem gespart, das rächt sich nun.

  • Man lernt ja immer noch dazu. So wußte ich noch gar nicht, daß Deutschland über 90 Millionen Einwohner hat - "Nun hat die Schweiz viel weniger Industriebetriebe und mit neun Millionen Menschen auch weniger als ein Zehntel der Bevölkerung Deutschlands."



    Danke, taz!

    • @Evi Holtendorp:

      Vermutlich wollte man etwas ausschmücken, das diese kleine Schweiz mehrere Jahre in Folge in absoluten Zahlen (nicht nur pro Einwohner und pro Streckenkilometer) mehr Geld in seine Eisenbahn gesteckt hat als das zehn Mal größere Deutschland. Aber dann hat man den zweiten Teil weggelassen, als nannte festgestellt hat, dass Deutschland in diesen Jahren ausschließlich eine rot-grüne Regierungskoalition hatte - in der eine Rote nur von drohenden betriebsbedingten Kündigungen von noch größeren Streichungen abgehalten wurden und einige Grüne am liebsten sämtliche Neu- und Ausbauplanungen zwischen Hamburg - Hannover und Karlsruhe - Basel als "Prestigeprojekte" gestrichen hätten - auch Abgeordnete, die sich in der Opposition unter VM Dobrindt über mangelnden Ausbau des Bahnnetzes beklagt haben.

    • @Evi Holtendorp:

      Rundungsfehler bei journalistischer Rundung (8,3 wird aufgerundet zu 9), kommt vor, ist mir auch aufgefallen. Die Feststellung "... Industriebetrieben" stimmt, glaube ich auch nicht so ganz, z.B. Chemie, Pharmazie, Maschinenbau , Elektrotechnik, Medizintechnik...

  • "Doch selbst die neu eingebaute Technik [...] kann die Bahn nicht [...] warten."



    Nein: Sie will nicht, da sie die Wartung aus eigener Tasche zahlen muss, der Bund jedoch den Neubau zahlt



    "seit den frühen 2000er [...] wissen sie von den Alkali-Kieselsäure-Reaktionen"



    Nein: Diese tritt in jedem Beton auf, der Fehler lag also entweder bei einer unzureichenden Prüfung im Vorfeld oder man hat das Problem einfach ignoriert, wie spätestens ab 2006.

    Die Probleme der Bahn sind sicherlich zu einem guten Stück mit persönlichen Beziehungen (Schimpfwort Korruption) zu erklären, sonst hätte man den Managern nicht die Möglichkeit gegeben selbst die Leistungskriterien festzulegen ("Ausfall ist keine Verspätung") oder ihre Leistungsboni gegen jeden Verstand schönzurechnen ("Nur 20% der Leistung im Bereich Pünktlichkeit erbracht aber 10 statt geplanten 5 Frauen einstellen: glatte 200% Leistung in dem Bereich).



    Und weil alles so absurd klingt hier noch etwas für die Gallenblase:



    www.tagesschau.de/...and-bonus-104.html

    • @Genosse Luzifer:

      Das "Betonproblem" gab/gibt´s auch in den Straßenbrücken.



      Ein damals zuständiger Fachminister, jetzt Ministerpräsident meinte:



      «Man muss sich als Hausspitze auf das Urteil seiner Fachleute verlassen.»



      Sich lebengefährlich nicht auskennen gehört zum erklärten Leitungsprinzip.

      Hausspitze = Wanderer über dem Nebelmeer.

      z.B.



      www.die-glocke.de/...63ece7ebc6d5146697

      • @Hans - Friedrich Bär:

        Jeder politische Amtsträger muss sich bei Sachentscheidungen aufs Urteil seiner Fachleute verlassen. Das ist eine Binse.



        Probleme entstehen dann, wenn Fachleute ignoriert und/oder über die Zeit durch Loyalisten ersetzt werden.

        • @nihilist:

          "Das Grundgesetz sieht weitere Voraussetzungen, insbesondere eine Einschränkung für die Minister-



          ernennung nach fachlicher Eignung, nicht vor."



          steht in



          www.bundestag.de/r...D-3-262-20-pdf.pdf

          Jeder Vorgesetzte muss den Vortrag oder das Schweigen seiner Mitarbeiter bewerten, somit bewerten können, sich dafür interessieren, nachfragen ....

