Historische Synagoge in München: Wiedereröffnet unter Merz-Tränen
Die 1931 erbaute Münchner Synagoge ist nach der Restaurierung eröffnet worden. Als der Bundeskanzler über den Holocaust spricht, bricht seine Stimme.

Die Vorsitzende des Vereins Synagoge Reichenbachstraße, Rachel Salamander, hatte die Restaurierung maßgeblich vorangetrieben. „Endlich eine positive Nachricht über Jüdisches“, sagte sie. Eine der wahrhaft schönsten Synagogen der Moderne sei gerettet. Es gelte, das Erbe des Vorkriegsjudentums „wieder seiner vollen Würde zuzuführen“ und die Damaligen mit ihrer Synagoge „wieder zu beheimaten“, sagte Salamander: „Das heißt, ein Stück Geschichte zu heilen.“
Die vom Architekten Gustav Meyerstein 1931 erbaute Synagoge ist laut Salamander der einzige erhaltene Vorkriegsbau des Münchner Judentums. Seit die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) seit 2006 eine neue Hauptsynagoge erhalten hatte, war das Gebäude im Gärtnerplatzviertel verfallen. 2011 gründete Salamander den Verein, um es zu retten. Die Finanzierung von rund 14 Millionen Euro trugen Bund, Land und Landeshauptstadt zu je 30 Prozent, den Rest der Verein.
Kanzler Merz erinnerte an die „widrigen Verhältnisse“, unter denen die Synagoge eröffnet worden war, und an die „jüdische Lebenskraft“, die sich stets durchgesetzt habe. 1938 war das Gotteshaus von den Nationalsozialisten verwüstet, danach notdürftig instand gesetzt und 1947 erneut eingeweiht worden.
Merz verspricht Schutz
Merz war sichtlich bewegt, als er aus der Biografie Salamanders berichtete, die als Tochter von Schoa-Überlebenden aufgewachsen war. In einem ihrer Bücher beschreibe sie, wie sie als Kind gefragt habe, „ob denn den Juden niemand geholfen habe“. Ohne ein Festhalten an der Hoffnung „wären wir doch als Menschen verloren“, zitierte der Bundeskanzler mit brüchiger Stimme.
Merz sagte im Namen der Bundesregierung, „dass wir alles dafür tun werden, was in unserer Macht steht“, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland ohne Angst leben können. Er wünsche sich, dass die Synagoge „ein Ort der Heimat“ für jüdisches Leben und jüdische Religiosität werde, „der ausstrahlt auf die ganze Bundesrepublik“.
Der bayerische Ministerpräsident Söder sagte, ein Feind jüdischen Lebens sei „unser aller Feind“. Er stellte sich hinter den Staat Israel und sagte, Deutschland teile mit dem Land die Werte Demokratie und Freiheit.
Die IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch verwies auf die „Tiefe der jüdischen Geschichte Münchens“: Mehr als 60 Jahre lang habe in diesem Hinterhof das Herz der jüdischen Gemeinde geschlagen. Sie dankte Salamander und sagte, es sei „gut und richtig“, dieses „versteckte Juwel“ nun wieder hervorzuholen.
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