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Tübinger OB diskutiert mit AfD-PolitikerDie Boris-Palmer-Show

Das Stadtoberhaupt hat sich am Freitag mit dem Spitzenkandidaten der Südwest-AfD Marcus Frohnmaier öffentlich duelliert. Dabei machte er Punkte, doch der Nutzen der Veranstaltung blieb fraglich.

Boris Palmer verfolgt vor seiner Diskussionsrunde mit dem AfD-Landesvorsitzenden Frohnmaier eine Demonstration gegen die AfD Foto: Christoph Schmidt/dpa

Tübingen taz | Sterile Erregung nennt man es, wenn Konflikte nur noch den bekannten Ritualen folgen. Wenn Boris Palmer, wie am Freitagabend geschehen, mit dem AfD-Mann Markus-Cornel Frohnmaier verbal die Klingen kreuzt, kriegen die rechten Kanäle von Welt bis „Nius“ feuchte Finger. Alles links vom Bürgertum schäumt dagegen. Und Palmer sonnt sich tagelang in seiner Heldenrolle, weil er – vermeintlich als erster – mit AfD-Politikern streitet. Und Frohnmaier freut sich, dass ihn mal endlich jemand als Spitzenkandidaten im heraufziehenden Wahlkampf von Baden-Württemberg wahrnimmt.

Viel Wind also. Im Vorfeld und am Abend selbst. Mehrere Gegendemonstrationen mit 2000 Teilnehmern, ein großes Polizeiaufgebot. Die 800 Plätze in der Hermann-Hepper-Halle wurden nach strengen Regeln vergeben und waren schnell weg. Es gab sogar eine Liste mit Nachrückern. Trotzdem waren die Zuschauerreihen, so sah man’s im Stream, höchstens zu 70 Prozent besetzt und wurden, nachdem Protestierende von der Polizei aus der Halle hinausgeleitet worden waren, noch leerer.

Obwohl den meisten noch das Streitgespräch zwischen Mario Voigt und Björn Höcke in schlechter Erinnerung sein dürfte, sei das hier in Tübingen schrecklich innovativ, versicherte der Rhetorikprofessor Joachim Knape, der den Abend etwas unbeholfen moderierte. Und auch ein Verweis auf Habermas durfte nicht fehlen. Doch man musste schon sehr viel Leidenschaft für den zwanglosen Zwang des besseren Arguments aufbringen, um der Debatte vor einem merkwürdig fleischfarbenen Vorhang bis zum Ende zu folgen. Denn das Format mit lächerlichem Zeitstoppen per Wecker und ritualisierten Zufallsfragen aus dem Publikum hemmte die Diskussion, ebenso wie die Zwischenrufe aus beiden Lagern.

Palmer machte an dem Abend etwas, was selbst Anhänger der AfD nicht tun – und vielleicht nicht mal ihre Funktionäre: Er nahm das AfD-Parteiprogramm ernst. Er zeigte auf, dass damit Wohlstand vernichtet wird und den Kommunen massiv Steuereinnahmen wegbrechen. Dass Wohnraum für Normalverdiener unbezahlbar werde, wenn sozialer Wohnungsbau abgeschafft würde, wie es die AfD will. Und er rechnete vor, wie die Partei Millioneninvestitionen einer Stadt wie Tübingen in die Tonne treten würde, wenn sie Windräder und Solaranlagen abreißen wollte. Sein Refrain: Deshalb hat die AfD in Tübingen bisher nicht mehr als 6,5 Prozent der Wählerschaft erreicht – und das sei gut so.

Palmer schlug sich gut. Er nannte gute Gründe, warum sozial Schwache, Unternehmer und Migranten Angst vor der AfD haben müssen. Nagelte Frohnmaier auf sein Versprechen fest, dass er Rechtsextreme aus der Partei werfen wolle. Viele Antworten von Frohnmaier verloren sich dagegen im Ungefähren. Wo ihm Fakten fehlten, griff er zu rhetorischen Tricks. Fazit: Was Palmer an diesem Abend tut, können auch andere Politiker – aber sie tun es zu selten: der AfD die Regeln des demokratischen Diskurses aufzwingen.