          Deswegen : "Verlassen" nein, denn das wäre trivial.

  • Auch in Großbritannien verbessern sich die Bedingungen: Warum? Die Privatisierung war ein Fehler. Der Neoliberalismus bei der britischen Bahn wurde heruntergefahren.

    Bei uns? Eine ernsthafte Restrukturierung wird als Freiheitsberaubung oder Sozialismus angesehen. Oder, der Bürger sorgt sich, dass ein funktionierendes Netz mehr kostet, als wenn Manager sich die Taschen vollstopfen und der genervte Kunde stattdessen auf den PKW umsteigt. Klar, wo keine Kunden, da keine Bahn, da keine Betriebskosten.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Die Bedingungen verbessern sich, aber auch von einem noch viel niedrigeren Ausgangsniveau. Dort wurde nämlich wirklich radikal privatisiert und so getan, als gäbe es keine natürlichen Monopole. Im Ergebnis war der Bahnverkehr in den 00ern klinisch tot.

  • Auch die Unfalltoten an den Bahnübergängen steigen seit ca. 2020 wieder an. 95% der Unfälle wurden zwar durch Fehlverhalten von Straßenverkehrsteilnehmern verursacht. Das ist aber kausal nicht einfach zuzuordnen, weil m.W. ein auf einem Bahnübergang wegen einer Panne stehengebliebenes Fahrzeug als Verursacher gilt.



    "Das ist einfach eine Frage der Zeit, bis der Mensch einen Fehler macht" wird im Tagesschau Artikel Eric Schöne, TU Dresden zitiert. Das stimmt und gilt für allen Unfallbeteiligten.

    www.tagesschau.de/...enge-tote-100.html

  • Die Unfähigkeit der Bahnverantwortlichen würde Bibliotheken füllen. Ein aktueller Funfact aus dem Bekanntenkreis: Eine Vielnutzerin freut sich über die derzeit gesperrte Bahnstrecke zwischen Siegen und Köln. Mit dem Ersatzbus geht es nach ihrer Aussage zwar nicht schneller, aber wesentlich zuverlässiger. Da spielt es dann schon keine Rolle mehr, dass bei der aktuellen Ertüchtigung eines ihrer größten Ärgenisse auf der Strecke immer noch nicht beseitigt wird. Aufgrund eines nicht reparierten Kriegsschadens fehlen seit Bestehen der Bundesrepublik fünf Kilometer Zweigleisigkeit für eine höhere Taktfrequenz. Die Antwort der Bahn, warum man das jetzt nicht gleich mit erledigen würde: „So schnell geht das nicht mal eben einzuplanen“. Na dann, weiter fröhliche bundesdeutsche Bummelbahn im ganzen Land.

    • @vieldenker:

      Na überlegen Sie mal. Die Bahn kann nicht einfach losplanen und losbauen. Planung, Abstimmung mit Anliegern und Verbänden, Plangenehmigung, öffentliche Auslegung und irgendwann mal eine Baungehmigung. Was meinen Sie, welche interessanten Tiere auf den 5km vermutet werden können.



      Ich will die Bahn nicht in Schutz nehmen, aber bauen ist leider in Deutschland wirklich nicht so einfach möglich.

      • @Bommel:

        Die Beteiligungsmöglichkeiten für Betroffene sind bei weitem nicht so alt wie das Planungsproblem der Bahn…

        • @vieldenker:

          Die Beteiligungsmöglichkeiten liefen früher über die Hinterzimmer und den Verwaltungsrat der Bundesbahn. Ich erinnere an einen gewissen Ministerpräsidenten von Hessen namens Roland K., der in einer Pressekonferenz rotzfrech verkündet hat, er wüsste die Neubaustrecke zwischen Köln und Frankfurt zu verhindern, wenn er nicht seinen Willen (unter anderem die damals wahlkampftaktische Forderung nach dem Halt in Limburg Süd) bekäme. Das Ergebnis ist in Beton zu besichtigen...

