Trumps Niederlage in der Zinspolitik: Sieg gegen Rumpelstilzchen
Die Mini-Zinssenkung zeigt: Trump hat noch nicht die totale Macht, denn der wollte weiter runter. Das gibt Anlass für Hoffnung.
E inmal hat Donald Trump seinen Willen nicht durchgedrückt: Die US-Notenbank Fed hat den für viele Finanzentscheidungen weltweit wichtigen Leitzins nur – wie bereits vorhergesehen – um einen viertel Prozentpunkt gesenkt. Anders als die EZB in Europa ist die Fed nicht nur für die Geldwertstabilität, sondern auch für einen robusten Arbeitsmarkt zuständig. Der schwächelt in den USA – auch aufgrund Trumps absurder Zollpolitik. Also will die Notenbank Investitionen mit geringeren Zinsen ankurbeln. Ein normaler Vorgang also? Mitnichten!
Dahinter steckt ein erbitterter Machtkampf um die Fed. Bislang hat deren Chef Jerome Powell Trumps Rumpelstilzchenpolitik („Hohlkopf“, „Volltrottel“) cool abgeschmettert. Die Fed ist unabhängig, die US-amerikanischen Checks and Balances funktionieren hier – noch. Der eben von Trump installierte Stephen Miran, bislang Ökonom im Weißen Haus, hat bei seinem ersten Auftritt im zuständigen Fed-Gremium mit dem Vorschlag verloren, den Leitzins stärker zu drosseln. Eindeutig mit 11 zu 1 Stimmen.
Seit Monaten fordert Trump XL-Zinssenkungen um 3 Prozentpunkte und meint, sie würden die US-Wirtschaft boosten. Quasi alle Fachleute versichern jedoch, das billige Geld würde die Unternehmen nur kurz stimulieren, dann die ohnehin relativ hohe Inflation anheizen. Vor allem aber: Bekäme der Geldhallodri Trump Zugriff auf die Fed, wäre das Vertrauen in die US-Geldpolitik vollends geschreddert; ein globales Finanzbeben wäre die Folge.

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Fachleute warnen längst vor einem Kollaps der weltgrößten Volkswirtschaft wegen hoher Schulden und dem irrwitzigen Handelsstreit. Was passiert, wenn Autokraten an der staubtrockenen Notenbankpolitik herumfuhrwerken („Geld drucken“), zeigte sich zuletzt in der Türkei, in Venezuela oder Argentinien: Finanzmärkte auf der Rasierklinge, Megainflation für Verbraucher*innen, Wirtschaftskrise.
Doch Trump gibt nicht auf. Nun versucht er, Fed-Gouverneurin Lisa Cook wegen angeblichen Hypothekenbetrugs zu entlassen. Ziel: Die Fed-Mehrheit mit weiteren Claqueuren knacken. Vor Gericht ist er gescheitert. Bislang.
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