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Treffen in DresdenNeonazis bei Schulkongress gegen rechts

Etwa 50 Schü­le­rinnen und Schüler treffen sich in Dresden und bekommen unangenehmen Besuch. Zum Glück geht alles glimpflich aus.

Das ABC gegen Rechtsextremismus: Schü­le­r*in­nen und Schüler wollen sich selbst besser organisieren Foto: dpa
Michael Bartsch
Von Michael Bartsch aus Dresden

Dresden taz | Die „Omas gegen Rechts“ haben es vorgemacht, seit etwa einem Jahr organisieren sich nun auch die „Schülis gegen Rechts“: Auf einem Kongress am Wochenende in Dresden trafen sich Schü­le­rinnen und Schüler aus ganz Deutschland, um gegen die „rechtsextreme Normalisierung an Schulen“ aktiv zu werden. Die Bezeichnung „Kongress“ erschien bei rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Gewerkschaftshaus zwar hoch gegriffen. Doch die unter 19-Jährigen zeigten dafür umso mehr Engagement, um dem Rechtsruck entgegenzuwirken.

Viele der Bekenntnisse waren schon an den Outfits ablesbar. „Jugend für Sozialismus“ stand auf einem T-Shirt, ein anderes outete die Teilnehmerin als Fan der „St. Pauli-Antifa“. Eine für die Küche verantwortliche Dresdnerin von „Calzone Revoluzione“, übrigens 2024 für den taz-Panter-Preis nominiert, trug ein Palästinensertuch, ein ebensolches bedeckte das Rednerpult. Flyer zeigten, dass es in dieser frühen Phase der Formierung vor allem um Vernetzung und Spendenakquise geht. So stellte sich bei dem Treffen auch eine Gruppe namens „Azubis gegen Rechts“ vor.

Bei den Schü­le­r*in­nen gab es Arbeitsgruppen für Social Media, Aktionen und Finanzen. Für Interessenten will die Gruppe dabei niedrigschwellige Einstiege bieten und keinesfalls radikal rüberkommen, etwa wie der Schwarze Block. Online gehe es darum, Gegennarrative zu rechter Präsenz bei TikTok auszuarbeiten und die eigene Reichweite zu steigern.

Am Samstag bekam die Gruppe Besuch von dem Bus, mit dessen akustischer Ausrüstung das Zentrum für Politische Schönheit das ARD-Sommerinterview mit AfD-Grabenkämpferin Alice Weidel gestört hatte. Die Gerätschaften wecken großes Interesse bei den Teilnehmenden des Treffens.

Zwei Filmemacher begleiteten drei Schülerinnen und Schüler. Ein überfüllter Workshop zu Rechtsextremismus im Osten bediente allerdings eher Stereotype über dessen Wurzeln in der DDR, als dass er zu heutigen Ursachen vorgedrungen wäre. Zwei kluge Teilnehmerinnen aus Eberswalde vertraten die These, dass Haltungen und Einstellungen ihrer rechtsdrehenden Altersgenossen meist von Eltern und Großeltern geprägt werden.

Diejenigen, die die Schülis stoppen wollen, waren allerdings auch präsent. Max Schreiber aus Heidenau, früher NPD, jetzt „Freie Sachsen“, stattete mit einigen Anhängern am Freitagabend dem Kongress einen „Besuch“ ab, der zum Glück nicht eskalierte. Bei der Abreise der Schülerinnen und Schüler am Sonntagnachmittag warnten die Organisatoren dann noch vor einem möglichen Zusammentreffen mit Fußball-Hooligans von Dynamo Dresden.

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