Und immerhin hat Palmer seiner Stadt und den dort ansässigen Einwohnern und Ladenbesitzern mit der Debatte eine Demonstration der AfD erspart. Was auch auf der Antifa-Seite einige Enttäuschte zurückließ. Wie ein junger Mann am Mikrofon sagte: „Sie haben uns die Gelegenheit zum Protest genommen, hier im Saal wirken wir nur als Störer.“

Am Ende der großen Palmer-Show in Tübingen ist man trotzdem etwas ratlos. Denn der Zweifel, den Sozialbürgermeisterin Gundula Schäfer-Vogel im Vorfeld öffentlich formuliert hat, ist ja nicht von der Hand zu weisen: Sind die Anhänger der AfD überhaupt noch für Argumente erreichbar?

Vielleicht hat die Veranstaltung also weniger dazu gedient, die AfD zu entlarven, als der Vergewisserung, wo der Quartals-Populist Boris Palmer steht: vielleicht nicht da, wo ihn Linke gerne hätten, aber zumindest mit klarer Kante gegen die AfD.

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54 Kommentare

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  • Wir haben scheinbar zwei völlig unterschiedliche Veranstatlungen gesehen...



    Wer hier Palmer als jemanden der 'Kante gegen die AfD# zeigt sieht, war entweder schon vor dem Startschuss beim 7. Weizen oder möchte es sich schön reden.



    Ja, Palmer hat das Wahlprogramm und auch die Diskussion ernst genommen, aber ist unsouverän und durch kindische Zwischenrufe durchgefallen. Auch war sein Kontra Kapitalismuskritik für Arme beziehungsweise entlarvte er nicht, sondern stärkte meines Erachtens nach die Blaubraune Brut noch. 99% des von Boris gesagten, war nicht nur altbekannnt, sondern wirkt aus seinem Mund wie Hohn.



    Wer hier etwas positiv erkannt ahben will... Puh.

  • Da versucht zumindest mal jemand, die AfD dumm dastehen zu lassen und zu entblößen.



    Sonst hört man nur aufgeregtes und kopfloses Verbotsgegacker

  • Demnächst ignorieren wir einfach, dass die AfD in Sachsen-Anhalt die absolute Mehrheit erreicht hat und den Ministerpräsidenten dort dann stellt. Wahlkampf dagegen machen wir nicht und an Debatten nehmen wir nicht teil.



    Immer schön den Kopf in den Sand stecken .

  • Kommt jetzt die Tournee-Ankündigung?



    Boris Palmer wandert mit Martin Sellner zum Obersalzberg. Boris Palmer interviewt Götz Kubitschek auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg.



    Boris Palmer diskutiert mit Jürgen Elsässer im Russischen Haus in Berlin.



    Boris Palmer steppt mit Alizze Weidel den Radetzky-Marsch bei Let's Dance.



    Zum Tournee-Abschluss schabt Boris Palmer zusammen mit Vladimir Putin Kässpätzle auf dem Roten Platz in Moskau.



    Es folgen Bildband, Film-Dokumentation und Boris Palmers Tournee-Kochbuch.



    Juli Zeh muss noch die Pferde füttern: Dann kann's losgehen!

    • @Thomas Eilenstein:

      Was hätten Sie dagegen, wenn auch dort die Schlagzeilen so lauten negativ ausfallen für die AfD wie bei der jetzigen Debatte? Würde es Sie stören? Schade, dass es die Debatte nicht auf Video gibt. Da könnte man von lernen.

  • Die Frage, ob Anhänger einer Partei für Argumente überhaupt noch erreichbar sind, läutet im Prinzip das Ende der Demokratie ein. Dann kann man sich Wahlen auch gleich sparen, wenn man große Teile der Wählerschaft für so verbohrt hält, dass man sich jedes Argument sparen kann.



    Das werden andere Parteien natürlich auch gern übernehmen, im Ruhrgebiet bzw. Bayern gab es den Satz, dass SPD bzw. CSU auch einen Besenstiel aufstellen könnten und der würde gewählt.

    • @Dr. McSchreck:

      Es ist keine Frage mehr ob Argumente die wahnsinnigen Wahlschafe der AgD noch erreichen - die Leithammelböcke & Böckinnen der Faschisten drehen den Spin über die Palmersche Showveranstaltung einfach um und fluten die sozialen Medien mit Hetz -Narrativen der Weidels, Frohmeiers und Chrupallas.

      Eine Auseinandersetzung mit Argumenten kann doch nur in einem geistig moralischen Klima stattfinden wenn Diskussionsbeitäge 1 zu 1 in die Wahlhammelwählerschaft der AgD hinein getragen werden.