        • @vieldenker:

          Plangenehmigungsverfahren. Hannover - Hamburg. Den geplanten Ausbau mal bezrschte

  • Sehr guter Artikel. Mehr davon.

    Wie viele Milliarden Stunden haben die Bundesbürger in den letzten 20 Jahren mit Warten auf verspätete oder ausgefallene Züge verbracht? Aktuelle Lieblingsdurchsage: "Der nächste Zug Richtung X fällt aus. Grund dafür ist die Verspätung des vorausgegangenen Zuges".

    Von diesen riesigen "Sonderfonds" (immer weitere Schulden), die jetzt aufgelegt werden, wird die Bahn auch weiterhin viel zu wenig bekommen. Eine unbedingt notwendige Generalsanierung bleibt aus.

    Die Deutsche Bahn sagt selbst, dass die Infrastruktur „der Schlüssel zu pünktlicheren Zügen“ sei, und dass 80 Prozent aller Verspätungen auf den schlechten Zustand ihres Netzes zurückzuführen seien. Das Unternehmen beschrieb seine Infrastruktur als „überfüllt, zu alt und zu störanfällig“.

    Die Bahn ist das totale Stiefkind der deutschen Politik. Man denke an Merkel, die ihren Kanzleramtschef Pofalla auf einen Versorgungsposten im Vorstand der Deutschen Bahn setzte.

    Die Deutsche Bahn ist eine Katastrophe, nicht mehr hinnehmbar.

    www.manager-magazi...-af2e-1b95061e89a9

  • Entfernt im Osten von MVP liegende Bahnhöfe in Mecklenburg-Vorpomern sind von Hamburg zurzeit mit Fahrzeiiten von knapp über 5 Stunden erreicbar. Mecklenburg-Vorpommern könnte also auch irgendwo in Afrika liegen.

    • @Lindenberg:

      Von wo in Afrika kommt man denn in 5 Stunden Fahrzeit nach Hamburg?

  • Vermuten wir mal, dass Dobrindt noch nie in diesem Zug saß.



    Wer das Bahnmanagement zurecht weitgehend austauschen möchte, sollte nicht vergessen, dass wir mal einen Nicht-Unions-Verkehrsminister m/w/d bräuchten, dass eben auch mal volkswirtschaftliches Denken statt Lobbybuckeln Einzug hält.

    • @Janix:

      Nun ja, unter der "Ampel"-Regierung hatten wir ja einen "Nicht-Unions-Verkehrsminister": Hr. Wissing, damals und heute gewesenes FDP-Mitglied. Ich habe seinerzeit nicht verstanden, warum die Grünen ausgerechnet das wichtige Verkehrsministerium an die FDP gaben. Ich hätte nämlich zu gern einmal sehen wollen, wie die erklärten Protagonisten des ÖPV mit dem Problem Bahn pragmatisch und nachhaltig umgehen.

      • @Vigoleis:

        Was hätten die Grünen dafür abgeben sollen?



        Ich habe mich damals gefragt, wieso sich die FDP das Ressort schnappt. Finanz zum Blockieren, Justiz aus Tradition, aber Verkehr??? Wahrscheinlich Schielen auf die Spenden von Gesamtmetall.



        Wissing war grundsätzlich fit und in Rheinland-Pfalz noch ungewöhnlich gut unterwegs, aber eben nicht zu Verkehr. Zu Digitalisierung hat er dann ja auch nichts getan. Und in Verkehr etwas mehr für die Bahn, doch immer noch zu viel für die armen, armen, armen Autoproduzenten.

        • @Janix:

          "Was hätten die Grünen dafür abgeben sollen?" Ich dachte da an das Landwirtschaftsministerium. Der Spielraum der deutschen (respektive nationalen) Politik ist in diesem Ressort sehr eng, weil die wirklich wichtigen Dinge (Budget, Tierhalteverordnungen, Düngemittelzulassungen etc.) ohnehin in Brüssel entschieden werden.



