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Trumps Niederlage in der ZinspolitikSieg gegen Rumpelstilzchen

Kai Schöneberg
Kommentar von Kai Schöneberg

Die Mini-Zinssenkung zeigt: Trump hat noch nicht die totale Macht, denn der wollte weiter runter. Das gibt Anlass für Hoffnung.

Noch ist die Fed ist unabhängig Foto: Andrew Harnik/ap/dpa

E inmal hat Donald Trump seinen Willen nicht durchgedrückt: Die US-Notenbank Fed hat den für viele Finanzentscheidungen weltweit wichtigen Leitzins nur – wie bereits vorhergesehen – um einen viertel Prozentpunkt gesenkt. Anders als die EZB in ­Europa ist die Fed nicht nur für die Geldwertstabilität, sondern auch für einen robusten Arbeitsmarkt zuständig. Der schwächelt in den USA – auch aufgrund Trumps absurder Zollpolitik. Also will die Notenbank Investitionen mit geringeren Zinsen ankurbeln. Ein normaler Vorgang also? Mitnichten!

Dahinter steckt ein erbitterter Machtkampf um die Fed. Bislang hat deren Chef Jerome Powell Trumps Rumpelstilzchenpolitik („Hohlkopf“, „Volltrottel“) cool abgeschmettert. Die Fed ist unabhängig, die US-amerikanischen Checks and Balances funktionieren hier – noch. Der eben von Trump installierte Stephen Miran, bislang Ökonom im Weißen Haus, hat bei seinem ersten Auftritt im zuständigen Fed-Gremium mit dem Vorschlag verloren, den Leitzins stärker zu drosseln. Eindeutig mit 11 zu 1 Stimmen.

Seit Monaten fordert Trump XL-Zinssenkungen um 3 Prozentpunkte und meint, sie würden die US-Wirtschaft boosten. Quasi alle Fachleute versichern jedoch, das billige Geld würde die Unternehmen nur kurz stimulieren, dann die ohnehin relativ hohe Inflation anheizen. Vor allem aber: Bekäme der Geldhallodri Trump Zugriff auf die Fed, wäre das Vertrauen in die US-Geldpolitik vollends geschreddert; ein globales Finanzbeben wäre die Folge.

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Fachleute warnen längst vor einem Kollaps der weltgrößten Volkswirtschaft wegen hoher Schulden und dem irrwitzigen Handelsstreit. Was passiert, wenn Autokraten an der staubtrockenen Notenbankpolitik herumfuhrwerken („Geld drucken“), zeigte sich zuletzt in der Türkei, in Venezuela oder Argentinien: Finanzmärkte auf der Rasierklinge, Mega­inflation für Verbraucher*innen, Wirtschaftskrise.

Doch Trump gibt nicht auf. Nun versucht er, Fed-Gouverneurin Lisa Cook wegen angeblichen Hypothekenbetrugs zu entlassen. Ziel: Die Fed-Mehrheit mit weiteren Claqueuren knacken. Vor Gericht ist er gescheitert. Bislang.

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Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
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4 Kommentare

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  • Die Begrenzung von Macht ist in einer Demokratie essentiell. Hieran krankt das amerikanische System, die Machtfülle des Präsidenten ist zu groß. Erst recht, seit der Supreme Court ihm für Tätigkeiten in seiner Amtszeit einen Blankoscheck ausgestellt hat. So kann Trump oder einer seiner irrsinniger Nachfolger wüten wie es ihm passt, er kann kaum sanktioniert werden.



    Die Fed ist als Zentralbank mit gutem Grund unabhängig, verfolgt sie doch andere Ziele als die Regierung. Bekäme Trump Zugriff wären die Folgen mindestens so katastrophal wie in der Türkei im Inneren, kaum absehbar in der Weltwirtschaft, angesichts dessen, dass die USA nach wie vor die größte Wirtschaft der Welt darstellen.

  • Sorry, aber hier irrt der Autor gleich doppelt. Sowohl niedrige Zinsen als auch Gelddrucken können die Preise nicht erhöhen, solange keine Vollbeschäftigung herrscht und auch ab dann nur ganz langsam, so dass noch genug Zeit bleibt zu reagieren. Inflation - vor allem Hyperinflation - hat ihre Ursachen in der Regel auf der Angebotsseite, so dass eine Senkung der Nachfrage (Zinserhöhung, Sparhaushalt) da praktisch nichts ausrichten kann.



    Dass niedrige Zinsen Inflation verursachen, wird zwar von Ökonomen immer wieder behauptet, diese können dabei aber nie einen Kausalzusammenhang anhand von Statistiken nachweisen.



    www.geldfuerdiewel...t-den-zins-in-ruhe



    Hohe Zinsen nutzen eher dem Geldadel, dessen Vermögen sich dadurch bequem und risikolos mehrt, z.B. über Staatsanleihen. Zufall?



    Auch Gelddrucken verursacht keine Hyperinflationen. Geld wurde in der Geschichte immer erst gedruckt, nachdem die Hyperinflation begonnen hatte, als verzweifelte Gegenmaßnahme der Regierung. Aber dadurch erhöhte sich natürlich nicht das fehlende Angebot.



    www.geldfuerdiewel...gen-buch-inflation

    • @Earth & Fire :

      Ach, dann macht Trump das vollkommen richtig, wenn er niedrigere FED-Zinsen haben will?



      Man lernt nie aus...

  • Trump und seine Lakaien kämpfen aktuell an vielen Fronten für die Abschaffung der Demokratie in den USA. Der Mann regiert weitestgehend mit Erlassen, und seien Lakaien in den beiden Kammern des Parlamentes tun, was er will. Weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, aber sinngemäß "die Straße zum Faschismus ist gepflastert mit rückgratlosen und gewissenlosen Komplizen des jeweiligen Führers". Ob es da an einer Stelle einen kleinen Aufschub gibt, so what ...