      Und genau das findet nicht statt - welches Medium sollte das sein welche die Stichhaltigkeit von Argumenten in die AgD Wählerschaft hinein trägt? AgD Wähler sind schon längst vom nationalen Diskurs abgekoppelt und hängen ausschliesslich an der Pipeline entsprechender sozialer Medien die hektoliterweise und in Kübeln ihren Mist über ihre Wahlschafe auskippen.

      Solange die sozialen Medien nicht wirksam kontrolliert oder abgeschaltet werden lässt sich ein demokratisches Klima in dem sachliche Argumente hin - und her gewendet werden nicht wieder herstellen.

    • @Dr. McSchreck:

      Zitat: "Die Frage, ob Anhänger einer Partei für Argumente überhaupt noch erreichbar sind, läutet im Prinzip das Ende der Demokratie ein. Dann kann man sich Wahlen auch gleich sparen, wenn man große Teile der Wählerschaft für so verbohrt hält, dass man sich jedes Argument sparen kann."

      Es wird leider so kommen. Trump alleine ist Vorbild vieler Nationen geworden. Pluralität ist eben anstrengend anstatt selbstverständlich.

  • Der AfD eine Bühne bereiten? Das braucht es nicht. Die stehen schon mitten drauf. Etwas putzig, dieser Vorwurf.

  • Die meisten Anhänger der AfD dürften durch Argumente nicht erreichbar sein. Die meisten ihrer Wähler, jedenfalls im zivilisierten Teil des Landes, hingegen schon.

    • @nihilist:

      Die meisten AFD Wähler wollen doch einfach nur witzig sein.



      Nur lachen werden am Ende nicht diese, sich als " Rächer der Nation " meinenden Menschen, sondern die Partei- Funktionäre, Höcke & Co

  • Nach der Aktion gegen das ZDF-Interview stiegen die Umfragewerte der AfD. Das nennt man wohl Politische Schönheit.

  • "Was Palmer an diesem Abend tut, können auch andere Politiker – aber sie tun es zu selten: der AfD die Regeln des demokratischen Diskurses aufzwingen."

    Natürlich können das noch viele andere Politiker oder Journalisten.

    Es gibt aber eine starke Bewegung, die solche Treffen unterbinden will. Solche Treffen werden gezielt bekämpft. Die Nicht-Auseinandersetzung im medialen Rahmen ist die quasi-offizielle Direktive im Umgang mit der AfD

    • @Rudolf Fissner:

      Das ist doch Blödsinn...



      Anfangs hat man mit der Partei gesprochen, die Folge war eine weitere Radikalisierung und Stärkung der im weitesten Sinne konservativen innnerhalb der Partei.



      Man hat sie ignoriert, als Folge kam es zu einer weiteren Radikalisierung.



      Man bindet sie ein (die AfD hat in jeder Hinterwäldler-Talkshow/Politsendung irgendeine FAschistin oder Faschisten sitzen) und lässt sich ihre Scheiße verbreiten, als Folge, oh welch Überraschung, eine Radikalisierung der Partei.



      In meinen Augen gibt es nur eine Möglichkeit mit dieser Partei umzugehen, allerdings muss ich mich an die Netiquette halten und somit beibt nur auf das Verfassungsgericht zu hoffen.



      Was ich nicht tue.

  • Ich finde, Palmer hat es gut gemacht. Den harten Kern der AFD Wähler hat er wohl nicht erreicht, aber einige Wackelkandidaten dürfte er zum Nachdenken gebracht haben. Die Protestler im Saal hingegen haben das Geschäft der AFD besorgt. Nützliche Idioten nannte man das früher.

  • Einer so ambivalenten und selbstverliebten Person wie Boris Palmer ist oft schwer beizukommen. Einmal möchte man ihn in der Luft zerreissen, mit seinen fast an Rassismus grenzenden Aussagen und Formulierungen. Ein anderes Mal gibt's Einiges in seiner politischen Agenda, besonders gerade für Tübingen, das man schlichtweg anerkennen muss.



    Ob diese Veranstaltung zu seinem Ruhm beitragen wird, mag ich gerne bezweifeln.



    Boris Palmer selber wird sicherlich diese Veranstaltung als 'gelungenen Abend' abgeheften.

    • @Klaus Waldhans:

      Ja ich denke auch das nur er davon (etwas profitiert) aber beim Kampf gegen die nichts erreicht hat.