          Weiterhin sind die Lobby-Gruppierungen stark ausdifferenziert. Die Bevölkerung ist in ständiger Sorge zu verhungern (und deshalb in großen Teilen immer auf der Seite des billigsten Produzenten. Viele Grüße von Hr. Brecht an dieser Stelle.) Hr. Özdemir, den ich im übrigen sehr schätze, hat sich sehr schwer getan mit dem Amt.



          Man muss natürlich nicht wie aktuell gleich einen Schlachter in dieses Amt hieven. Ein Rinder- oder Schweinezüchter hätte es als Provokation auch getan.

      • @Vigoleis:

        Große Sprünge hätte auch ein grüner Minister nicht mahen können, Stichwort : Schuldenbremse.

        Die Koalition ist ja maßgeblich an der Haushaltsdebatte gescheitert.

        Auch ein Grüner Minister hätte die Bahn nicht etwa wieder verstaatlicht oder massiv Geld investiert. Es wäre besser gelaufen als unter Wissing mit Sicherheit, aber alzu gravierend wären die Unterschiede dann doch nicht gewesen.

    • @Janix:

      So wie zwischen 1998 und 2009? So Überflieger wie Klimmt, Stolpe oder Tiefensee? Die haben nur volkswirtschaftlich gedacht. Glaube ich.

      • @Ahnungsloser:

        Nein. Die haben börsenorientiert gedacht...

      • @Ahnungsloser:

        Auch die waren Auto-Messdiener. Also falsch im Ressort.

        Ich habe beim Abschicken noch übrigens gedacht: Hättest Du mal besser auch noch SPD hingeschrieben, bevor solche Sätze kommen.

  • Eine der 100 deutschen Baustellen, wo niemand nachrechnet, was der gesamtvolkswirtschaftliche Preis ist. Ich fahre 40.000 Kilomater im Jahr und verliere per annum ca. vier Tage Lebenszeit durch die Verspätungen - zusammengenommen. In Deutschland ist das auch an anderen Stellen nicht üblich, beim Pflegeskandal, den Schulen und Bildungseinrichtungen, die im Schneckentempo modernisiert und an die Ergebnisse der Hirnforschung der letzten 50 Jahre angepasst wird, oder wenn es darum geht, den Wohnskandal zu beheben.



    Wir brauchen aktive Politik, die ohne ideologische Scheuklappen nach den besten Lösungen sucht und im Team mit der Zivilgesellschaft umsetzt.

    • @Caroline Elias:

      "Wir brauchen aktive Politik,...." Die Kandidatenlisten (der Zivilgesellschaft) und die Wahlergebnisse der Kommunalwahl in NRW vorgestern waren so, dass alles bleibt wie es war.

      • @Hans - Friedrich Bär:

        Jetzt scheitert die Bahn schon an den NRW-Kommunalwahlen?

      • @Hans - Friedrich Bär:

        Noch eine Ergänzung :



        In einer deutschen Stadt mit 30.000 Einwohnern kandidieren genau zwei Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Der amtierende Bürgermeister/ Wahlleiter lässt die Wähler im Briefwahlbüro auf die möglicherweise stattfindende Stichwahl vorbereiten ( wollen Sie ggf. Wahlunterlagen nach Hause oder abholen ?) . Der amtierende Bürgermeister ist Diplom- Verwaltungsfachwirt. Was sagt uns das ?



        1)



        Bei nur zwei Kandidaten erreicht einer von beiden immer eine absolute Mehrheit, ausgenommen den Fall, dass beide Kandidaten jeweils genau die Hälfte der Stimmen erreichen.



        2)



        In einer Stadt mit 30.000 Einwohnern gibt es nur zwei Kandidaten für das Bürgermeisteramt.

        • @Hans - Friedrich Bär:

          Ad 1) es gibt genügend Bundesländer (NRW ist mir nicht ausreichend geläufig), in denen das nicht der Fall ist, weil bei der Bürgermeisterwahl grundsätzlich auch Namen auf den Stimmzettel eingetragen werden dürfen. In Baden-Württemberg und Bayern sind auch noch in den letzten Jahren solche "Nicht-Kandidaten" sogar ins Amt gewählt worden...