Jimmy Kimmel ist zurück: Ein Happy End?
Jimmy Kimmel darf seine Late-Night-Show behalten. Seine Rückkehr ist ein Hoffnungsschimmer, doch die die Macht über die Ausstrahlungen haben andere.
W as will man tun gegen Großkonzerne und gegen repressive pressefeindliche Herrscher? Laut schreien. Und dann aufhören, ihnen Arbeit, Ideen, Leidenschaft oder Geld zu geben. Die Rückkehr von Jimmy Kimmel beweist, dass das funktioniert – teilweise.
Am Montagabend gab Disney bekannt, dass sein „Jimmy Kimmel Live!“ nun doch wieder ausgestrahlt wird. Erst vergangene Woche hatte der Sender ABC, ein Tochterunternehmen von Disney, erklärt, dass die Sendung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werde. Kimmel hatte in der letzten Sendung nämlich über die Tötung des ultrarechten Trump-Freunds Charlie Kirk gesprochen und darüber, wie die „MAGA-Gang“ dessen Tod politisch instrumentalisiere.
Disney sagt jetzt, das Ganze sei geschehen, um „die angespannte Situation in einem emotionalen Moment unseres Lands nicht weiter anzuheizen“.
Dass Kimmel jetzt zurück ins TV darf, liegt vermutlich nicht daran, dass Disney Werte wie Meinungsfreiheit und Pressefreiheit wichtig sind. Der Grund dürfte viel mehr She-Hulk gewesen sein. Tatiana Maslany, die Darstellerin dieser Disney-Heldin, hatte Menschen auf Instagram dazu aufgefordert, ihre Disney-Abos zu kündigen. Und Tausende forderten und taten das. Sie entzogen Disney Geld und Gunst.
Promis wehren sich
Auch andere Darsteller*innen stellten sich gegen den Konzern, obwohl sie doch wichtige Figuren für ihn verkörpert hatten. Tom Hanks etwa und Martin Short unterschrieben einen offenen Brief. Internetliebling Pedro Pascal postete ein Foto mit Kimmel. Der Schöpfer der ABC-Erfolgsserie „Lost“, Damon Lindelof, sagte öffentlich, er werde nicht mehr mit dem Unternehmen arbeiten, wenn Kimmel nicht zurückkommt. Hinzu kommen fünf Gewerkschaften aus dem US-Showbusiness, die sich gegen die Entscheidung stellten.
Wenn sich Publikum, Darsteller*innen, Autor*innen von Disney abwenden, was hat Disney dann noch außer Vergnügungsparks?
Das Disney Kimmel also vorerst wieder ins Programm nimmt, ist ein Sieg derer, die Konsequenzen ziehen. Als Trump die Nachrichtenagentur AP von Veranstaltungen ausschloss, als er gegen die New York Times klagte, da gab es bereits breite Kritik.
Richtig laut wurde sie aber erst jetzt, als Trump mit Kimmel versehentlich einen Medienmärtyrer schuf, dessen Gesicht in den USA jede*r kennt, weil er seit über 20 Jahren im Fernsehen kritisiert, nicht in Texten.Dass dieses Gesicht nun zurückkehren kann, ist ein Hoffnungsschimmer. Aber leider ein schwacher, denn die Show wird trotzdem viele Menschen nicht wie üblich im TV erreichen.
Die Macht der Sender
ABC macht zwar die Show, aber die Ausstrahlung erfolgt in den USA über diverse Lokalsender, ABC-Affiliates. Und die gehören unterschiedlichen Unternehmen. Die Konzerne Nexstar und Sinclair erreichen laut Expert*innen mit ihren ABC-Affiliate-Stationen wischen 20 und 25 Prozent des ABC-Publikums. Sie treffen wichtige Entscheidungen.
Vergangene Woche hatte sich zuerst Nexstar gegen Kimmel gestellt, nachdem Brendan Carr, Chef der US-Medienaufsicht und Freund von Trump, den Lokalsendern wegen der Show gedroht hatte. Man würde im schlimmsten Fall den Sendern die Lizenz entziehen. Darauf folgte die Disney-Entscheidung. Danach kam Sinclair hinterher und forderte von Kimmel sogar, dass er sich bei der Familie Kirks entschuldigt und seiner radikal rechten Jugendorganisation Geld spendet.
Nexstar hat sich bisher noch nicht dazu geäußert, ob sie Kimmels Show wieder zeigen werden. Das Unternehmen ist auf Carr angewiesen, weil es einen Konkurrenten kaufen will und das von der Aufsicht bewilligt werden muss. Auch Sinclair will fusionieren. Der Sender hat schon in einem Statement auf X, der Plattform des rechten Milliardärs Elon Musk, bekannt gegeben, dass sie stattdessen Nachrichtenprogramme senden wollen. Welche politische Qualität die haben, bleibt offen, wenn man sich ansieht, welchen Post die Firma vor dem Statement abgesetzt hat. Darin bewarb sie ein Special zu Charlie Kirk.
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