      Die AfD kommt bei den Wählern als Ausdruck ihrer Frustration ins Spiel. Sie ist da für die Wütenden und Enttäuschten. Diese spezielle Wählergruppe erreicht man nicht, indem man ihnen erzählt das ihre alternative Idee auch nicht funktionieren wird, schon gar nicht wenn man zu denen gehört, die die vorher enttäuscht haben. Damit macht man die nur noch wütender und erreicht eher das Gegenteil von dem was man wollte...

      • @Rikard Dobos:

        Die AFD ist nicht für die Wütenden und Enttäuschte da, die AfD ist für Rassisten, für Muslimhasser, für Judenhasser, für Faschisten und für Menschlichefeindlichkeit und Kälte da!

        Bitte endlich mal aufhören dieses Märchen vom wütenden enttäuschen, frustrierten Bürger zu reproduzieren. Denn all das ist kein Alleinstellungsmerkmal von Rechtsextremisten. Auch muslimische, afrikanische Geflüchtete und Gastarbeitende Bürger sind wütend, enttäuscht und frustriert. Wo bitte in der Politik gesteht man diesen stigmatisierten Gruppen, ihre Wut ihre Enttäuschung denn zu? diese Menschen haben 1000 mal mehr Grund, wütend und enttäuscht zu sein, weil sie die Verlierer der Gesellschaft sind, während der AfD Bürger auf Luxusniveau jammert, mit allen bürgerlichen Rechten und voller Anerkennung seiner Existenz in der Tasche und zwar geschenkt, nicht beantragt oder er arbeitet!



        Sorry, aber ich kann diese verständnisvolle Verharmlosung nicht mehr hören.



        B. Storch hat selbst gesagt, die DNA der AfD ist der Kampf gegen Muslime! Ein Blick ins Parteiprogramm genügt, um das bestätigt zu bekommen. Das hat nichts mit Wut und Enttäuschung zu tun, sondern mit rassistischer Ideologie von Wohlstandsbürgern!

  • Wir sehen ja, wie erfolgreich die AfD ist, wo sie inhaltlich nicht gestellt wird.



    Ob man ihr dann in der Presse einen grosse Bühne bereitet, ist dann noch eine ganz andere Frage.



    Ganz wichtig ist es natürlich, Palmer persönlich anzugreifen "Quartals-Populist", obwohl er in seiner Stadt wirklich gute und erfolgreiche Arbeit leistet, was man sonst über das linksgrüne Spektrum nicht überall sagen kann.

  • Ja mei, da hat er nur "gute Punkte" gemacht und nicht auf allen Ebenen die AfD komplett zerlegt. Dann doch lieber wieder zurück zu Dauerempörung, "mit denen redet man nicht" und Hoffnung, dass die AfD irgendwann mal verboten wird. Weil diese Leier ja so gut funktioniert hat bislang.



    Man muss Palmer nicht mögen und seine provokanten Äußerungen, die er ab und zu raushaut auch nicht. Aber er hat den Mut über den grünen Tellerrand zu gehen. Er spricht genau die Themen an, auf die die AfD keine Antworten hat. Er macht nicht den tausendmal gemachten Fehler sich auf die Lieblingsthemen der Blauen einzulassen und dann argumentativ im gewohnten Blabla unterzugehen. Ob AfD Wähler mit Argumenten erreichbar sind? Natürlich nicht alle. Ein großer teil ist durch und durch braun. Aber die Behauptung, dass unter denjenigen, die vorher jahrelang etablierte, demokratische Parteien gewählt haben, niemand mehr mit Argumenten und besserer Politik zu überzeugen ist, klingt maximal überheblich und hat außer der Hoffnung auf ein Parteiverbot auch keinen Lösungsansatz.

  • Ich habe die Diskussion nicht gesehen, hielt sie aber auch für unnötig.



    Es wird laufen wie immer, die linksgerichtete Presse wird sagen Palmer hat sich gut geschlagen, die rechtsgerichtete Presse wird dasselbe von Frohnmaier behaupten und die AfD Wähler interessiert das sowieso nicht.

    • @Filou:

      Diese AfD Wähler werden dann von den Videos über die Störer gefüttert.

  • Diese Formate leiden daran, dass die AfD sich ja gerade nicht auf die sachliche Diskussion um bessere Lösungen einlässt, die sie objektiv nicht hat.



    Deswegen ist es auch ein Fehler, die AfD in das Spiel einzuladen. Sommerinterviews, Talkshows, Town Halls, die AfD sabotiert den Diskurs, lügt dass sich die Balken biegen und vergiftet vorsätzlich das Diskussionsklima.



