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Doppelte Mittel für Donum VitaeBonus für katholische Beratung

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Eine bessere Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen versprach die Koalition. Für säkulare Beratungsstellen findet sich indes kein Geld im Haushalt.

Katholische Kirche, da werden sie beraten Foto: imago stock&people

W er einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hält und nicht weiß, ob die Schwangerschaft ausgetragen werden soll, kann sich an eine der mehr als 1.500 Beratungsstellen wenden, darunter die des katholisch geprägten Vereins Donum Vitae. Der hat gewissermaßen die Quadratur des Kreises als Ziel: „ergebnisoffen, aber für ein Leben mit Kind“ beraten. Allerdings gilt er als seriöser Player in der Beratungslandschaft. Überraschend wurden nun die Mittel für den Verein verdoppelt, offenbar auf Drängen der Unionsfraktion.

Irritierend dabei ist, dass – inmitten einer äußerst angespannten Haushaltslage und offenbar ohne koalitionsinterne Debatte – die Beratungslandschaft nicht als solche gestärkt wird, sondern 700.000 Euro zusätzlich an einen einzigen Verein gehen – ausgerechnet den katholisch geprägten. Die Begründung der Unionsfraktion dabei ist hanebüchen: Eine „Unwucht“ innerhalb der Beratungslandschaft solle so ausgeglichen werden, offenbar zulasten der säkularen Beratenden, die vom Geldsegen nichts abbekommen.

Problematisch ist auch das politische Signal: Wie der Bundesvorsitzende von Donum Vitae bestätigt, ist das Geld „ein klares Zeichen für die politische Wertschätzung“ der Vereinsarbeit. Zuletzt hatte Donum Vitae den Gesetzentwurf für eine Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs abgelehnt – dieser würde den „staatlichen Schutzauftrag für das ungeborene Leben“ herabstufen. Auch an der bevormundenden dreitägigen Pflichtwartefrist für ungewollt Schwangere will der Verein festhalten.

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Dem Vernehmen nach stieß die Zusage über die Mittel in weiten Teilen der SPD-Fraktion wie in den Referaten des Bundesfamilienministeriums auf Verwunderung, konkret dazu äußern konnte oder wollte sich bislang niemand. Zugang zu sicherer und wohnortnaher Versorgung für Abbrüche, Erweiterung der Kostenübernahme durch die Krankenkassen und Stärkung der medizinischen Weiterbildung: Die Koalition steht in der Pflicht, diese Zusagen umzusetzen, anstatt Entscheidungen mit ideologischer Handschrift zu fällen.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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