Vorschlag fürs Bundesverfassungsgericht: Sigrid Emmenegger soll nach Karlsruhe gehen
Nach dem Rückzug von Brosius-Gersdorf sollen im September doch neue Verfassungsrichter:innen gewählt werden. Nun wurde der neue SPD-Vorschlag bekannt.

Dass die SPD Sigrid Emmenegger als neue Kandidatin vorschlägt, wurde durch einen Brief der Fraktions-Geschäftsführer von SPD und CDU/CSU an ihre Fraktionen bekannt, über den zuerst n-tv berichtete. Dort heißt es: „Die Fraktionsführungen haben jeweils in persönlichen Gesprächen ein sehr positives Bild von Frau Dr. Emmenegger gewinnen können und sind von ihrer persönlichen und fachlichen Geeignetheit für das Amt überzeugt.“
Zumindest die CDU/CSU-Fraktionsführung um Jens Spahn (CDU) und Alexander Hoffmann (CSU) scheint Emmenegger also abgenickt zu haben. Wie die Fraktionen nun weiter eingebunden werden, ist aber wohl noch nicht geklärt. Im Fall von Brosius-Gersdorf hatte die CDU/CSU-Fraktionsspitze bereits zugestimmt, bevor sich unter den Abgeordneten Widerstand regte. Brosius-Gersdorf vertrat zum Schwangerschaftsabbruch eine liberale verfassungsrechtliche Position, die der bisherigen Karlsruher Linie widersprach, wonach eine Abtreibung grundsätzlich als Unrecht eingestuft werden muss.
Fachlich versiert und politischer Mensch
Von Emmenegger sind noch keine entsprechenden Äußerungen bekannt. Ihre jüngsten Veröffentlichtungen beziehen sich auf den Bau von Hochspannungsmasten und die Verlegung von Erdkabeln – Fragen, mit denen sie sich am Bundesverwaltungsgericht beschäftigt. Sie gilt aber nicht nur als fachlich hervorragende Juristin, sondern auch als politischer Mensch. Sie dürfte der SPD zumindest nahestehen.
Sigrid Emmenegger hatte auch schon Berührungen mit dem Bundesverfassungsgericht. Von 2009 bis 2013 war sie dort wissenschaftliche Mitarbeiterin, wohl beim damaligen Präsidenten Andreas Voßkuhle.
Nach Informationen der taz wird sich der 12-köpfige Wahlausschuss des Bundestags am 22. September mit Emmenegger beschäftigen. Nur wenn sie dort eine Zwei-Drittel-Mehrheit erhält, kann sie sich am 26. September im Plenum des Bundestags zur Wahl stellen. Auch dort ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich.
Diese drei stehen zur Wahl
Insgesamt werden am 26. September drei neue Verfassungsrichter:innen gewählt. Es werden auch Ann-Katrin Kaufhold, Rechtsprofessorin aus München und SPD-Vorschlag, sowie der Bundesarbeitsrichter Günter Spinner, CDU/CSU-Vorschlag, zur Wahl stehen. Die beiden hatten bereits im Juli kandidiert.
Wie insbesondere die Zwei-Drittel-Mehrheit für Günther Spinner zustandekommen soll, ist noch ungeklärt. CDU/CSU und SPD haben im Bundestag nicht einmal gemeinsam mit den Grünen eine Zwei-Drittel-Mehrheit; es fehlen sieben Stimmen. Wenn man nicht auf Stimmen der AfD setzen will, die im Juli allerdings angekündigt hatte, für Spinner zu stimmen, muss die Linke von einem Votum für Spinner überzeugt werden.
„Die Union ist auf uns immer noch nicht zugekommen“, sagte Clara Bünger, die innenpolitische Sprecherin der Linken, auf Nachfrage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Präsidentin der UN-Vollversammlung
Baerbocks bizarre Ämterrochade
Shitstorm um Autorin Caroline Wahl
Lasst die Frau Ferrari fahren!
Buch über Erfolg der Nazi-Ideologie
Die Lust am Hass bleibt
Diskussion um Wehrdienst
Doppelte Solidarität
Eröffnung der Automesse IAA
Bühne frei für Benzin und Diesel
Die Wahrheit
Pflicht und Gicht