    Die destrutiv-disruptive Erzählung soll weitere Nahrung erhalten, eine AfD die Teil der Lösung wird korrumpiert sich in den Augen ihrer wutentbrannten, diktaturaffinen Anhänger.



    Im Moment ist die AfD im Flow, der Hass wird begierig gefressen und münzt sich in Wählerstimmen in Volksparteigröße um. Warum sollte sie das ändern? Aber umgekehrt: warum sollte die Demokratie ihr diese zusätzliche Gelegenheit geben?



    Palmer hat sicher die bessere Figur gemacht, das macht jeder halbwegs informierte Politiker gegenüber der AfD. Es zahlt aber immer auf das "wir-gegen-die"-Konto der Blauen ein. Die AfD würde sich entzaubern, wenn sie an der Macht wäre. Die Frage ist, ob es dann nicht zu spät wäre.

    • @FtznFrtz:

      "Diese Formate leiden daran, dass die AfD sich ja gerade nicht auf die sachliche Diskussion um bessere Lösungen einlässt, die sie objektiv nicht hat."

      Vor allem leiden die Formate daran, dass es keine Kontra-Formate gibt, die auf einer Debatte beruhen und so der AfD das Feld überlassen.

  • Man sollte d e n e n überhaupt keine Bühne geben - Punkt!

    • @Il_Leopardo:

      Warum erwähnen sie d i e dann?

      • @Rudolf Fissner:

        Ich weiß, das ist hier auch eine Bühne. Aber d i e oder d e r e n Anhänger lesen sicher keine TAZ.

        • @Il_Leopardo:

          Auch hier sind Anhänger und Sympathisanten unterwegs.

        • @Il_Leopardo:

          Tja, wenn jeder nur in seiner Blase bleibt und Angst davor hat, mit Andersdenkenden zu diskutieren, dann braucht man sich über die momentane Situation in Deutschland nicht zu wundern.

  • Den größten Fehler haben die Störer in der Halle gemacht.



    Das minutenlange mit Sprechchören unterbinden jeglicher Diskussion nützt nur der Afd, die ihre Opferrolle weiter ausbauen kann.

  • Ein sehr angenehm ohne moralische Überhöhung und Schaum vor dem Mund (dadurch im Kopf) geschriebener Artikel. Danke.

  • Palmer war immer und ist es noch ein Selbstdarsteller. Skrupel kennt er keine. Eine Show wie diese nutzt er für Self-Publicity - eine politische Erkenntnis ist davon nicht zu erwarten - doch für ihn auch nicht das Primäre. Ein eitler Gockel....

    • @Perkele:

      Ein Grüner, der Erfolg hat und seit Jahren Wahlen für sich entscheidet, der muss natürlich verdächtig sein. Eine ärgere Zumutung gibt es für den eher erfolglosen Rest wohl kaum.

    • @Perkele:

      Sicher doch. Die eigentlichen Helden sind die Linksparteiler die gehobenen Hauptes zugesehen haben, wie ein Großteil ihrer Wähler zurAfD rüber gemacht haben. Da schmerzt natürlich ein Palmer, wenn er zeigt wie man effektiv gegen die AfD Politik macht.

      • @Rudolf Fissner:

        Effektiv? Das können wir behaupten, wenn die AfD in den nächsten Wochen auf unter 20% fällt, z.B. in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg.

    • @Perkele:

      Ich dachte sie beschreiben einen ehemaligen Wirtschaftsminister

      • @Reinero66:

        Sigmar Gabriel???

    • @Perkele:

      wenn "eitle Gockel" die beste Politik machen, dann wähle ich eben einen Gockel.

      • @T-Rom:

        Schließe mich an.

      • @T-Rom:

        Dagegen hat niemand was einzuwenden - wenn's kein faschistischer "eitler Gockel" ist....



        (Ich sage damit nicht, dass Palmer das ist)

  • Frohnmaier ist nur noch furchtbar und geeignet ihn als abschreckendes Beispiel -- weil unfähig zur Selbstreflektion -- in ein Schaufenster zu stellen.

    Frohmeier wurde in Rumänien geboren und aufgrund seiner schwachen Konstitution war er ursprünglich nicht zur Adoption vorgesehen. Ein deutsches Ehepaar adoptierte jedoch schließlich ihn und seine Zwillingsschwester aus einem Kinderheim heraus. Daraufhin wuchs er bei seinen Adoptiveltern in Weil der Stadt-Schafhausen auf.

