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Begrenzung von Zuwanderung in den USAEin Arbeitsvisum? 100.000 US-Dollar

Bestimmte Visa in den USA werden ab sofort 465mal so teuer wie bisher. Die Verordnung trifft vor allem die großen Tech-Konzerne.

Mal nicht als Zuschauer wie sonst meist: Die H-1B-Verordnung durfte Handelsminister Howard Lutnick (l.) selbst unterzeichnen Foto: dpa
Von Hansjürgen Mai aus Washington

Die US-Regierung hat eine neue finanzielle Hürde für Ar­bei­te­r:in­nen und Zuwandernde eingeführt. Künftig wird eine Visa-Gebühr von 100.000 US-Dollar statt bisher 215 Dollar fällig. Dabei geht es um die Ausstellung von sogenannten H-1B Visa, die es hoch qualifizierten Ar­bei­te­r:in­nen aus anderen Ländern erlauben, in den USA zu arbeiten.

Die drastische Erhöhung wird vor allem den Technologie-Sektor treffen. „Bilden Sie Amerikaner aus. Hören Sie auf, Leute ins Land zu holen, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen“, sagte US-Wirtschaftsminister Howard Lutnick bei der Unterzeichnung der Anordnung.

Vertreter der MAGA-Szene kritisieren seit langem, dass US-Tech-Konzerne das Visa nicht dazu nutzen, um hoch qualifizierte Aus­län­de­r:in­nen in ihr Unternehmen zu holen, die dort die Mitarbeiter schulen. Statt dessen missbräuchten sie es dafür, junge Arbeitskräfte für weniger Geld zu engagieren, als US-Beschäftigte kosten würden. In den ersten sechs Monaten 2025 hatten allein Amazon, Microsoft und Meta die Genehmigungen für 20.000 H-1B Arbeitsvisums erhalten.

Die neue Verordnung gilt seit Sonntagmorgen. Wie die Agentur Reuters berichtete, hatten mehrere US-Firmen ihre H-1B Mitarbeiter noch kurz vor Inkrafttreten davor gewarnt, das Land zu verlassen. Wer sich im Ausland befand, sollte versuchen, sofort wieder in die USA zu gelangen. Einige H-1B-Arbeitnehmer teilten ihre Versuche, zurück in die USA zu reisen, auf den Sozialen Medien. Das indische Außenministerium erklärte, die Verordnung werde „Familien trennen“.

„War nicht ganz so gemeint“

Das Weiße Haus sah sich gezwungen, mehr Klarheit zu schaffen. Pressesprecherin Karoline Leavitt sagte, die Gebühr werde – anders als von Lutnick angekündigt – nur bei der Antragstellung fällig, nicht jährlich. Existierende Verträge würden weiter gelten.

Der demokratische Senator Mark Warner sagte, wegen der Entscheidung würden wohl weniger begabte Stu­den­t:in­nen und qualifizierte Ar­bei­te­r:in­nen ins Land kommen. Auch politische Folgen sind möglich: Tech-Konzerne und Tech-Milliardäre unterstützten Trump mit Millionenspenden während des Präsidentschaftswahlkampfs. Nun geht er gegen ebenjene vor.

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