Plug-in-Hybrid-Autos: Auf der Straße fünfmal mehr CO2 als auf dem Prüfstand
Eine Analyse zeigt bei Plug-in-Hybrid-Wagen eine enorme Diskrepanz zwischen Tests und Wirklichkeit. Doch die Automobilindustrie will sie auch nach 2035 verkaufen.
Diese Zahl ist demzufolge seit 2021 leicht gestiegen. Die offiziellen Testergebnisse hingegen hätten stetig weniger Kohlendioxid-Emissionen ermittelt. Dadurch nehme die Diskrepanz zwischen Test und Wirklichkeit bei Plug-in-Hybriden seit 2021 konstant zu.
Die Analyse basiert auf Zahlen der Europäischen Umweltagentur, die 127.000 Fahrzeuge unter normalen Fahrbedingungen untersucht hat.
Nutzungsverhalten bestimmt Klimabilanz
Grund dafür sei, dass die Autohersteller auf dem Prüfstand idealisierte Bedingungen annehmen würden, sagte Mobilitätsforscher und Soziologe Andreas Knie der taz. „Es wird unterstellt, dass Menschen zu größeren Teilen den elektrischen Motor fahren würden.“ In Wirklichkeit dominiere jedoch der Verbrennermodus.
Die Klimabilanz der Hybride hängt aber maßgeblich davon ab, zu welchen Anteilen sie elektrisch gefahren werden. Die Idee ist, dass die regelmäßige Nutzung auf Kurz- und Mittelstrecke elektrisch stattfindet und nur für größere Reichweiten auf den klimaschädlicheren Verbrennungsmotor zurückgegriffen wird. Dieses Nutzungsverhalten scheint jedoch nicht der Realität zu entsprechen.
Das Tückische dabei sei, dass die Verbrennungsmotoren im Plug-in-Hybrid mehr CO2 emittieren würden als bei gängigen Verbrennern. „In diesen Fahrzeugen stecken kleinere Motoren als in klassischen Benzinern oder Dieselautos“, sagt Andreas Knie. „Dadurch arbeitet der Motor beim Hybrid häufiger an seiner Leistungsgrenze.“ Außerdem sind Hybride durch den doppelten Motor schwerer, auch das erhöhe den Treibstoffverbrauch und so die Emissionen.
Hybride trotz Verbrenner-Verbot?
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) behauptet auf seiner Website hingegen, Hybridfahrzeuge würden „eine effiziente und ökologisch vorteilhafte Lösung“ darstellen, wenn es um die CO2-Reduktion geht. Hybride würden „das Beste aus zwei Welten“ verbinden. Dementsprechend fordert der Verband „Technologieoffenheit“ und spricht sich darüber hinaus dafür aus, dass auch nach 2035 weiter Plug-in-Hybride in der EU zum Verkauf stehen sollten. T&E zufolge machen Plug-in-Hybride im Moment 8,6 Prozent der Automobilkäufe in der EU aus.
Hintergrund ist das Verbrenner-Aus der EU, das gerade im Zuge der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München wieder viel diskutiert wird. Demzufolge dürfen ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Das schließt auch Hybrid-Autos mit ein.
Andreas Knie spricht sich klar gegen eine Aufweichung der Regeln aus, wie sie der VDA fordert: „Es sollte unbedingt dabei bleiben, dass nach 2035 keine Verbrenner mehr, egal in welcher Konstellation, neu auf den Markt kommen.“
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