    Bekannt wurde, dass Frohnmaier in seinem Abgeordnetenbüro Rechtsextremisten beschäftigt -- auch seine eigenen Positionen sind offen rechtsextrem und xenophob.

    Darüber hinaus stand Frohnmaier wiederholt wegen seiner Kontakte zu russischen Politikern und deren Einflussnahme auf ihn in der Kritik. In einem Strategiepapier der Präsidialverwaltung Putins (!!!) wird Frohnmaier als „ein unter absoluter Kontrolle stehender Abgeordneter“ bezeichnet. (!!!)

    Das er unfähig erscheint sein eigenes Schicksal (rumänische Kinderheime waren/sind berühmt brüchtigt) positiv auf andere Flüchlinge zu übertragen ist ein Thema für eine Psychoanalyse -



    aber sicherlich völlig ungeeignet für einen politischen Diskurs.

  • Ich fand die Veranstaltung über die Maßen "verunglückt", und das laste ich nicht den Protestierenden an. Der Moderator war in meinen Augen völlig überfordert; es gelang ihm in keinster Weise, der Diskussion irgendeine Struktur zu geben - wobei es selbstverständlich sowieso gescheiter gewesen wäre, diesen Abend erst gar nicht durchzuführen.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      In meinen Augen war der Moderator auch überfordert, überhaupt nicht redegewandt, eher unbeholfen. Für einen Rhetorik-Professor eine Blamage. Das Konzept der Veranstaltung war zu kompliziert. Man hätte sich entweder auf das Rededuell fokussieren sollen oder auf die Beantwortung von Bürgerfragen. Ob man jetzt mit der AfD reden sollte oder nicht und in welchem Setting, dafür gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Es gibt Argumente dafür und dagegen. Ich sehe das mittlerweile eher wie Palmer, der sagt, nicht reden ist als Strategie gescheitert. Mein Eindruck von gestern: die Störer im Saal haben den AfD Anhängern die perfekte Bühne geliefert. Die AfDler haben sich amüsiert und konnten hämisch lachend mit ihren Smartphones aufzeichnen, wie "die Linken" eine demokratische Diskussion verhindern wollen. Ich fand den Protest im Saal unangebracht. Die Zwischenrufe und Kommentare der AfDler während der Veranstaltung habe ich dagegen kaum gehört, habe aber einige in Zeitungsberichten gelesen. Diese sind entlarvend dahingehend, dass Frohnmaier auf der Bühne sich zwar als Demokrat und Bürgerfreund gibt, aber seine Partei und andere Anhänger das mitnichten sind.

      • @DaBa:

        Sehe ich genauso. Danke.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Ich fand die Veranstaltung insgesamt gelungen.



      Stimmt, ein Moderator, der an Theo Lingen in den "Pauker"-Filmer erinnerte.



      Aber dafür Palmer, der Frohnmaier mit konkreten Fakten (AfD-Zitaten, vor allem der positiven Bilanz einer ökologischen Stadtentwicklung) in eine Enge trieb, aus der sich Frohnmaier nur mit allgemeinem Schwadronieren herauswinden wollte.



      Sinnvoll und notwendig waren die Demos vor der Halle. Aber der Versuch von ca. 40 Leuten innerhalb, die Veranstaltung akustisch zu verhindern, hat sich faktisch gegen die Mehrheit der Zuhörenden gerichtet - die wollten miterleben, ob/wie man die AfD auf diese Weise kleinhalten kann.



      Im "Schwäbischen Tagblatt" wird eine Maria von den "Oma gegen rechts" zitiert: Ideen von AfD-Anhängern dürfe man "nicht diskutieren, man muss sie bekämpfen". Auf meine Frage, wie man Ideen bekämpft, ohne sich mit ihnen auseinanderzusetzen, habe ich bislang keine Antwort erhalten.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Ich stimme Ihnen größtenteils zu, und die Protestler haben sich einfach nur als das gezeigt, was eh schon jeder wußte: als Antidemokraten und Meinungsfreiheitsverächter.

      Gewinner ist die AfD.

      • @Iris Weber:

        Die AfD ist nicht der Gewinner, sorry.



        Weil Palmer den Frohnmaier mit sehr konkreten Fragen in die Enge getrieben hat, aus der sich F. nur mit allgemeinem und länglichem (29:23 Minuten Redezeit) Geschwurbel rauswinden wollte.



        Und da hat die AfD Ihrer Meinung nach gewonnen?



        Beispiel: Palmer fragt Frohnmaier, ob er die sehr erfolgreiche Klimaschutzpoitik in TÜ (Voltaik, Windräder) abschaffen will - das steht im AfD-Programm.



        Frohnmaier antwortet darauf mit einem Plädoyer für AKW's. Dauer 20 Jahre, bis die wieder gehen könnten (neben ihren ungelösten Problemen).

  • „Sie haben uns die Gelegenheit zum Protest genommen, hier im Saal wirken wir nur als Störer.“ - Das Schlimmste ist, dass diese Trottel alles dafür getan haben, um so zu wirken. Und das ist leider die einzige Erkenntnis des Abends

  • Palmer for President!

    Das Beste was unser Parteiensystem seit langem zu bieten hat.

    Klug, demokratisch, debattenfreundlich, unkonventionell.

    Auf weiter Flur niemand, der ihm das Wasser reichen könnte.

    Nicht umsonst Sieg in erster Runde: Palmer wurde am 23. Oktober 2022 mit 52,4 % der Stimmen wiedergewählt.

    Absolute Mehrheit: Mit diesem Ergebnis sicherte er sich die absolute Mehrheit und konnte die Wahl in der ersten Runde für sich entscheiden.

    Konkurrenten: Die grünen Kandidatin Baumgärtner erreichte 22,0 % und die SPD-Kandidatin Sofie Geisel 21,4 % der Stimmen.

    Klare Sache.

    • @shantivanille:

      Das, was ich von ihm höre und sehe, finde ich auch gut. Eine kluge Politik für die Bürger in seiner Stadt, unideologisch, erfolgreich. Ein Mann an der richtigen Stelle !

  • Man muss glaube ich differenzieren zwischen AfD-Anhängern, die nicht mehr zu erreichen sind und AfD-Wählern, die nach so einer Veranstaltung jetzt vielleicht gar nicht mehr wissen was sie wählen sollen.



    Derjenige der Protest wählt, der vielleicht früher mal die ehemalige Arbeiterpartei SPD gewählt hat, der ist durchaus Argumenten gegenüber offen.



    Der Rest ist bei Telegram oder Bild oder Nius unterwegs und wird dort ohnehin eine andere Wahrheit erleben.

    • @Tz-B:

      Man ist übrigens "für" etwas offen, nicht "gegenüber".

  • Wenn in Tübingen OB Palmer mit einem AfD-Politiker diskutiert, wirkt das Ganze wie ein Hochsicherheitsexperiment. Polizeiabsperrungen, Einlasskontrollen, Sirenen – als stünde nicht ein Gespräch, sondern ein Staatsbesuch auf dem Programm. Und die taz? Sie schreibt seitenlang über Palmers Gestik, Mimik, Selbstinszenierung – aber die AfD? Deren Position bleibt Nebel, bestenfalls Randnotiz.

    Was bleibt, ist eine seltsame Dramaturgie: Während Palmer als Hauptdarsteller porträtiert wird, darf der eigentliche Gegner im Hintergrund murmelnd die Kulisse füllen. Kritik am Polizeistaat-Setting? Fehlanzeige. Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD? Ebenfalls. Stattdessen: eine Palmer-Show mit Schlaglichtern, als sei er der letzte Gladiator im Demokratiezirkus.

    Die Ironie: Da wird Demokratie mit Polizeipanzer verteidigt – und gleichzeitig der politische Gegner so ausgeblendet, dass man fast vergisst, warum man sich überhaupt getroffen hat. Debatte sieht anders aus. Wenn nur über den einen geredet wird, aber der andere gar nicht, ist das kein Diskurs, sondern ein Monolog unter Blaulicht.

    • @Jörg Radestock:

      Die Organisationsform in der Halle mit Publikum war halb gut, insbesondere vor dem Aspekt, dass der Protest in der Halle die Auseinandersetzung der beiden Politiker erheblich gestört hat. Das nutzt letztlich nur der AfD, Beide Politiker in ein Studio mit einem fähigen Moderator wäre klar besser gewesen.



      “Polizeistaat Setting” kann ich nicht erkennen, diese hat versucht, dass die demokratische Veranstaltung geschützt durchgeführt werden kann und dies entsprechend umgesetzt.